Meike Winnemuth – Auf Los geht es los!

Was macht man mit einer halben Million Euro? Für die freie Journalistin, die unter anderem für das SZ Magazin, den Stern und Geo Saison schreibt, war die Antwort auf diese Frage schnell klar: Um die Welt reisen, am besten zwölf Städte in einem Jahr. Gesagt, getan, nachdem sie die 500.000 Euro von „Wer wird Millionär?“ auf ihrem Konto hatte, wählte sie intuitiv zwölf Städte aus, in denen sie immer schon einmal eine längere Zeit verbringen wollte – einige kannte sie bereits, einige nicht. Nachdem sie sich über ein paar Wohnungsbörsen jeweils ein Appartment für die ersten Städte gesucht hatte, ging es auch schon los – ohne großes Planen. 

Viel vom „wahren Leben“ mitbekommen

Für Appartements und gegen Hotels entschied sich Winnemuth, um möglichst viel vom „wahren Leben“ vor Ort mitzubekommen – und mit dem gewonnen Geld als Polster gönnte sie sich auch etwas luxuriösere Varianten. Genauso hielt sie es bei den Aktivitäten in den einzelnen Städten, bei denen sie auch nicht unbedingt auf den Preis schaute, obwohl sie im Vorfeld ein ungefähres Budget festgelegt hatte. Dadurch, dass sie von einem Ort zum nächsten pendelte, war das Anhäufen von vielen Souvenirs sowieso keine Option. Ein paar Sachen erwarb sie aber dennoch, eine Teekanne in Buenos Aires und einen Morgenmantel in Indien – zwei Dinge, die sie fortan auf ihrer Reise begleiteten und ein Stück Heimat für sie wurden.

Aufträge von Lesern führten zu ungewöhnlichen Orten, Begegnungen und  Erlebnissen

Ansonsten hatte ihr Leben in Sydney/Australien, Buenos Aires/Argentinien, Mumbai/Indien, Shanghai/China, Honululu/USA, San Francisco/USA, London/Großbritannien, Kopenhagen/Dänemark, Barcelona/Spanien, Tel Aviv/Israel, Addis Adeba/Äthiopien und Havanna/Kuba wenig touristische Züge, schließlich bestanden die zwölf Monate nicht aus Nichtstun, Faulenzen und in den Tag hinein leben, sondern Winnemuth ging ihrer normalen Arbeit nach und erledigte weiter ihre Aufträge – auch wenn die unterschiedlichen Städte dabei ihren Arbeitseifer und ihre Motivation auf die unterschiedlichste Weise beeinflussten. Nebenbei arbeitete die Hamburgerin fleißig an ihrem Blog VormirdieWelt.de, der von einer steigenden Leserzahl aufmerksam verfolgt wurde. Von den Konsumenten des SZ Magazins wurde sie zudem mit Aufträgen versorgt, die sie für diese erledigen sollte – dabei lernte sie ungewöhnliche Menschen und Orte kennen und berichtete wiederum über ihre Erlebnisse. In Kopenhagen sollte sie beispielsweise nach Louisina, ein Museum 30 Kilometer von Kopenhagen entfernt, fahren.

In zwölf Briefen das Jahr und die Städte Revue passieren lassen

Wie es sich für eine Journalistin gehört, hat Winnemuth über ihr Jahr auch ein Buch geschrieben. „Das große Los. Wie ich bei Günter Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr“ heißt der eindeutige Titel, Winnemuth hat sich dabei allerdings für eine ungewöhnliche Form entschieden – sie schrieb zwölf Briefe – einen für jede Stadt und adressierte sie beispielsweise an Freunde, Bekannte, Leute, von denen sie die Wohnung gemietet hatte und an ihr jüngeres Ich. In den Briefen geht es in erster Linie um ihre Erlebnisse und Eindrücke auf ihrer Weltreise, Leser erfahren viel über die einzelnen Städte, die Lebensart, besondere Gepflogenheiten und ungewöhnliche Must-Sees und Must-Do`s. Gleichzeitig offenbart Winnemuth darin ihr Gefühlsleben, erzählt, was die unterschiedlichen Ziele mit ihr machen, dass es plötzlich verschiedene Meike Winnemuths gibt, von denen sie selbst nicht wusste, dass diese überhaupt existieren. Wer auf der Suche nach konkreten Reise- und Sightseeing-Tipps ist, für den ist dieses Buch eher nicht geeignet, der wird aber auf Winnemuths Blog fündig. „Das große Los“ ist auf jeden Fall die perfekte Urlaubslektüre in Form von Reisebriefen mit Mehrwert. Da kann man sich in zwei Wochen jeden Tag einen Brief vornehmen, die restlichen zwei Tage sind für die An- und Abreise.

Auf einem Containerschiff gen Heimat

Winnemuth selbst wählte eine ungewöhnliche Form der Abreise: Anstatt aus Havanna zurück zu fliegen, entschied sie sich für die Heimreise nach Hamburg auf einem Containerschiff – so hatte sie schon einmal zwei Wochen Zeit, ihr Jahr zu reflektieren, und zu überlegen, was darauf folgen sollte. Nachdem sie die auch die Kosten überschlagen hatte, war Winnemuth selbst von ihrem Fazit überwältigt: Eigentlich hätte sie die halbe Million von „Wer wird Millionär?“ gar nicht gebraucht, sondern hätte dieses Jahr jederzeit machen können, aber sie brauchte den Gewinn im Rücken, um loszuziehen. Den Lesern gibt sie diese Gedanken natürlich mit auf den Weg: Was braucht es, um einen Traum wahr werden zu lassen? Vielleicht sollte man manchmal einfach losfahren, wie Meike Winnemuth, was bei einer Top-Journalistin wie ihr sicher einfacher ist als bei anderen. Dennoch lohnt sich für jeden dieses Gedankenspiel. Auf Los geht es los!

Meike Winnemuth, Das große Los. Wie ich bei Günter Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr, Knaus Verlag


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