Als Expatriate ins Ausland
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Für längere Zeit im Ausland leben und arbeiten – Davon träumen viele. Egal, ob du ein ganz bestimmtes Land im Sinn hast oder einfach nur mal für eine bestimmte Zeit einen anderen Lebensstil ausprobieren und in eine fremde Kultur eintauchen willst – Es gibt etliche Möglichkeiten. Immer mehr Menschen in Deutschland packt die Abenteuerlust und sie beschließen, das Leben in einem mehr oder weniger fernen Land auszuprobieren. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Arten von Expatriates. Doch welche sind das genau und was verbindet sie? Welche Möglichkeiten und Chancen gibt es? Und hat es vielleicht auch Nachteile, als Expatriate für einige Zeit im Ausland zu leben?
Was ist ein Expatriate?
Ein Expatriate ist verallgemeinernd eine Person, die längere Zeit im Ausland lebt. Der etwas umständliche Begriff stammt vom lateinischen „expatriare“, was so viel bedeutet wie „das Heimatland verlassen”. Ein Expatriate ist also genau genommen jemand, der sein Heimatland für einen längeren Zeitraum verlässt. Ob er im Ausland auch einen Job annimmt, bleibt offen. In der Regel arbeiten Expatriates jedoch in ihrem Gastland. Oft wird auch die Abkürzung „expats“ für die im Ausland lebenden Menschen verwendet.
Klassische Definition
In der Wirtschaft bezeichnet der Begriff „Expatriate“ dagegen klassischerweise einen Angestellten, der von seinem Arbeitgeber für eine bestimmte Zeit ins Ausland entsendet wird und dort Zweigstellen oder ausgelagerte Projekte der Firma betreut.Diese Definition entspricht jedoch mittlerweile nicht mehr der Realität der meisten Expatriates. Laut einer Umfrage des Expat-Netzwerks „InterNations“ liegt der Anteil von Expatriates, die von einem Arbeitgeber ins Ausland entsendet wurden, bei weltweit gerade einmal 16 Prozent. Tatsächlich gehen viele Menschen heute nicht mehr ins Ausland, weil ihr Arbeitgeber das so möchte, sondern sie sind durch Abenteuerlust, dem Wunsch nach einem Neuanfang oder der Suche nach einem anderen Lebensstil motiviert.
Expatriate vs. Migrant
Auch wenn die Motive, eine längere Zeit im Ausland zu leben, ganz unterschiedlich sein können, gibt es doch einige verbindende Eigenschaften der Expatriates: Sie leben meist nur temporär im Ausland und behalten ihre ursprüngliche Nationalität. Dadurch unterscheiden sie sich von Auswanderern und Migranten, die sich in der Regel dauerhaft im Ausland niederlassen und oft auch die dortige Staatsbürgerschaft annehmen. Problematisch ist, dass der Begriff Expatriates oft ausschließlich für qualifizierte Fachkräfte aus entwickelten Ländern wie Nordamerika, Westeuropa oder Ozeanien verwendet wird, während Menschen aus weniger entwickelten Ländern eher als Migranten bezeichnet werden. In der Realität gibt es jedoch auch immer mehr klassische Expats aus weniger entwickelten Ländern, beispielsweise hochqualifizierte Fachkräfte aus Indien oder Osteuropa, die vorübergehend in Westeuropa oder Nordamerika arbeiten und dann in ihre Heimatländer zurückkehren.
Möglichkeiten
Wer als Expatriate eine Zeit lang im Ausland leben und arbeiten möchte, hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten, diesen Traum wahr werden zu lassen. Doch welche Möglichkeiten gibt es konkret?
Entsendung durch den Arbeitgeber
Die klassische Variante ist wie bereits erwähnt ein Arbeitgeber, der dich für längere Zeit zu einer Zweigstelle oder Niederlassung der Firma ins Ausland entsendet. Der Zeitraum liegt üblicherweise zwischen einem und drei Jahren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Du kannst in der Regel deinen Job samt deutschem Arbeitsvertrag behalten, musst dir vor Ort keinen neuen Job suchen und genießt eine gewisse Jobsicherheit im Ausland. Außerdem kümmert sich der Arbeitgeber oft auch um eine Unterkunft, die Beschaffung des Arbeitsvisums und andere organisatorische Aufgaben. Teilweise erhältst du auch Unterstützung bei deinem Umzug ins Ausland. Der Nachteil ist oft, dass du dir dein Zielland nicht selbst aussuchen kannst.
