Leben und Arbeiten als Digitaler Nomade in Kolumbien

Für viele ist es ein Traum: Einfach dort leben und arbeiten, wo man gerade sein möchte. Wenn das Wetter in der Heimat zu ungemütlich wird, packst du einfach deine Sachen und verziehst dich in wärmere Gefilde. Dort bleibst du dann so lange es dir gefällt und ziehst anschließend einfach weiter – entweder ins nächste Strandparadies, eine aufregende Metropole oder auch zurück in die Heimat. Ob das Leben als digitaler Nomade wirklich immer so paradiesisch ist, muss jedoch jeder für sich selbst herausfinden.

Als Digitaler Nomade in Kolumbien

Ein großer Vorteil ist es auf jeden Fall, sich überwiegend an Orten aufzuhalten, die sich besonders gut für digitale Nomaden eignen. Doch wie findest du als digitaler Nomade die richtige Location zum Leben und Arbeiten? Schnelles Internet, ein angenehmes Klima und niedrige Lebenshaltungskosten sind auf jeden Fall wichtig, aber eben auch nicht alles. In diesem Beitrag erfährst du, wie gut sich das südamerikanische Kolumbien für digitale Nomaden eignet. 

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Internet

Bei der Suche nach einem geeigneten Ort für einen längeren Aufenthalt ist das Internet für viele digitale Nomaden das wichtigste Kriterium. Denn ohne Internet können Digitalnomaden kein Geld von unterwegs verdienen. Wie schnell das Internet sein muss, hängt jedoch von der Art der Tätigkeit ab. Eine Übersetzerin oder ein Texter kann durchaus auch mit etwas langsameren Internet leben, wohingegen die Betreiber/in mehrerer eigener Websites und ein Programmierer eine wirklich schnelle und stabile Internetverbindung brauchen, um produktiv arbeiten zu können. Prinzipiell wirst du in Kolumbien überall Internet finden. Touristische Unterkünfte sowie die meisten Cafés bieten kostenloses WLAN.

Die Internet-Geschwindigkeit verbessert sich auch stetig, wobei das Andenland natürlich nicht mit westeuropäischen oder gar asiatischen Standards mithalten kann. Laut dem Bericht State of the Internet von Akamai Technologies betrug die durchschnittliche Internet-Geschwindigkeit in dem schönen Andenland im ersten Quartal 2016 ca. 4,6 Megabyte pro Sekunde (Mb/s). Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum durchschnittlich 13,9 Mb/s. Nichtsdestotrotz schneidet Kolumbien mit diesen Werten noch besser ab als die Nachbarländer Brasilien und Panama. Du musst aber in Kolumbien durchschnittlich mit deutlich langsameren Download- und Upload-Geschwindigkeiten rechnen, als du es von zuhause gewohnt bist. Für einige Tätigkeiten ist diese Geschwindigkeit jedoch absolut ausreichend. Außerdem gibt es in größeren Städten und Digitalnomaden-Hotspots wie Medellín und Bogotá auch Coworking Spaces mit High-Speed-Internet, wo die Übertragungsrate durchaus höher ist.

Community

Kolumbien wird unter digitalen Nomaden immer beliebter. Als ich 2014 sechs Monate dort als digitale Nomadin verbrachte, war die Community noch recht überschaubar. Aber auch das war überhaupt nicht schlimm, da die Kolumbianer zweifelsohne einige der freundlichsten Menschen der Welt sind und du dort auch unter den Locals sehr schnell Anschluss findest. Mittlerweile schwärmen aber auch immer mehr digitale Nomaden von dem sagenhaft schönen Land im Nordwesten Südamerikas und wollen eine längere Zeit dort verbringen. Deswegen findest du inzwischen vor allem in größeren Städten eine ansehnliche Community digitaler Nomaden aus ganz unterschiedlichen Ländern, mit denen du dich austauschen und vernetzen kannst. Über Plattformen wie meetup.com oder spezielle Facebook-Gruppen erfährst du beispielsweise von relevanten Events, die du besuchen kannst. Außerdem triffst du in Coworking Spaces und schönen Cafés mit kostenlosem WLAN garantiert auch auf Gleichgesinnte.

