Schritt 5: Muss ich Steuern zahlen beim Auslandsjob?
Um das Thema Steuern kommst du leider auch im Ausland nicht herum. Menschen, die vorübergehend oder auch länger im Ausland arbeiten wollen, schwirren dann viele Fragen durch den Kopf: Zahle ich weiter in Deutschland Steuern oder in meiner neuen Heimat? Kann ich mir das aussuchen und was ist besser für mich? Wie hoch ist der Steuersatz vor Ort und was muss ich als ausländischer Arbeitnehmer beachten? Kann ich mir die Steuern am Ende meines Aufenthaltes zurückholen? In diesem Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.
Steuern zahlen im Ausland oder in Deutschland?
Wenn du im Ausland arbeiten möchtest, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder du arbeitest für einen Arbeitgeber im Ausland oder für einen deutschen Arbeitgeber, der dich ins Ausland entsendet. Ist Letzteres der Fall, bist du in der Regel weiterhin in Deutschland beschäftigt. Das bedeutet, du hast einen deutschen Arbeitsvertrag, bezahlst Steuern sowie alle Sozialabgaben in Deutschland und dein Gehalt wird einmal im Monat auf dein deutsches Konto überwiesen. Für dich ändert sich in dieser Hinsicht also kaum etwas, nur dass du für eine Weile oder auch dauerhaft im Ausland lebst und arbeitest. Diese Variante hat sowohl Vorteile als auch einige Nachteile.
Vorteile
- Du zahlst weiterhin in die deutsche Rentenkasse ein und verlierst deine Rentenansprüche nicht.
- Du bist als Arbeitnehmer weiterhin nach deutschem Recht geschützt. Dein Arbeitgeber muss sich beispielsweise an das deutsche Kündigungsschutzgesetz und den deutschen Mindestlohn halten.
- Es entstehen keine Lücken bei der Pflegeversicherung.
- Du kannst deinen zweiten Wohnsitz im Ausland, Verpflegungspauschalen und Reisekosten von der Steuer absetzen.
- Du musst dich nicht mit fremdsprachigen Arbeitsverträgen und ausländischem Arbeitsrecht auseinandersetzen.
Nachteile
Ein Nachteil ist vor allem die hohe Steuerlast in Deutschland, die du in diesem Fall auch als Arbeitnehmer im Ausland tragen musst. Außerdem zahlst du mitunter hohe Krankenversicherungsbeiträge, die du im außereuropäischen Ausland gar nicht nutzen kannst und musst zusätzlich eine private Krankenversicherung für das Ausland abschließen. Meist trägt aber der Arbeitgeber, der dich ins Ausland entsendet, die Kosten dafür. Wenn du länger als ein halbes Jahr an deinem ausländischen Tätigkeitsort beschäftigt bist, solltest du die Möglichkeit prüfen, in deinem Gastland Steuern zu zahlen. Das ist mitunter auch dann möglich, wenn du von einem deutschen Arbeitgeber entsendest wurdest. Da Deutschland vor allem für kinderlose Singles einen der höchsten Steuersätze der Welt hat, kannst du auf diese Weise viel Geld sparen. Nur in Belgien und Österreich ist die Steuerlast für Unverheiratete ohne Kinder noch größer.
Steuern zahlen im Ausland
Wenn du im Ausland einen Job suchst und dort für einen Arbeitgeber tätig bist, zahlst du die Steuern in der Regel in deinem Gastland. Grundsätzlich sollte dein Gehalt in dem Staat besteuert werden, wo du deine Tätigkeit ausübst. Allerdings musst du vorsichtig sein, wenn du während deiner Tätigkeit im Ausland einen Wohnsitz in Deutschland behältst und dich nicht abmeldest. Wer weiterhin in Deutschland gemeldet ist, muss eigentlich sämtliches Einkommen in Deutschland versteuern. Dazu zählt sogar das Einkommen, das außerhalb Deutschlands erzielt wird. Da eine doppelte Besteuerung deines Lohns durch zwei Staaten natürlich sachlich ungerechtfertigt und außerdem vollkommen unfair ist, gibt es ein sogenanntes Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und vielen anderen Staaten. Demzufolge brauchst du nur in einem Land Steuern zahlen und das sollte am besten der Staat sein, wo du deine Tätigkeit ausübst. Für Arbeitnehmer ist es meist vorteilhaft, Steuern im Ausland zu zahlen, da der Steuersatz in den meisten Länder niedriger ist als in Deutschland.