Selbst auf Jobsuche im Ausland gehen
Eine weitere Möglichkeit ist, sich im Ausland eigenständig einen Job zu suchen. Das ist heutzutage dank großer Online-Jobbörsen und Vorstellungsgesprächen via Skype leichter denn je. Nichtsdestotrotz erfordert ein solches Vorhaben viel Motivation, Eigeninitiative und grundsätzliche Kenntnisse der jeweiligen Landessprache. Auch wenn diese Variante natürlich viel mehr zeitlichen und organisatorischen Aufwand erfordert, kann es sich lohnen. Immerhin kannst du dir dein Zielland selbst aussuchen und mitunter einen interessanteren oder anspruchsvolleren Job im Ausland ergattern. Wer Ersparnisse hat, kann auch ohne Job ins Ausland gehen und vor Ort suchen. Das ist oft leichter als die Online-Suche, erfordert aber viel Mut und die Bereitschaft, sich auf Ungewisses einzulassen.
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Digitale Jobs im Ausland
Eine dritte Möglichkeit, als Expatriate ins Ausland zu gehen, ist ein Online-Job. Das bedeutet, du arbeitest weiterhin für einen Arbeitgeber in der Heimat, entweder als Remote Worker oder Freelancer. Du kannst also entweder festangestellt sein oder auch freiberuflich arbeiten. Charakteristisch ist jedoch: Du bist durch deinen Job nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern kannst diesen von jedem Ort auf der Welt ausüben, an dem es eine Internetverbindung gibt. Das ermöglicht es dir, dort zu leben, wo du möchtest und zwischendurch deinen Wohnsitz auch mal zu wechseln. Ebenso kannst du auch mit einem eigenen Online-Unternehmen im Ausland als Expatriate leben und arbeiten. Dein Geld verdienst du dann selbstständig im Internet und lebst in einem Land deiner Wahl. Online Worker, die sehr oft ihren Wohnsitz wechseln und viel reisen, bezeichnet man jedoch eher als digitalen Nomaden und nicht als Expatriates.
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Von den Ersparnissen im Ausland leben
Zuletzt besteht noch die Möglichkeit, mit größeren Ersparnissen ins Ausland zu gehen und dort eine Zeit lang als Expatriate zu leben. Das machen beispielsweise viele Menschen im Rentenalter, da sie von ihren Ersparnissen und Rentenbezügen in vielen Ländern viel besser leben können. Im Falle von schweren, altersbedingten Krankheiten zieht es sie dann jedoch meist zurück in die Heimat. Ebenso kann es sich aber auch um jüngere Menschen handeln, die in ihrem Leben bereits viel gearbeitet haben und nun eine ein- bis zweijährige Pause im Ausland einlegen.
Chancen & Risiken
Ein längerer Auslandsaufenthalt, ob mit oder ohne Auslandsjob, bietet zahlreiche Chancen, aber auch einige Risiken.
Die Chancen eines längeren Auslandsaufenthalts liegen auf der Hand:
- Du erweiterst deinen Horizont
- Du sammelst Arbeitserfahrungen im Ausland
- Du verbesserst deine Fremdsprachenkenntnisse
- Du lernst einen anderen Lifestyle und Lebensgefühl kennen
- Du knüpfst neue berufliche und private Kontakte
Doch auch die Risiken eines längeren Auslandsaufenthalts solltest du bedenken. So fällt einigen der Wiedereinstieg ins Berufsleben in Deutschland bei der Rückkehr schwer. Insbesondere, wenn du in deine alte Firma zurückkehren möchtest, kann es sein, dass jemand anderes in der Zwischenzeit deinen ehemaligen Platz eingenommen hat und es auch sonst gerade keine freie Stelle in der Firma gibt. Tatsächlich machen Expats einer spanischen Studie zufolge tendenziell langsamer Karriere als Kollegen, die in der heimischen Firmenzentrale bleiben. Prinzipiell ist ein längerer Auslandsaufenthalt jedoch mit mehr Chancen als Risiken verbunden.