Lebenshaltungskosten

Ein weiterer großer Vorteil für digitale Nomaden in Kolumbien sind die niedrigen Lebenshaltungskosten. Von etwa 1.000 Euro im Monat kannst du dort wirklich sehr gut leben, ein Zimmer im Stadtzentrum bezahlen, jeden Tag im Restaurant essen, ausgehen und regelmäßig Taxi fahren (was du nach Einbruch der Dunkelheit auch machen solltest, siehe Sicherheit). Es ist definitiv auch möglich, mit deutlich weniger Geld in Kolumbien zu leben, nur musst du dann eben auch etwas einfacher leben.

Hier ein paar aktuelle Kostenbeispiele für Kolumbien (alle Angaben stammen von numbeo.com):

  • Ein Essen in einem einfachen Restaurant: ca. 2,70 Euro
  • Ein lokales Bier (0,5 Liter): ca. 0,70 Euro
  • Fahrkarte im öffentlichen Nahverkehr: ca. 0,55 Euro
  • Taxi: ca. 1,23 Euro pro Kilometer
  • Eintrittskarte fürs Kino: ca. 3,40 Euro
  • Einzimmer-Wohnung im Zentrum: ca. 265 Euro pro Monat
  • 1 kg Reis: ca. 0,70 Euro
  • 1 kg Bananen: ca. 0,70 Euro
  • 1 kg Tomaten: ca. 0,80 Euro
  • 1 kg Kartoffeln: ca. 0,65 Euro

Dabei handelt es sich um die durchschnittlichen Preise in Kolumbien. Außerdem musst du natürlich die Unterschiede zwischen Stadt und Land berücksichtigen. In ländlichen Gegenden können die Preise noch niedriger sein als hier angegeben, in größeren Städten dafür auch mal höher.

Infrastruktur

Auch die Infrastruktur stimmt in Kolumbien, zumindest in den größeren Städten. Sicher kann man diese nicht mit westlichen Standards vergleichen, aber sie ermöglicht ein komfortables Leben vor Ort. In der Hauptstadt Bogotá und der zweitgrößten Stadt Medellín gibt es Coworking Spaces mit Highspeed-Internet und einer Menge gleichgesinnter Leute. Auch in vielen Cafés mit kostenlosem Internet lässt es sich gut arbeiten. Ebenso kannst du bezahlbare WG-Zimmer und kleine Apartments in der Regel leicht, schnell und unkompliziert finden.

Das öffentliche Nahverkehrsnetz funktioniert in den größeren Städten meist reibungslos. Gelegentlich gibt es allerdings Streiks, die das gesamte Netz lahmlegen können. In solchen Fällen kannst du aber auf Taxis ausweichen, die dort sehr günstig sind. Wer zentral wohnt, kann viele Orte außerdem zu Fuß erreichen und auch mal einen Tag oder zwei auf die Öffentlichen verzichten. Zudem sieht man auch immer mehr Fahrradfahrer in Kolumbiens Großstädten und in manchen kleineren Städten ist es sogar das beliebteste Verkehrsmittel. Nichtsdestotrotz ist das Fahrradfahren in Kolumbien aufgrund der oft fehlenden Radwege und teils chaotischen Verkehrssituation ziemlich gefährlich. Was die nationalen Transportmittel betrifft, gibt es ein sehr gut funktionierendes Busnetz, das alle wichtigen Ziele im Land regelmäßig ansteuert. Darüber hinaus bieten mehrere nationale Airlines günstige Inlandsflüge.

Wetter

Das Klima ist definitiv ein Kriterium, bei dem Kolumbien quasi unschlagbar ist: Dort kannst du dir das Wetter nämlich aussuchen. Je nachdem, wo du dich im Land gerade befindest, ist es entweder tropisch heiß, schwülwarm, frühlingshaft sonnig oder erfrischend kühl. Das schöne Andenland bietet je nach Höhenmeter ganz unterschiedliche Klimazonen. Aufgrund der Äquatornähe gibt es in den einzelnen Regionen kaum jahreszeitlich bedingte Schwankungen. Der einzige Unterschied besteht zwischen der Regenzeit und der Trockenzeit, die zwischen den Regionen aber auch zeitlich variieren. Als digitaler Nomade kannst du also einfach immer dort sein, wo das Wetter gerade am besten ist bzw. dir ein Klima aussuchen, das deinem Gemüt entspricht.

