Seit nunmehr 15 Jahren verspricht Work & Travel jungen Reisefreudigen einen spannenden Auslandsaufenthalt, den sich fast jeder leisten kann, da man die Reise mit Gelegenheitsjobs unterwegs mitfinanziert. Das Pionierland Australien traf mit dem Working-Holiday-Abkommen um die Jahrtausendwende den Nerv der Zeit und wurde zum Sehnsuchtsort vieler Work & Traveller. Noch heute zieht es die meisten Working Holiday Maker zu den Kängurus und Koalas. Im Laufe der Zeit kamen weitere Work & Travel-Destinationen dazu, unter anderem Neuseeland, Kanada, Japan und Chile. Was ist in den letzten 15 Jahren passiert? Wie hat sich das Programm Work & Travel entwickelt? Welche neuen Produkte gibt es auf dem Markt? Was war früher besser und welche Vorteile genießen die heutigen Work & Traveller? Ein kleiner Rückblick auf die Entwicklung der letzten 15 Jahre Work & Travel.
Die Pioniere – Work & Travel um die Jahrtausendwende
Um die Jahrtausendwende machten sich die ersten Work & Travel-Pioniere in Deutschland auf, das andere Ende der Welt zu entdecken. Jung und abenteurerlustig folgten sie der vagen Versprechung des noch in den Kinderschuhen steckenden Work & Travel-Programms. Ob es in Australien wirklich Jobs für sie gibt, ob sie mit offenen Armen empfangen werden, ob sie eine bezahlbare Wohnung finden würden – All das wussten die ersten Work & Traveller noch viel weniger als heutige Working Holiday Maker. Schließlich gab es niemanden, den sie fragen konnten. Auch das Internet war noch Lichtjahre von dem entfernt, was wir heute gewöhnt sind. Skype gab es noch nicht, Smartphones und Whatsapp schon gar nicht. Die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen war für die ersten Work & Traveller also deutlich komplizierter, aufwendiger und vor allem teurer. Kaum jemand wäre damals auf die Idee gekommen, einen Laptop mit nach Australien zu schleppen. Die Work & Traveller der ersten Stunde saßen in Internetcafés, eines der wichtigsten Treffpunkte damaliger Backpacker. Mit einer Engelsgeduld luden sie eine Handvoll Fotos von der Digitalkamera hoch, sofern sie schon eine besaßen. Das Internet war, gerade in abgelegenen Orten im Outback, teuer und man achtete darauf, bloß nicht zu viel Zeit zu verplempern. Was sollte man auch tun? Facebook, Twitter, Instagram & Co gab es noch lange nicht, kaum Blogs oder gutgemachte Seiten mit spannendem Content. Umso mehr Zeit hatte man, seine Umgebung zu erkunden und neue Leute zu treffen.
Work & Travel-Jobs – Die Entwicklung von damals zu heute
Jobs wurden um die Jahrtausendwende meist analog und auf teils sehr improvisierte Art und Weise gesucht. Dabei erlebten die ersten Work & Traveller eine große Überraschung – und zwar eine sehr positive. Gut bezahlte Jobs gab es in Australien damals noch wie Sand an den Traumstränden des Landes. Wirtschaftlich ging es der No worries-Nation schon damals blendend und bei gerade mal etwas mehr als 20 Millionen Einwohnern in einem Land, das fast so groß ist wie Europa, suchten viele Branchen händeringend nach Arbeitskräften. Wer damals einen Job suchte, der wurde sehr schnell fündig und staunte nicht schlecht über die im Vergleich zu Deutschland hohen Löhne. Work & Travel Australien war für die meisten Pioniere um die Jahrtausendwende eine Erfolgsgeschichte. Außerdem waren sie begeistert von der Freundlichkeit, der Gelassenheit und der Lebensfreude der Aussies.
Und wie sieht es heute aus?
Gutbezahlte Jobs finden die heutigen Work & Traveller nicht mehr so leicht wie ihre Vorgänger. Das liegt vor allem an der steigenden Zahl der Work & Traveller. Diese kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus vielen anderen Ländern der Welt. Im Laufe der Zeit hat das Land der Kängurus & Koalas immer mehr Working Holiday-Abkommen mit Staaten rund um den Globus geschlossen. Die meisten Backpacker in Australien kommen heute aus Großbritannien, Südkorea und Deutschland. Da die Welt immer näher zusammenrückt, die Flüge günstiger und die Kommunikation über die Ländergrenzen hinweg einfacher wird, wird Work & Travel immer attraktiver unter jungen Menschen.
