Die Middle Beach Lodge in Tofino, Kanada.
Arbeiten als Work and Traveller in einer kanadischen Lodge aus Arbeitgeberperspektive. In unserem letzten Interview hat uns Alejandro aus Spanien über seinen Work and Travel Aufenthalt in Tofino, Kanada und seine Arbeit in der Middle Beach Lodge berichtet. Aber wie stehen eigentlich die einheimischen Arbeitgeber der Anstellung internationaler Mitarbeiter gegenüber? In unserem Folge-Interview wechseln wir einmal die Perspektive. Im Vor-Ort-Gespräch mit unserem Mitarbeiter Philipp berichtet Britt Chalmers (35), General Manager in der Middle Beach Lodge, über Ihre Erfahrungen mit internationalen Mitarbeitern, die Arbeitseinstellung der Deutschen und was man idealerweise als Bewerber mitbringen sollte.
w&t/magazin: Hallo Britt, erzähle uns doch zu Beginn ein wenig über deinen Arbeitsplatz, die Middle Beach Lodge. Wann wurde die Lodge gegründet und was habt ihr an Unterkünften im Programm.
Britt: Die Middle Beach Lodge, oder auch einfach MBL wie die Locals sagen, wurde 1994 mit dem Bau unserer ersten Lodge, der Lodge on the Beach, gegründet. Zwei Jahre später haben wir dann mit dem Bau unserer zweiten Lodge, der Lodge on the Headlands, begonnen. Über die Jahre haben wir dann nach und nach 20 kleinere, rustikale Blockhütten hinzugefügt. Letztendlich bieten wir für jedermann etwas – von kleinen, eher schlichten Zimmern, über die voll eingerichteten Blockhütten bis zu unseren luxuriösen Suites mit Meerblick. Hinzu kommt noch unser angegliederte Campingplatz, der Bella Pacifica Campground.
w&t/magazin: Welche Position bekleidest du hier in der MBL und was genau machst du?
Britt: Ich bin hier als General Manager angestellt und damit im Endeffekt für fast alles verantwortlich. Wenn einmal nötig, helfe ich auch am Front Desk aus. Generell laufen fast alle Personalangelegenheiten über meinen Tisch. Zudem kümmere ich mich auf unserer Seite um das Entsendungsprogramm der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft.
w&t/magazin: Wie viele Leute arbeiten aktuell in der Lodge und in wie fern variiert dies im Vergleich Haupt- und Nebensaison.
Britt: Aktuell und generell in der Hauptsaison arbeiten hier rund 50 Angestellte in den verschiedensten Bereichen. Ganz grob sind dies ca. 15-20 im Housekeeping, 10 in der Küche, 5 in der Wartung und weitere 10 im Front Office. In der Nebensaison gehen wir runter auf ca. 30 Angestellte.
w&t/magazin: Das ist ja schon ein ziemlich großer Unterschied. Von wann bis wann genau geht eure Hauptsaison?
Britt: Unsere Hauptsaison beginnt offiziell am 15 Juni und reicht bis zum 15 September. Dieses Jahr waren wir aber extrem busy. Von daher würde ich sagen, dass der komplette Juni bis Ende September als Hauptsaison anzusehen sind.
w&t/magazin: Seit wann stellt ihr Work and Traveller ein und wie viele solch internationaler Mitarbeiter habt ihr aktuell in der MBL?
Britt: Die Einstellung von internationalen Mitarbeitern hat in der MBL Tradition und wurde schon vor meiner Zeit praktiziert. Ich selbst bin erst seit 1,5 Jahren hier und kann von daher gar nicht sagen wie lange wir das schon machen. Wir kooperieren mit der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft in Deutschland über die wir jedes Jahr eine größere Zahl an Mitarbeitern bekommen. Das ist ein klasse Programm für dessen Fortsetzung ich mich auch bei meinem Start hier eingesetzt habe. Aktuell haben wir glaube ich 5 internationale Mitarbeiter. Zu Mitte August kommen dann nochmals 8 über das erwähnte Austauschprogramm zu uns.
w&t/magazin: Hört sich spannend an und auch sicher etwas anders als der normale Weg eines Work and Travellers. Erzähl uns doch ein wenig mehr über dieses Programm.
