Fast jeder Backpacker Neuseelands legt sich im Laufe seines Aufenthalts ein eigenes Auto zu. Auf den ersten Blick ist dies auch meist die rentabelste und vor allem komfortabelste Option, was das selbstbestimmte Reisen angeht. Doch trotz all dieser Vorteile kann sich ein vermeintlicher Glückskauf als teure Niete entpuppen, sodass man einen Großteil seines erarbeiteten Geldes in Reparaturen oder Ähnliches stecken muss.
Die Warrant of Fitness
Glücklicherweise sind wir bisher von solch herben Rückschlägen verschont geblieben und dennoch musste unser Auto vorübergehend in eine Werkstatt: die WOF-Untersuchung stand nämlich an. Die sogenannte „Warrant of Fitness“ ist vergleichbar mit dem deutschen TÜV und muss einmal pro (Halb-)Jahr durchgeführt werden (das Alter des Autos bestimmt die Zeitspanne; Autos mit Baujahr nach 2000 müssen einmal im Jahr, Autos, die älter sind, zweimal im Jahr zur Überprüfung). Normalerweise kostet das Durchführen dieser Untersuchung knapp 50 Dollar, fallen jedoch sich auf die Sicherheit des Autos auswirkende Schäden auf, kann das Ganze sehr viel teurer enden.
Teure Reparaturen und ein paar Sorgen
Da unser Auto zwei Steinschläge in der Windschutzscheibe hat, konnten auch wir uns nicht hundertprozentig sicher sein, ob unser Auto problemlos eine Verlängerung des WOFs bekommt. Nichtsdestotrotz wagten wir es, unser Auto ohne vorherige Reparatur in eine von unserem Wwoofing-Host empfohlene Werkstatt zu bringen. Als wir unser Auto dann nach einem Tag Werkstattaufenthalt abholen konnten, wurde uns die schlechte Nachricht überbracht, dass es keine neue WOF-Plakette bekommen konnte, bevor diverse kleinere Schäden beseitigt worden waren. Zwar war unser eigentliches Sorgenkind, die Windschutzscheibe, erstmal kein Problem, allerdings händigte uns der Mechaniker eine lange Liste mit Schwachstellen an unserem Auto aus, deren Kosten für die Reparatur an den 800 Dollar kratzten. Ziemlich viel Geld für arme Backpacker wie uns, weshalb wir uns erst einmal dafür entschieden, uns ein wenig Bedenkzeit zu geben. Zum Glück hat man hier in Neuseeland eine Frist von 28 Tagen, in der die Schäden beseitigt werden müssen, ohne dass man die WOF-Untersuchung erneut durchführen muss, sodass wir eine wirklich ausgedehnte Phase hatten, in der wir uns sowohl von unseren Eltern aber vor allem von unserer Wwoofing-Familie Tipps und Ratschläge geben lassen konnten.
Nach reichlichem Hin und Her, bei dem zwischenzeitlich sogar der Gedanke aufgekommen war, das Auto zu verkaufen, um so möglicherweise Schadensbegrenzung betreiben zu können, haben wir uns doch dazu entschieden, die Schäden reparieren zu lassen, sodass wir zwar hinterher ca. 800 Dollar ärmer wären, aber immerhin weitere 50 Dollar für das erneute Durchführen sparen würden. Grund für diese Entscheidung war unter anderem auch, dass wir bei einer Werkstatt waren, die uns nicht nur von Neuseeländern empfohlen worden war, sondern dass diese uns auch dorthin begleiteten. So war die Angst, über den Tisch gezogen zu werden, geringer, denn gerade bei zwei Mädchen, die offensichtlich nicht viel Ahnung von Autos haben, muss man dieses Risiko ja immer mit kalkulieren. Gerade auch, weil unser Host sich mit Autos auskennt, konnten wir uns ziemlich sicher sein, dass der Preis auch angemessen war und wer weiß; hätten wir es woanders reparieren lassen, hätten wir möglicherweise viel mehr zahlen müssen.
Die Hilfsbereitschaft der Kiwis
Das einzige Problem dabei war, dass uns nur noch wenige Tage auf der Nordinsel blieben, bevor Barbara nach Hause und ich auf die Südinsel fliegen würde. Uns blieb letztendlich nichts Anderes mehr übrig als, geplagt von schlechtem Gewissen, unsere Wwoofing-Hosts zu fragen, ob sie sich nicht darum kümmern könnten, dass das Auto einen erneuten Termin zur Reparatur und damit zum Erlangen des WoFs bekommt und ob sie nicht das Auto auch dorthin und wieder zurück transportieren könnten. Sie willigten tatsächlich ein, was uns eine große Last von den Schultern nahm und wir wissen ihren Mühen sehr zu schätzen und sind ihnen aus dem Grund auch unglaublich dankbar. Wir wissen, dass so eine große Hilfsbereitschaft nicht selbstverständlich ist, und man sollte nicht davon ausgehen, immer eine so große Stütze an der Seite zu haben.
Schlussendlich haben uns diese Probleme gezeigt, dass ein Auto nicht immer eine sorgenfreie Option ist, auch wenn unsere Rückschläge harmlos im Vergleich derer zu anderen Backpackerautos sein mögen. Vor einem Autokauf sollte man sich demnach darüber im Klaren sein, dass sich die Kosten für das Auto nicht allein aus dem Kaufpreis, sondern auch aus hier und da einer kleineren Summe für Reparaturen, selbstverständlich aus den Spritkosten und Zeit, Energie und Nerven zusammensetzt. Im besten Fall behält der Kaufpreis die Überhand, allerdings sollte man sich dessen nicht zu sicher sein.
Die Rego-Plakette
Neben dem WOF, den wir aus zeitlichen Gründen etwas früher als nötig erneuern lassen haben, war auch unsere „Rego“ fällig. Das ist die Straßenzulassung, die man je nach Wunsch für 1-12 Monate verlängern lassen kann. Dazu geht man einfach in eine Postfiliale, füllt ein kurzes Formular mit Angaben zum Auto aus, bezahlt den verlangten Betrag und bekommt im Gegenzug gleich die neue Plakette ausgehändigt. Alternativ kann man das Ganze auch online beantragen, allerdings braucht man dafür eine feste Adresse, wo die Plakette hingeschickt werden kann, da ist der Gang zur Postfiliale für Backpacker doch einfacher. Der Preis der „Rego“ ist abhängig von der Dauer und der Art des Autos. Für unser Auto hat sie für 6 Monate 48 Dollar (also etwa 30 Euro) gekostet, das ist also kein großer Kostenfaktor.
Teurer kommt es einen dann schon zu stehen, wenn Rego und/oder WOF nicht aktuell sind. Wenn man damit erwischt wird, zahlt man nämlich jeweils 200 Dollar, also können wir euch nur empfehlen, immer darauf zu achten, dass beides auf dem neuesten Stand ist, selbst wenn das – wie in unserem Fall – bedeutet, das Auto mal ein paar Tage in der Werkstatt zu lassen.
Bildquelle: eigene Fotografie
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