Herausforderungen vor Ort
Auch wenn ein längerer Auslandsaufenthalt mit vielen Chancen verbunden ist, müssen Expatriates in der neuen Heimat oft einige Herausforderungen überwinden. Das beginnt meist schon bei der Sprache: Viele Expatriates sind zu Beginn ihres Aufenthalts der Landessprache ihres Ziellandes nicht oder nur unzureichend mächtig. Oft ist es auch gerade die Motivation, ein bestimmtes Land aufzusuchen, um die dortige Landessprache zu erlernen.
Mit folgenden Herausforderungen sind Expatriates außerdem konfrontiert:
- Organisation des Umzugs ins Ausland
- Finden einer geeigneten Unterkunft im Zielland
- Neue Freunde finden
- Einleben in eine neue Kultur
- Regelung der Finanzen
- Organisation einer passenden Auslandskrankenversicherung
- ggf. einen Schulplatz für die Kinder finden
Die Herausforderungen können je nach Zielland verschieden groß sein. Gerade das Schließen neuer Freundschaften und das Einleben in die lokale Kultur, ist je nach Zielland ganz unterschiedlich schwer. Umfragen zufolge ist es beispielsweise in Ländern wie Kanada, Deutschland und Australien für Expats sehr leicht, lokale Freunde zu finden. Viel schwieriger ist es dagegen in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nur die Hälfte der Expats in diesem Land gab an, lokale Freunde gefunden zu haben. Die Möglichkeit der sozialen Integration ist jedoch ein entscheidender Faktor für die Popularität eines Landes bei Expatriates. Zu Problemen kann es außerdem kommen, wenn der Partner und mitunter auch die ganze Familie mit ins Ausland geht. Teilweise fehlen dem Partner Jobperspektiven im Gastland oder die Kinder haben Probleme, sich in der neuen Umgebung zu integrieren.
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Typische Jobs für Expatriates
Expatriates sind typischerweise hochqualifizierte Fachkräfte. Das belegen diverse Statistiken, die aufzeigen, dass hochqualifizierte Angestellte deutlich mehr zum Auswandern tendieren. Dieses Phänomen bezeichnet man auch als „brain drain“. Es existiert in sogenannten Entwicklungsländern genauso wie in hochentwickelten Ländern. Demzufolge verdienen Expatriates überdurchschnittlich hohe Gehälter und führen einen eher luxuriösen Lifestyle. Typische Expatriates sind:
- Ingenieure
- Lehrer
- IT-Spezialisten
- Ärzte
- Anwälte
- Manager
- Banker und andere Finanz-Experten
Die beliebtesten Expatriate-Ziele
Am häufigsten verschlägt es deutsche Expats einer Studie zufolge in folgende Länder:
- USA
- Großbritannien
- Australien
- Brasilien
- China
Prinzipiell sind jedoch alle EU-Staaten bei Expats beliebt, da sie für diese Länder kein Visum benötigen und sich dort unbegrenzt aufhalten können. Expats, die über eine Online-Tätigkeit ihr Geld in Deutschland verdienen, zieht es oft in südliche Länder mit warmen Klima und niedrigen Lebenshaltungskosten. Das gleiche gilt für Expats, die längere Zeit von ihren Ersparnissen im Ausland leben. Angestellte, die von ihrem Unternehmen entsendet werden, führt es überdurchschnittlich oft in die sogenannten Schwellenländer mit ihren „emerging markets“, beispielsweise nach Brasilien, China oder Indien. Menschen, die eigenständig nach einem Auslandsjob suchen, gehen meist in wirtschaftliche starke Länder mit vielen Jobchancen, wie zum Beispiel die USA, Kanada, Japan, Australien, Neuseeland oder in die westlichen und nördlichen EU-Länder.
Versicherungen und Visum
Doch wie sieht es mit wichtigen Versicherungen und einem Visum aus? Müssen Expatriates sich darum selbst kümmern?