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Steuern zahlen in Deutschland, im Ausland leben?
Wie oben bereits beschrieben, zahlst du mitunter in Deutschland Steuern, obwohl du im Ausland lebst. Das ist vor allem dann der Fall, wenn du von einem deutschen Arbeitgeber ins Ausland entsendet wirst und nicht länger als ein halbes Jahr dort bleibst. Wenn du allerdings mehr als 183 Tage bzw. länger als ein halbes Jahr in einem bestimmten Land tätig bist, hast du oft auch die Möglichkeit, in deinem Gastland Steuern zu zahlen und in Deutschland von der Einkommenssteuer befreit zu werden. Diese Option solltest du vor allem dann nutzen, wenn die Steuerlast in deinem Tätigkeitsland geringer ist. Mitunter kannst du die Sozialabgaben weiterhin in Deutschland leisten und verlierst so deinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, Rente und Pflegeversicherung nicht.
Steuern zahlen als Selbstständiger
Gerade als Selbstständiger musst du dir darüber Gedanken machen, wo du dein Gewerbe oder die Freiberufler-Tätigkeit anmeldest: Im Ausland oder lieber in Deutschland? Wenn deine Kunden hauptsächlich in Deutschland sind und du außerdem planst, irgendwann nach Deutschland zurückzukehren, solltest du dein Unternehmen lieber in Deutschland lassen. Damit bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite, denn sonst kann es dir passieren, dass du später horrende Steuern nachzahlen musst, wenn du zurückkommst. Vor allem wenn du gerade erst mit der Selbstständigkeit als Kleinunternehmer startest, solltest du dich in Deutschland anmelden. Das ist für dich als Einheimischer am einfachsten und als Kleinunternehmer zahlst du ohnehin kaum Steuern, da du als Selbstständiger zahlreiche Dinge von der Steuer absetzen kannst. Ab einem bestimmten Einkommen lohnt sich dann ein Steuerberater, der dir außerdem helfen kann, Steuern zu sparen. Wenn deine Selbstständigkeit dann doch an Fahrt aufnehmen sollte, kannst du dir immer noch überlegen, dein Unternehmen in Deutschland abzumelden. Das ist in etwa ab einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro sinnvoll. Dazu musst du dich aber komplett aus Deutschland abmelden, du darfst dort also keinen Wohnsitz mehr haben. Auf jeden Fall solltest du dich vor einem solchen Schritt von einem Experten beraten lassen.
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Wie hoch ist der Steuersatz vor Ort?