Veränderungen bei den Gastgebern
Auch die Australier haben sich an die Work & Traveller gewöhnt. Natürlich werden Working Holiday Maker in Australien und anderswo größtenteils immer noch extrem freundlich aufgenommen. Doch in 15 Jahren, in denen die Zahl der jungen Arbeitssuchenden aus dem Ausland stetig anstieg, wuchs leider auch die Resignation bei dem einen oder anderen Einheimischen. Die jüngste Weltwirtschaftskrise ab 2008 war auch in Down Under deutlich spürbar. Damals wurden Australier mitunter lautstark in Form von öffentlichen Plakaten und ähnlichem dazu aufgefordert, Jobs an Einheimische zu vergeben, statt an Work & Traveller. Das war frustrierend für zahlreiche Working Holiday Maker. In diesen Jahren hatten sie es aufgrund der Unsicherheit vieler Australier angesichts der weltweiten Finanzkrise besonders schwer. Trotzdem war es nie unmöglich in Down Under einen Job zu finden und bis zum heutigen Tage ist wohl kaum jemand vorzeitig nach Hause geflogen, weil er keinen Job fand. Nur so einfach wie in den ersten Jahren ist es mit Sicherheit nicht mehr.
Kontakt halten – damals und heute
Dafür ist es heute zum Beispiel viel einfacher, mit den Lieben daheim in Kontakt zu bleiben – zum Guten und zum Schlechten. Die Gefahr sich im Internet zu verlieren, statt den Auslandsaufenthalt maximal auszukosten, ist natürlich groß. Dafür hat man quasi keine nennenswerten Ausgaben mehr für Telefonate und Internet. Man kann Fotos in Echtzeit teilen und stundenlang via Skype mit Videoübertragen mit den Lieben daheim sprechen. Davon konnten die ersten Work & Traveller nur träumen.
Entwicklung auf dem Work & Travel-Markt
Während zu Beginn des Work & Travel-Booms noch wenige Anbieter den Markt dominierten, sind in den vergangenen Jahren naturgemäß viele weitere Dienstleister auf den Plan getreten. Zu Beginn hatten Work & Traveller meist nur die Möglichkeit, sich zwischen einer Reise mit oder ohne Veranstalter zu entscheiden. Heute gibt es zahlreiche weitere Produkte und Programme, die eine Mischung aus beidem in verschiedenen Nuancen darstellen.
Neue Work & Travel-Produkte
Neu dazugekommen zu den klassischen Work & Travel-Programmen sind vor allem die sogenannten Starter- und Jobpakete sowie die Full Packages. Dadurch können heutige Working Holiday Maker entscheiden, ob sie die gesamte Organisation einem Veranstalter überlassen, sich nur in einigen Aspekten unterstützen lassen oder alles komplett selbst organisieren.
Starter- und spezielle Jobpakete
Bei den sogenannten Starter-Paketen übernehmen die Veranstalter nur einige Aspekte der Organisation einer Work & Travel-Reise, wie zum Beispiel die ersten Übernachtungen vor Ort, Organisation des Flughafentransfers oder Unterstützung bei der Beantragung des Visums und anderen bürokratischen Aufgaben. Darüber hinaus gibt es mittlerweile thematische Starter-Pakete, die sich ganz an den individuellen Wünschen und Bedürfnissen verschiedener Work & Traveller orientieren. Geht es dir vor allem darum, vor Ort schnell Anschluss zu finden und Leute kennenzulernen? Dann interessiert dich vielleicht das Fun-Package mit vielen Social Events in deiner ersten Woche in Down Under. Übernachtungen und Ausflüge sind in dieser Woche, in der du garantiert viele Gleichgesinnte triffst, alle inklusive. Außerdem wirst du in Workshops auf das Jobben in Australien vorbereitet und erhältst ein Bar Training, das deine Jobchancen in der Gastronomie steigert. Andere spezielle Starterpakete bereiten zum Beispiel auf Ranch- oder Farmarbeit vor.
