Die Blogger Line Dubois und Sebastian Canaves bereisen als Digitale Nomaden die Welt und verdienen ihr Geld unterwegs. Im Interview verraten sie uns, wo es ihnen am besten gefallen hat, wie sie es schaffen, auf ihren Reisen produktiv zu arbeiten und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.
Digitale Nomaden Lifestyle: Faszination und Herausforderungen
Julia / Work and Travel-Magazin: Ihr bereist als Digitales-Nomaden-Pärchen die Welt. Welche besonderen Herausforderungen bringt das mit sich, zum Beispiel auch gegenüber allein reisenden Nomaden oder ist das vor allem ein Vorteil?
Line: Aus unserer Sicht ist es vor allem ein Vorteil, als Paar gemeinsam zu reisen und auf der ganzen Welt zusammen arbeiten zu können. Wir sind weniger auf organisierte Events anderer Nomaden angewiesen, da wir immer den anderen haben, uns gegenseitig unterstützen und inspirieren können. Anderseits freuen wir uns auch immer über den Austausch mit anderen digitalen Nomaden auf der ganzen Welt, sei es in Thailand, Indonesien oder Südafrika. Einer Herausforderung standen wir dabei bis dato ehrlich gesagt noch nicht gegenüber.
Julia / Work and Travel-Magazin: Woher kommt eure Begeisterung für das Reisen und den digitalnomadischen Lifestyle? Was gefällt euch daran besonders?
Sebastian: Reisen bildet und schenkt einem ganz neue Sichtweisen. Man lernt, anders mit Problemen umzugehen und es wird eine neue Kreativität geweckt – das lieben wir! Die Möglichkeit als digitaler Nomade jederzeit den Ort zu wechseln und da zu arbeiten, wo es einem gerade gut gefällt, bedeutet für uns die pure Freiheit. Wir müssen gar nicht einmal ständig unterwegs sein, es geht nur darum, dass wir die Möglichkeit haben, eben dies tun zu können.
Als Digitaler Nomade produktiv arbeiten
Julia / Work and Travel-Magazin: Ist das Leben als digitaler Nomade wirklich immer so rosarot, wie es viele glauben machen wollen?
Line: Nein. Als digitaler Nomade muss man viel Disziplin an den Tag legen und seine eigenen Routinen entwickeln. Auch wir stehen früh morgens auf und haben mehr oder weniger geregelte Arbeitszeiten und eine klare Aufgabenverteilung. Denn dort zu arbeiten, wo andere womöglich ihren Urlaub verbringen, ist nicht immer einfach. Ständig mit Neuem konfrontiert zu werden, fällt einigen ebenfalls nicht leicht.
Sebastian: Und dann sind da noch diese vielen Abenteuer, die auf einen warten und einen ablenken, förmlich vom Laptop wegziehen – diesen muss man widerstehen können. Reisen und gleichzeitig ein Unternehmen zu führen ist also kein Zuckerschlecken und nicht für jedermann. Wenn man es aber schafft, ist es das Größte überhaupt!
Julia / Work and Travel-Magazin: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euch aus?
Line: Wir versuchen zwischen 6 und 7 Uhr aufzustehen – in jedem Fall aber vor 8 – und widmen uns vormittags den kreativen Aufgaben, wie dem Schreiben von Texten oder der Ausarbeitung von Kampagnen und Strategien. Am Nachmittag arbeiten wir unsere E-Mails ab, bearbeiten Bilder oder schneiden Videos, denn das sind Aufgaben, die nicht ganz so viel Kreativität beanspruchen.
Julia / Work and Travel-Magazin: Womit verdient ihr unterwegs euer Geld?
Sebastian: Wir sind hauptsächlich Blogger und haben als solche mehrere Einnahmequellen: von Affiliate Marketing, über kleine und große Werbekampagnen bis hin zum Verkauf eigener Produkte.
Die besten Destinationen für Digitale Nomaden
Julia / Work and Travel-Magazin: Was ist aus eurer eigenen Erfahrung die beste Destination für digitale Nomaden?
Line: Die beste Location gibt es unserer Meinung nach nicht und ist immer eine Frage der individuellen Vorlieben und Bedürfnisse.
Sebastian: Wir sind aber ein großer Fan von Kapstadt, da diese Stadt von einer atemberaubenden Natur umgeben ist und wir uns hier neben dem Arbeiten bei vielen Abenteuern austoben können, sei es beim Surfen, Wandern oder Klettern. Zudem herrscht in dieser Stadt ein richtig cooler Vibe, der geradezu ansteckt und unsere Kreativität so richtig ankurbelt.