Die Steuerbelastungen für Arbeitnehmer und Selbstständige können in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich sein. Vor allem wenn du dich entscheiden musst, wo du Steuern zahlst, solltest du die Höhe der Steuersätze gut kennen. Fakt ist: Der deutsche Fiskus verlangt von seinen Bürgern einen der höchsten Steuersätze der Welt. Ein Vergleich der Steuern und Sozialabgaben der Industrieländer zeigt: Die Deutschen zahlen weltweit die dritthöchsten Abgaben. Nur bei den Nachbarn in Belgien und Österreich sind die Steuern noch höher. In der Regel wird der Steuersatz in deinem Gastland also niedriger sein. Hier ein Überblick über den Anteil der Steuer- und Sozialabgaben am Bruttogehalt von Durchschnittsverdienern in den beliebtesten Auswanderungsländern der Deutschen im Vergleich zu Deutschland:
Land | Kinderlose Singles | Verheiratet, 2 Kinder |
---|---|---|
Belgien | 55,6 % | 40,6 % |
Deutschland | 49,3 % | 33,8 % |
Frankreich | 48,4 % | 40,5 % |
Großbritannien | 31,1 % | 26,6 % |
Irland | 28,2 % | 9,9 % |
Italien | 48,2 % | 39 % |
Luxemburg | 37,6 % | 15,1 % |
Österreich | 49,4 % | 38,8 % |
Schweden | 42,5 % | 37,4 % |
Schweiz | 22,2 % | 9,8 % |
Spanien | 40,7 % | 34,9 % |
Türkei | 38,2 % | 36,8 % |
Kanada | 31,5 % | 19,2 % |
USA | 31,5 % | 20,6 % |
Australien | 27,7 % | 17,5 % |
Neuseeland | 17,2 % | 3,8 % |
Japan | 1,9 % | 26,3 % |
Chile | 7 % | 7 % |
(Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/185987/umfrage/steuer–und-sozialabgaben-nach-laendern/)
Es ist also mitunter ein Riesenunterschied, wo du deine Steuern zahlst. Vor allem der Unterschied zwischen Deutschland und den außereuropäischen Ländern sowie der Schweiz ist enorm. In fast allen Ländern der Welt kannst du also deutlich mehr von deinem Bruttogehalt behalten als in Deutschland. Deshalb ist die Frage, ob du weiterhin für einen deutschen Arbeitgeber tätig sein willst oder dir lieber vor Ort einen Job suchst, enorm wichtig. Natürlich zählt im Endeffekt immer das Netto-Gehalt, denn es bringt dir wenig, wenn du sehr niedrige Steuern auf ein ohnehin mickriges Gehalt zahlst.
Steuern zurückholen
Teilweise können sich Arbeitnehmer die im Ausland gezahlten Steuern zurückholen, wenn sie das Land verlassen. Das ist vor allem für Working-Holiday-Maker interessant, die nur für ein Jahr mit einem Working-Holiday-Visum im außereuropäischen Ausland gearbeitet haben. Diesen werden in der Regel ein Teil der gezahlten Einkommenssteuer und die Rentenbeiträge erstattet, sodass sich Work & Traveller am Ende des Auslandsaufenthaltes meist über eine nette Summe freuen können. Prinzipiell sollte jeder, der länger im Ausland gearbeitet und dort Steuern gezahlt hat, am Ende des Aufenthalts eine Steuererklärung abgeben. Wem der bürokratische Aufwand zu viel ist, kann sich dabei auch von einem Dienstleister wie z.B. taxback unterstützen lassen.
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Fazit
Das Thema Steuern ist enorm wichtig, wenn du für längere Zeit im Ausland arbeiten möchtest. Wenn du dich gut informierst, kannst du viel Geld sparen. Nicht immer kannst du dir aussuchen, wo du Steuern zahlen willst. Falls doch, solltest du eine kluge Entscheidung treffen. In fast allen Industrieländern (OECD-Staaten) ist die Steuerlast niedriger als in Deutschland. Wenn du deinen festen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben hast, dauerhaft außerhalb Deutschlands arbeitest oder für eine Firma im Ausland tätig bist, bist du nicht dazu verpflichtet, in Deutschland Steuern zu zahlen. Selbstständige sollten sich aber diesbezüglich von einem Experten beraten lassen, um nicht horrende Nachzahlungen oder gar Bußgelder zu riskieren. Manchmal ist es außerdem sinnvoll, die Sozialabgaben weiterhin in Deutschland zu entrichten, wenn du langfristig planst, zurückzukehren. Unbedingt solltest du dich informieren, ob du dir die im Ausland gezahlten Steuern zurückholen kannst.
Weitere Schritte zu deinem Job im Ausland
Der Auslandsjob-Guide
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