Umgebung und Natur

Von Kolumbien sagt man, dass dieses unglaubliche Land alles bietet, was es in Südamerika auch gibt. Kolumbien ist quasi ein Miniatur-Südamerika, wo du fast alles findest: Traumhafte Karibikstrände und einsame Inseln, die raue Pazifikküste, den dichten Amazonas-Dschungel, märchenhafte Nebel-Wälder, imposante Berge mit traditionellen Bergdörfern und moderne Metropolen. Du kannst dir die Umgebung und Natur in Kolumbien also im Grunde ganz nach deinen Interessen aussuchen. Als digitaler Nomade in Kolumbien stehen dir zahlreiche spannende Ausflugsziele zur Verfügung und du wirst dich dort garantiert nicht langweilen. Wenn du nachmittags deinen Laptop zuklappst, kannst du entweder atemberaubende Landschaften mit dem Mountainbike erkunden, in dramatischen Bergkulissen klettern, an der wilden Pazifikküste surfen oder tauchen, im Karibikparadies schnorcheln oder das reichhaltige Kulturangebot der großen Städte nutzen und beispielsweise eine spektakuläre Salsa-Show bestaunen.

Sprache und Kultur

Wer als digitaler Nomade eine Zeit lang in Kolumbien verbringt, wird eine faszinierend vielfältige Kultur erleben, die sowohl von der spanischen Kolonialmacht als auch den vielen verschiedenen indigenen Einflüssen geprägt ist. Das Land hat eine lange, spannende Geschichte und in einigen Regionen kannst du uralte Ausgrabungen aus längst vergangenen Zeiten bestaunen. Zweifelsohne ist auch die Sprache ein guter Grund für viele digitale Nomaden, sich vorübergehend oder dauerhaft in Kolumbien niederzulassen. Wer noch kein Spanisch kann, wird es hier überdurchschnittlich schnell lernen. Zum einen gibt es sehr günstige Sprachkurse und auch sehr erschwingliche Privatlehrer, zum anderen sind die Kolumbianer gegenüber Fremden extrem aufgeschlossen und kommunikativ. Wer bereits Spanisch kann, wird sich in Kolumbien umso wohler fühlen.

Sicherheit

Zu guter Letzt gibt es noch ein Kriterium, das die Begeisterung für Kolumbien trüben kann. Beim Thema Sicherheit schneidet Kolumbien definitiv nicht besonders gut ab, auch wenn sich die Situation in den vergangenen Jahren extrem verbessert hat. Die Unternehmensberatung „Control Risks“, die einmal jährlich eine globale „Risk Map“ mit dem Sicherheitsrisiko für jedes Land der Welt herausgibt, weist Kolumbien ein mittleres Sicherheitsrisiko zu. Damit liegt das Land auf einer Ebene mit Russland, Südafrika und Süditalien. Als digitaler Nomade in Kolumbien musst du immer mit einer gewissen Alltagskriminalität wie Diebstählen, Einbrüchen oder auch Raubüberfällen rechnen und dementsprechend etwas mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen. Für digitale Nomaden sind Diebstähle besonders ärgerlich, da sie meist mit teurem technischem Equipment reisen. Wenn der Laptop weg ist, kann man außerdem erstmal nicht mehr arbeiten. Prinzipiell gibt es in fast allen kolumbianischen Städten No-Go-Areas, die du als Tourist einfach nicht betreten solltest. In anderen Stadtteilen ist es dagegen sehr sicher. Auch in ländlichen Regionen gibt es diesbezüglich meist keine Probleme.