Full-Packages
Auch die sogenannten Full Packages sind neu auf dem Markt. Sie bieten wie die Programme der klassischen Veranstalter ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Flügen, Ansprechpartner vor Ort, Zugang zu Job-Datenbanken, Infoveranstaltungen, Workshops und vielem mehr. Neu ist allerdings, dass es auch hier unterschiedliche Pakete gibt, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Working Holiday Maker orientieren, wie zum Beispiel Programme für Menschen, die in Australien als Au-pair arbeiten möchten. Außerdem ist es auch möglich, einzelne Dienstleistungen zu buchen, wie beispielsweise einen Visa-Service, der die nervige Bürokratie für die Beantragung eines Working-Holiday-Visums für dich übernimmt. Auch die Eigenorganisation ist deutlich einfacher geworden, da heutzutage viele relevante Informationen und hilfreiche Tipps leicht im Internet zu finden sind. Zusätzlich gibt es nützliche E-Books und Print-Bücher mit allen Infos rund um die Selbstorganisation eines Work & Travel-Aufenthalts.
Neue Work & Travel-Destinationen
Über die Jahre ist das Angebot an Work & Travel-Destinationen stetig gewachsen und man kann davon ausgehen, dass im Laufe der Zeit weitere Länder dazukommen. Neben Australien haben sich heute Kanada und Neuseeland zu den beliebtesten Work & Travel-Destinationen deutscher Backpacker entwickelt. Die Working-Holiday-Visa für Kanada sind allerdings nach wie vor limitiert. Die 4.200 Visa, die das nordamerikanische Land jedes Jahr an deutsche Work & Traveller vergibt, sind sehr begehrt und niemand kann sich aufgrund des neuen Losverfahren sicher sein eines zu erhalten. Kanadas südlicher Nachbar tut sich weiterhin schwer mit einem klassischen Working-Holiday-Programm. Work & Travel in den USA im klassischen Sinne ist bislang nicht möglich. Dafür bieten mittlerweile zahlreiche asiatische Staaten einjährige Working-Holiday-Visa für deutsche Staatsbürger zwischen 18 und 30 Jahren an. Mit dabei sind Japan, Südkorea, Hongkong und Taiwan. Das ist angesichts der wachsenden Bedeutung aufstrebender asiatischer Nationen eine gute und sinnvolle Entwicklung. Neu dazugekommen sind außerdem zwei südamerikanische Staaten: Chile und Brasilien. Das trägt der wachsenden Beliebtheit der spanischen und portugiesischen Sprache unter jungen Deutschen Rechnung sowie der hohen Popularität Südamerikas als Reisedestination. Während in Chile schon seit 2014 die ersten Work & Traveller ihr Glück probieren, müssen sich Brasilien-Fans noch ein wenig gedulden. Auch wenn es ein entsprechendes Abkommen zwischen Deutschland und dem lateinamerikanischen Riesen bereits gibt, sind die Absprachen aufgrund innerstaatlicher Maßnahmen noch nicht wirksam. Israel ist das “neueste” Land auf dem Working-Holiday-Markt. Seit Ende Februar 2016 haben deutsche Staatsbürger die Möglichkeit mit dem Working-Holiday-Visum nach Israel einzureisen.
Fazit
Es hat sich viel getan in 15 Jahren Work & Travel. Die Art und Weise wie Working Holiday Maker reisen, Jobs suchen und mit den Daheimgebliebenen kommunizieren hat sich gewandelt. Im Laufe der Zeit sind viele neue Work & Travel-Destinationen auf den Plan getreten, was allerdings Australien als beliebtestem Work & Travel-Land keinen Abbruch getan hat. Viele neue Produkte sind außerdem auf dem Markt aufgetaucht, sodass man heute viel individueller entscheiden kann, wie man Work & Travel machen möchte. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Zahl der abenteuerlustigen Weltentdecker weiter steigt, da unsere Welt immer mehr zusammenwächst, Auslandsaufenthalte immer erschwinglicher und Auslandserfahrungen immer wichtiger werden.
Für welches Land sollte es deiner Meinung nach zukünftig auch das Working-Holiday-Visum geben?
Schreibe uns ein Kommentar, welches Land du gerne länger bereisen und wo du auch gerne arbeiten würdest, aber für das es leider (noch) nicht das Working-Holiday-Visum gibt.
Vielleicht findest du in unserem Auslandszeit-Finder ja trotzdem ein passendes Programm für dein Zielland.
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