Interview Teil 1: Allein zum Work and Travel in Neuseeland

Seit sieben Monaten reist Alina Wais nun schon als Work and Travellerin allein durch Neuseeland. Während sie uns in ihrer Blog-Reihe mit auf die Reise nimmt, wollten wir zur Halbzeit die Gelegenheit nutzen, einige unserer brennenden Fragen loszuwerden. Wie ist Neuseeland als Work and Travel-Ziel, wie sind die “Kiwis” wirklich und welche Erfahrungen macht man als alleinreisende Frau? Alinas Antworten zu diesen Fragen und vielen mehr haben wir hier für dich gesammelt.

Alina berichtet über ihre Erlebnisse beim Work and Travel Neuseeland

w&t/magazin: Die Wahl für einen Work and Travel Aufenthalt ist auf Neuseeland gefallen – würdest du sagen, das war die richtige Entscheidung?

Neuseeland war absolut die richtige Entscheidung. Die Neuseeländer sind wirklich so nett und hilfsbereit, wie alle sagen und auch die Landschaft is wunderschön. Es ist einfach zu bereisen, da man in fast jeder Stadt auf Backpacker trifft und weil die Distanzen wesentlich kleiner sind als in Australien zum Beispiel.

“Ich würde sagen, Neuseeland ist das perfekte Einstiegsland für Work & Travel.”

Auch wenn man sich noch nicht sicher sein sollte in der englischen Sprache, trifft man überall Deutsche oder hilfsbereite Neuseeländer. Das Hostel-Netzwerk ist super ausgebaut und die ganze Wirtschaft ist auf Backpacker spezialisiert, es gibt zum Beispiel eigene Internet-Jobbörsen für Work & Traveller und in vielen größeren Hostels hängen Jobangebote.

Man trifft auch auf Hostels, die Jobs für Reisende finden, die dann im Gegenzug langfristig im Hostel wohnen. Außerdem gibt es für den Notfall überall Ärzte und Apotheken sowie Krankenhäuser. Man ist unhabhängiger mit dem Auto unterwegs, aber die Busse fahren auch fast überall hin. Sollte das Ziel nicht auf dem Busfahrplan stehen, so ist das Trampen ziemlich einfach.

Unterschiede zwischen Neuseeland und Deutschland

Ich habe schon ein paar Leute getroffen, die gemeint haben, Neuseeland sei zu ähnlich wie ihre Heimat, Kanada oder Österreich zum Beispiel. Ich sehe natürlich die Gemeinsamkeiten wie Autos, Straßen, Busse, Supermärkte etc. Und, dass die Landschaft ähnlich ist, liegt daran, dass die frühen Euopäer nach Neuseeland kamen und 80% des eigentlichen Waldes abgeholzt haben, einfach nur, weil sie ein zweites England haben wollten.

Doch die Unterschiede liegen im Detail – wo habe ich in Österreich den Strand und wo sind in Kanada die Palmen und Farne?

Beim Work and Travel in Neuseeland hat Alina auch die Strände genossen

Manchmal sind vielleicht auch die Erwartungen falsch, Menschen leben hier ganz normal wie daheim auch, sie gehen zur Arbeit, die Kinder sind in der Schule und abends kommt man nach Hause. Klar, dass es da keine riesigen Unterschiede gibt.

Die ersten Siedler fanden ein wilderes Neuseeland vor mit den ganzen Maori-Stämmen. Doch dank der Ignoranz der Siedler, wurde der Wald niedergebrannt und die Maoris zu Christen konvertiert.

“Neuseeland ist trotzdem absolut bezaubernd mit anderen Vogelarten, unzähligen Stränden und Bergen. Wo sonst in der Welt trifft all das auf engstem Raum zusammen?”

w&t/magazin: Du sprichst in einem Blogbeitrag von großen Erwartungen, haben sich diese schon erfüllt?

Meine Erwartungen wurden zum größten Teil tatsächlich erfüllt. Ich traf auf so viele verschiedene Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Lebensstilen, die mich in vieler Weise inspiriert haben. Ich konnte Freundschaften schließen, die eventuell ein Leben lang halten werden und es sind zum Glück auch viele Neuseeländer dabei.

Ich durfte die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Kiwis kennenlernen. Ich genieße es weiterhin, regelmäßig Englisch zu sprechen und auch ein Kiwi-Akzent schleicht sich solangsam ein. Ich habe allerdings auch so viele Deutsche kennengelernt, dass ich mehr deutsch gesprochen habe als erwartet.

Ich bin weiterhin auf der Suche nach Arbeitsalternativen, sprich wie ich als digitaler Nomade unterwegs sein könnte. Ich bekomme bei Gesprächen mit anderen Backpackern regelmäßig neue Ideen, ich weiß nur noch nicht, wie ich all diese Ideen zu meinem persönlichen Lebensstil machen kann.

w&t/magazin: Wie lange bist du bereits in Neuseeland und was sind deine Pläne nach dem Work and Travel Aufenthalt?

Ich bin nun seit sieben Monaten in Neuseeland und ich bin momentan immer noch nicht sicher, was ich danach machen möchte. Es hängt von einigen Faktoren ab, unter anderem ob ich eventuell einen Job finde, der mir ein Visum sponsort, sodass ich noch länger in Neuseeland bleiben kann.