Visum

Als deutscher Staatsbürger kannst du dich bis zu sechs Monate pro Kalenderjahr visumfrei in dem schönen Andenland aufhalten. Für digitale Nomaden ist das ein idealer Zeitraum. Bei der Einreise erhältst du in der Regel ein dreimonatiges Touristenvisum. Allerdings wird die Aufenthaltsdauer vom Grenzbeamten per Hand eingetragen, sodass es auch mal vorkommen kann, dass du nur 30 oder 60 Tage bekommst. Dann solltest du direkt nachfragen und um 90 Tage bitten. In der Regel kommt es dabei nicht zu Problemen. Deine dreimonatige Aufenthaltsgenehmigung kannst du nach Ablauf der Frist relativ unkompliziert bei der kolumbianischen Migrationsbehörde, die du in allen größeren Städten findest, um weitere drei Monate verlängern. Du musst lediglich einen Antrag ausfüllen und umgerechnet ca. 25 Euro zahlen. Alternativ kannst du auch kurz in ein Nachbarland reisen und erhältst die weiteren drei Monate Aufenthaltserlaubnis bei der erneuten Einreise nach Kolumbien.

Die besten Orte für Digitale Nomaden in Kolumbien

Am besten eignen sich für digitale Nomaden auf jeden Fall die Großstädte Medellín und Bogotá, da es dort das schnellste Internet, die beste Infrastruktur und die meisten Gleichgesinnten gibt. Medellín bietet nach dazu das perfekte Klima: In der Stadt des ewigen Frühlings herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. In Bogotá ist es mit 15 bis 20 Grad etwas kühler. Wer es lieber heißer mag, geht nach Cali oder Cartagena. Aber auch für digitale Nomaden, die Städte weniger mögen, gibt es schöne Gegenden und Orte in Kolumbien. Nur musst du dann natürlich Abstriche bei der Internet-Geschwindigkeit, Coworking Spaces und der Digitale-Nomaden-Community machen. Wer aber ohnehin am liebsten von zuhause aus arbeitet und hauptsächlich mit Einheimischen zu tun haben möchte, für den können kleinere Orte oder ländlichere Gegenden ideal sein.

Diese Gegenden solltest du meiden

In Kolumbien gibt es für Touristen sowie auch Einheimische ganz klare No-Go-Areas. Das sind Gebiete, die über Jahrzehnte von der linken Guerillaorganisation Farc oder paramilitärischen Gruppierungen kontrolliert wurden. Kürzlich wurde zwar eine offizielle Waffenruhe beschlossen, aber es wird noch sehr lange dauern bis diese Gebiete wieder aufgebaut werden. Für digitale Nomaden eigenen sich diese Regionen auf jeden Fall nicht, genauso wenig wie die Pazifik- und Karibikküste als auch das Amazonas-Gebiet, hauptsächlich wegen der schlechten Infrastruktur, dem langsamen Internet und dem heißen Klima.

5 Gründe, warum du als digitaler Nomade nach Kolumbien gehen solltest

1Die Kolumbianer zählen zu den freundlichsten und einer Studie zufolge auch zu den glücklichsten Menschen der Welt.

2In Medellín und anderen Großstädten gibt es eine große, wachsende Community digitaler Nomaden.

3Das Land bietet die vielfältigsten Landschaften und Klimazonen auf dem lateinamerikanischen Kontinent.

4Es ist touristisch noch nicht extrem überlaufen und du kannst als digitaler Nomade unter Einheimischen leben.

5Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig – du bekommst hier zwei bis dreimal so viel für dein Geld.

Fazit

Das spannende Land ist als Destination für digitale Nomaden definitiv interessant und entwickelt sich daher auch immer mehr zum Hotspot digitaler Nomaden in Südamerika. Viele gute Gründe sprechen für Kolumbien: das gute Wetter, die atemberaubende Natur, die unheimlich herzlichen und aufgeschlossenen Locals, die schöne Sprache, die spannenden Städte genauso wie die günstigen Lebenshaltungskosten. Allerdings ist natürlich auch in Kolumbien nicht alles perfekt. Gerade beim Thema Internet-Geschwindigkeit, Infrastruktur und bei der Sicherheit musst du als digitaler Nomade in Kolumbien im Vergleich zu westeuropäischen Standards einige Abstriche machen.

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