Entsendung durch den Arbeitgeber
Wer von seinem Arbeitgeber ins Ausland entsendet wird, muss sich um Versicherungen und Visum meist nicht kümmern. Das sollte jedoch eindeutig mit dem Arbeitgeber besprochen werden, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.
Eigenständig ins Ausland
Wer auf eigene Faust ins Ausland geht, braucht sie auf jeden Fall: Die Auslandsversicherungen und oft auch ein Visum. Sie zählen zu den wichtigsten Bedingungen eines längeren Auslandsaufenthalts und sollten vorab auf jeden Fall organisiert werden. Mittlerweile gibt es Angebote, die direkt auf die Bedürfnisse eines Expatriates zugeschnitten sind. Spezielle Auslands-Krankenversicherungen können für Auslandsaufenthalte zwischen sechs Monaten und fünf Jahren abgeschlossen werden. Eine Langzeitversicherung für das Ausland ist oft günstiger als die heimische Krankenversicherung und schon ab ca. 50 Euro monatlich zu haben. Die Versicherungen lassen sich schnell und unkompliziert online abschließen, beispielsweise bei der Care Concept AG.
Welche Versicherungen brauche ich?
Absolut unverzichtbar ist bei jedem längeren Auslandsaufenthalt außerhalb der EU eine Auslands-Krankenversicherung. Oft ist eine abgeschlossene Auslandskrankenversicherung über die gesamte Dauer des geplanten Auslandsaufenthalts außerdem notwendig, um ein Visum zu beantragen. Neben der essentiellen Krankenversicherung für den Auslandsaufenthalt, wird oft auch eine Haftpflicht- sowie eine Unfallversicherung für einen längeren Auslandsaufenthalt empfohlen. Was während der Auslandszeit mit der deutschen Krankenversicherung passiert, zeigen wir hier.
Visum für den Auslandsaufenthalt
Für Arbeitsaufenthalte in einem anderen EU-Staat ist kein Visum erforderlich. Für alle Länder außerhalb der EU muss vor der Ausreise ein Visum beantragt werden, welches als Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis in dem jeweiligen Land fungiert. Für die Länder Australien, Kanada, Neuseeland, Chile, Brasilien, Japan und einige weitere asiatische Staaten können junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren (bis 35 Jahre für Kanada) beispielsweise eine Working-Holiday-Visum beantragen.
Gehen immer mehr Deutsche als Expatriate ins Ausland?
Sowohl in Deutschland als auch weltweit zeichnet sich ein klarer Trend ab: Immer mehr Angestellte, Job-Suchende, Freiberufler und andere Selbstständige gehen für eine längere Zeit als Expatriate ins Ausland. Im Fall von Deutschland sieht es so aus, dass seit Jahren mehr deutsche Staatsangehörige das Land verlassen, als nach Deutschland zurückkehren. Rund 140.000 verließen im Jahr 2015 beispielsweise das Land. Der Großteil kehrt jedoch nach einigen Jahren zurück. Die Statistiken zeigen auch: Es zieht hauptsächlich junge, gut ausgebildete und teils hochqualifizierte Menschen ins Ausland.
Fazit
Weltweit leben immer mehr Menschen als Expatriates im Ausland. Das hat ganz unterschiedliche Gründe: Egal ob berufliche Veränderung, Abenteuerlust oder bessere Lebensbedingungen, es gibt zahlreiche Gründe, die Menschen dazu motivieren, eine Zeit lang als Expatriates im Ausland zu leben. Auch wenn ein solcher Auslandsaufenthalt mit vielen Chancen verbunden ist, gibt es ebenso auch einige Risiken und vor allem Herausforderungen, die die Expats im Gastland erwarten. Wie gut die Integration vor Ort gelingt, ist oft stark vom jeweiligen Zielland abhängig. Auch wenn man als Expatriate mitunter langsamer Karriere in einer bestimmten Firma macht, lohnt sich ein solches Abenteuer immer, um den eigenen Horizont und Fremdsprachenkompetenz zu erweitern und kostbare Erfahrungen zu sammeln.