Britt: Das Programm richtet sich vornehmlich an Studierende und gibt ihnen die Chance für eine begrenzte Zeit in Kanada zu arbeiten und zu reisen. Die Deutsch-Kanadische Gesellschaft unterstützt die Kandidaten dabei umfassend finanziell und auch organisatorisch. Normalerweise reisen die Teilnehmer zunächst für gute 8 Wochen und arbeiten danach nochmals für den gleichen Zeitraum. Die meisten Kandidaten kommen hier Mitte August an. Das hilft uns über die Zeit bis zur Nebensaison zu kommen, in der wir oft viele Arbeitskräfte verlieren. Letztendlich melden wir der Gesellschaft unsere offenen Stellen und auf der Basis werden dann Kandidaten zu uns gesendet. Tätigkeitsfelder sind oft der Housekeeping-Bereich, die Küche oder unser Campingplatz.
w&t/magazin: Sind das generell die Tätigkeiten für die internationale Mitarbeiter angestellt werden?
Britt: Ja, das ist richtig. Im Einzelfall ist auch eine Anstellung für den Front Desk möglich. Dies hängt aber von der Erfahrung und dem Commitment ab. Normalerweise benötigen wir eine Zusage auf ein Jahr für eine Tätigkeit im Office.
w&t/magazin: Was für Qualifikationen oder Fähigkeiten muss ein Kandidat mitbringen um von dir angestellt zu werden?
Britt: Erfahrung ist gerade bei den einfacheren Tätigkeiten keine Voraussetzung. Das Wichtigste ist eine gute Arbeitseinstellung, gute Laune und die Fähigkeit anzupacken und hart zu arbeiten. Wenn jemand bereit ist hart zu arbeiten und sich entsprechend trainieren zu lassen, steht einer Anstellung eigentlich nichts im Wege. Das sind die wichtigsten Punkte auf die ich achte. Für den Front Desk-Bereich ist Erfahrung definitiv ein Vorteil.
w&t/magazin: Habt ihr neben dem regulären Lohn noch weitere Leistungen die ihr euren Angestellten anbietet?
Britt: Definitiv. Wir bieten unseren Angestellten eine vergünstigte Unterkunft in unserer Staff Accomodation an. Gerade hier in Tofino, mit seiner angespannten Wohnungssituation, ist dies ein großer Faktor. Wenn der Vertrag dann voll erfüllt wird, erhalten die Angestellten einen Teil der Mietausgaben zurück. Zudem haben wir regelmäßige Events wie Camping, Lagerfeuer am Strand oder gemeinsames Kochen. Daneben bieten wir in der Nebensaison spezielle Rabatte für die Familien und Freunde unserer Angestellten. Dazu bekommt man als so genanter Local in Tofino viele Vergünstigungen und Rabatte und kann sogar gratis an den verschiedensten Touren wie zum Beispiel dem beliebten Whale-Watching teilnehmen.
w&t/magazin: Wie gestaltet sich der Bewerbungsprozess bei euch? Ziehst du persönliche Bewerbungen vor oder nutzt du auch E-Mail und Skype?
Britt: Generell akzeptieren wir beides. Ich persönlich ziehe aber persönliche Vorstellungsgespräche vor. Das gibt mir die Gelegenheit den Bewerber besser kennenzulernen und einzuschätzen. Ich habe aber auch bereits Bewerber auf der Basis von Skype-Calls und ein anderes Mal sogar nach nur einem Telefonat eingestellt. Generell erhalte ich jedoch nicht sehr viele Bewerbungen per E-Mail muss ich sagen.
w&t/magazin: Aus deiner Sicht als Arbeitgeber, was ist deine Erfahrung mit internationalen Work and Travellern als Angestellten?