Ich würde liebend gerne länger hier bleiben, einfach nur, weil es meine zweite Heimat geworden ist. Ansonsten habe ich zwar Ideen, aber keine konkreten Pläne.

w&t/magazin: Was waren deine schönsten und schlimmsten Erlebnisse in der Zeit?

Ich kann meine schönsten Erlebnisse gar nicht alle auf einmal aufzählen, es sind zu viele. Ich bin so dankbar für all die Kleinigkeiten, für Gelächter mit anderen Reisenden, für Sonnenuntergänge am Meer, für stundenlange interessante Diskussionen, für Essenseinladungen oder einen Schlafplatz, für öffentliche Klaviere und freundliche Leute, die mich beim Trampen mitgenommen haben.

Und das ist nur ein winziger Teil von all den schönen und einzigartigen Momenten.

Die Wanderung auf den Mount Isthmus ist eines der schönen Erlebnisse von Alina

Zum Glück überwiegen die schönen Momente komplett. Die schlechten Momente kamen hauptsächlich, als ich krank war. Wenn der Körper schlapp macht, kommen die negativen Gedanken auf. Auch meine Zeit als Housekeeper in Rotorua zählt nicht zu meinen Favoriten, obwohl es trotzdem nicht schlimm war.

w&t/magazin: Ist die bisherige Zeit in Neuseeland für dich schnell oder eher schleppend vergangen?

Es fühlt sich eher an, als sei sie zu schnell vergangen, obwohl es sich rückblickend durchaus anfühlt wie sieben Monate. Also es ging schnell vorbei, doch wenn ich an meine erste Woche zurückdenke, dann ist es doch schon ewig her.

w&t/magazin: Wie hast du die „Kiwis“ bisher wahrgenommen?

Als unglaublich freundliche und offene Leute.

Sie laufen normalerweise mit einem Grinsen durch die Gegend, sind an meinen Reisen-Geschichten interessiert und freuen sich, andere Kulturen kennenzulernen. Ich finde sie ähneln Briten, sind also anfangs etwas distanzierter und doch herzlich.

Ich wurde unglaublich oft zum Essen eingeladen und sie versuchen immer, zu helfen. Ich mag keine Pauschalisierungen, doch mir sind fast alle sehr herzlich begegnet. Jeder Mensch ist anders, doch generell habe ich keinerlei Probleme, im Gegenteil.

Ich habe eine Backpackerin getroffen, die mich gefragt hat, wie man denn Kiwis kennenlernt. Ich frage mich nur, wie sie es geschafft hat, keine Kiwis zu treffen. Selbst Leute im Supermarkt sind interessiert an meiner Story und fangen an, mit mir zu reden und sprechen mich auf meinen Rucksack an.

w&t/magazin: Was steht in der nächsten Zeit an? Was willst du unbedingt noch machen?

Momentan arbeite ich als Housekeeperin und Rezeptionistin in einem Hostel in Tauranga und fühle mich hier so wohl, dass der Plan ist, noch viele Wochen hierzubleiben.

Bisher habe ich den südlichsten Teil der Südinsel noch nicht gesehen, was ich zu Ende meines Trips unbedingt noch nachholen möchte. Das ist zum Beispiel Queenstown, Wanaka und Milford Sounds.

w&t/magazin: Und zum Schluss ein Fazit – würdest du Work and Travel weiterempfehlen?

Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, ich rate aber, es nicht direkt nach dem Abi zu machen.

Ich glaube einfach, dass es für viele Menschen zu früh ist, dass sie noch nicht reif genug sind, sich tatsächlich ein Jahr alleine durchzuschlagen.

“Ich gebe allen den Tipp mit, erst einmal ein paar Wochen alleine zu reisen und festzustellen, ob man wirklich der Typ dazu ist.”

Ich bin nun 23 und es ist eine komplett andere Erfahrung. Für mich ist es nicht lediglich ein einmaliges Erlebnis vor der Uni, sondern es ist mein Leben. Man muss sich einfach bewusst sein, dass man das Working Holiday Visum für Neuseeland nur ein einziges Mal im Leben bekommt und ich persönlich finde es schade, wenn viele nach ein paar Wochen oder Monaten bereits nach Hause fliegen, weil sie die Erfahrung unterschätzt haben.

Ich habe das Gefühl, dass es viele Leute nur machen, weil es halt der Trend ist, es jeder macht und es sich gut im Lebenslauf macht.

Doch das Reisen geht viel weiter, es ist so spannend, sich selbst besser kennenzulernen, die Welt anders zu sehen und mit anderen Reisenden über Weltprobleme diskutieren zu können.

Im Kern geht es darum, herauszufinden, dass andere Kulturen auch gute Menschen haben und dass diese überwiegen. Es leben nicht nur Terroristen in anderen Ländern, sondern Menschen, die einfach nur in einem anderen Land geboren wurden und eventuell eine andere Hautfarbe haben. Es macht aber absolut keinen Unterschied, ob man mit einem Pakistani, Israeli oder Kanadier redet.

Am allerwichtigsten ist jedoch, dass jede Erfahrung anders ist und dass jeder Mensch anders ist. Wenn ich nochmal ein Jahr machen könnte, dann wäre es trotzdem komplett unterschiedlich. Das macht die Sache natürlich auch umso spannender!

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