Julia / Work and Travel-Magazin: Was ist euer liebstes Reiseland und warum?
Sebastian: Hier müssen wir zwei Länder nennen: Neuseeland und Südafrika! In beiden Ländern warten eine Menge Abenteuer, geniale Landschaften und super nette Leute!
Julia / Work and Travel-Magazin: Wo hat es euch überhaupt nicht gefallen?
Line: Porto. Von dieser Stadt hatten wir so viel Tolles gehört, dass wir letztes Jahr ganz spontan hingeflogen sind. Nach einem zweistündigen Bummel durch die Stadt und einem Besuch beim angeblich coolsten Cafés Portos stand fest: Dieser Ort ist nichts für uns. Statt noch drei weitere Tage in Porto zu bleiben, sind wir kurzerhand mit dem Zug nach Lissabon gefahren, wo es uns deutlich besser gefallen hat. Letztendlich haben wir es gerade einmal 12 Stunden in Porto ausgehalten.
Tipps für angehende Digitale Nomaden
Julia / Work and Travel-Magazin: Was ist euer wichtigster Tipp für angehende Digitale Nomaden?
Sebastian: Hab eine Idee, die wirklich einzigartig ist, glaub an dich und beiß die Zähne zusammen – das Leben als digitaler Nomade ist nicht immer einfach, denn auch diese Freiheit hat ihren Preis. Dafür wird man aber auch mit einer Vielzahl an Möglichkeiten belohnt!
Julia / Work and Travel-Magazin: Wenn ihr nochmal als digitale Nomaden starten könntet, was würdet ihr heute anders machen?
Line: Wir würden von Anfang an mehr Routine in den Alltag bringen. Auch wenn es das ist, wovor die meisten flüchten, ist Routine doch eine unglaubliche Hilfe und man sollte sie sich zum Freund machen! Denn man muss sein Unternehmen auch als solches ansehen, es ernst nehmen, sonst wartet der Erfolg lange oder kommt womöglich nie.
Julia / Work and Travel-Magazin: Was war die größte Herausforderung auf eurem Weg zum digitalen Nomaden?
Sebastian: All den Abenteuern auf dieser Welt zu widerstehen und sich bei bestem Wetter trotzdem an den Laptop zu setzen und anstatt zum Sonnenuntergang hoch zum Lions Head in Kapstadt zu wandern, noch weiter in die Tasten zu hauen.
Die Zukunft der Digitalen Nomaden
Julia / Work and Travel-Magazin: Wie sieht eure Zukunft aus? Wollt ihr noch die nächsten fünf oder zehn Jahre digitalnomadisch leben oder lieber bald sesshaft werden?
Sebastian: Wir werden eine Mischung aus beidem machen. Für uns bedeutet das digitale Nomadentum nicht zwingend, ständig auf Achse zu sein, sondern eben nur, die Möglichkeit dazu zu haben. Da unser Unternehmen immer weiter wächst, haben wir uns nun dazu entschlossen, uns wieder eine feste Wohnung anzumieten. So haben wir ein Zuhause, in das wir immer wieder zurückkehren können. Nichtsdestotrotz werden wir weiterhin viel reisen und die nächsten Abenteuer sind auch schon geplant!
Julia / Work and Travel-Magazin: Wie seht ihr die Zukunft des Digitalen Nomadentums?
Sebastian: Der Begriff Digitales Nomadentum benennt nur eine Gruppe Selbstständiger, die es seit der Einführung des Internets schon immer gab: Nämlich solche Menschen, die, um ihre Arbeit verrichten zu können, lediglich ihren Laptop, Strom und Internet benötigen wie Programmierer oder Texter. Erst vor ein paar Jahren kam dann dieser Begriff auf, der nahezu einen Hype entstehen ließ.
Line: Wir denken, dass dieser Hype bald vorübergeht und dass das digitale, ortsunabhängige Arbeiten eine etablierte Art des Arbeitens wird. Immer mehr größere Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, auch von unterwegs aus zu arbeiten, und erkennen den Mehrwert, den auch das Unternehmen dadurch bekommt. Denn nicht die Arbeitsstunden und der Arbeitsort zählen, sondern viel wichtiger: das Ergebnis!
Julia / Work and Travel-Magazin: Ich danke euch für das aufschlussreiche Interview und den Einblick in euren faszinierenden Lifestyle!
Lines und Sebastians Blogs und Projekte:
www.nyacoffee.de