Britt: Meine Erfahrungen sind absolut positiv. Gerade die Europäer und vor allem die Deutschen haben eine sehr gute Arbeitseinstellung. Die Zusammenarbeit macht unter diesem Aspekt sehr viel Spaß. Die kulturelle Vielfalt und der Austausch den das Ganze mitbringt, ist ein weiterer Faktor. Das bringt auch unserem einheimischen Staff sehr viel wie ich festgestellt habe.
w&t/magazin: Du hast die Arbeitseinstellung der internationalen Mitarbeiter erwähnt. Ist dies etwas, was sich mit Blick auf euer kanadisches Personal stark unterscheidet?
Britt: Ohne jetzt in Verallgemeinerungen zu verfallen, muss ich sagen, dass dies schon so ist. Ich habe längere Zeit in Europa und in verschiedenen Hotels und Resorts gearbeitet. Nach meiner Erfahrung haben unterschiedliche Nationalitäten auch unterschiedliche Stärken. Gerade die Deutschen haben eine sehr gute Arbeitseinstellung, sind zuverlässig und packen an ohne sich viel zu beschweren. Daneben haben wir viel einheimisches Personal bei denen die Prioritäten einfach etwas anders gelagert sind. Da geht es eher darum einen tollen Sommer zu haben und viel Party zu machen. Aber wie gesagt, das ist nur ein kleiner Ausschnitt und lässt sich sicher nicht verallgemeinern.
w&t/magazin: Das Thema Work and Travel Kanada ist ein spannendes Thema für unsere Leser. Was sind aus deiner Sicht als Arbeitgeber die besten Tipps für jemanden der zum Reisen und Arbeiten zu euch nach Kanada kommen möchte?
Britt: Ich würde empfehlen in jedem Fall etwas zu suchen, was man auch genießen kann. Das bezieht sich sowohl auf den Arbeitsplatz als auch den Wohnort. Schließlich hat man die Chance nur einmal. Man sollte ruhig ein wenig wählerisch sein. Zudem würde ich empfehlen nach etwas zu suchen, wo man auch unter Leute kommt und Einheimische kennenlernt. Dieser Austausch ist doch das, was so einen Aufenthalt erst richtig spannend macht. Ganz praktisch würde ich, sofern man bereits einen Job von zu Hause organisiert hat, immer vorab klären was man alles braucht und was man mitbringen muss. Das hilft Überraschungen zu vermeiden. Zu Guter Letzt empfehle ich Offenheit für Neues und Leistungsbereitschaft mitzubringen. Damit sollte man dir hier sehr gut zurechtkommen.
w&t/magazin: Was sind die besten Gründe für das Leben und Arbeiten hier in Tofino?
Britt: Tofino ist einfach anders und wie kein anderer Ort auf der Welt. Jeder Tag ist hier ein Abenteuer. Man kann so viel machen, so viel erleben. Selbst nach 6 Jahren habe ich keinen Tag Langeweile. Zudem zieht Tofino sehr interessante und positive Menschen an. Für die meisten kommt die Arbeit hier erst an zweiter oder dritter Stelle. Man arbeitet um zu leben und nicht, wie sonst oft üblich heutzutage, umgekehrt. Auch das macht das Leben hier aus.
w&t/magazin: Zu Guter Letzt, wie können interessierte Bewerber mit euch in Kontakt treten oder sich bewerben?
Am besten per E-Mail. Das funktioniert immer. Allerdings gebe ich den Tipp ruhig nachzuhaken und hartnäckig zu bleiben. Es kommt ein bisschen aufs Timing an und zu frühe Bewerbungen gehen in der Fülle von Nachrichten und Bewerbungen oftmals einfach unter. Von daher kann sich Nachfassen ohne aufdringlich zu sein lohnen.
Diese Beiträge könnten euch auch interessieren:
>> Work and Travel statt Wirtschaftskrise
>> Arbeiten im Hostel. So kann es gehen.
I am in fact grateful to the owner of this web page who has shared this enormous piece of writing at here.