Ein Praktikum in Chile kannst du auf der Hacienda Los Andes absolvieren. Die Leiterin der Pferdefarm, Tanja Waldraff, hat 2009 ihr Sozialpädagogik-Studium in Deutschland beendet und wollte danach ein Jahr lang Work and Travel durch Südamerika machen, um einen für sie noch unbekannten Kontinent kennenzulernen. Doch wie der Zufall es so will, verlängerte sie ihren Aufenthalt im kleinen „Río Hurtado“, einem Tal der Region Norte Chico in Chile. Dort hatte sie auf der Hacienda Los Andes, einer Outdoor Lodge spezialisiert auf den naturnahen Individualtourismus, ein dreimonatiges Praktikum absolviert. Mittlerweile lebt sie schon seit 5 Jahren auf der Hacienda und denkt keinesfalls an eine Rückkehr nach Deutschland. Was genau naturnaher Individualtourismus ist, welche Aufgaben ein Praktikant in Chile auf der „Hacienda Los Andes“ hat und was für Eigenschaften ein Praktikant mitbringen sollte, hat Kristin vom Work and Travel/magazin erfragt.
Es begann in Buenos Aires…
w&t/magazin: Tanja, wie genau bist du auf die „Hacienda Los Andes“ gekommen?
Tanja Waldraff: Während meines Sozialpädagogik-Studiums habe ich für 3 Monate ein Praxissemester in Costa Rica gemacht und dort mit Straßenkindern gearbeitet. Deshalb wollte ich nach dem Studium unbedingt noch einmal für einen längeren Zeitraum nach Lateinamerika zurück und hatte mich entschieden einen Job im Ausland als Sozialpädagogin zu suchen. Die Suche war alles andere als einfach, letztendlich habe ich jedoch einen Job als Deutschlehrerin an einem privaten Lerninstitut in Buenos Aires gefunden. Die Arbeit war keineswegs so wie ich sie mir vorgestellt habe und somit schmiss ich bereits nach 3 Wochen meinen Job hin. Ich entschied mich meinen Auslandsaufenthalt anders zu gestalten, wusste jedoch noch nicht so ganz wie ich das anstellen sollte. Also blieb ich zunächst für weitere 6 Monate in Buenos Aires, wo ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten habe. Danach habe ich mir dann einen Job für 3 Monate in San Pedro de Atacama, Chile organisiert und plante für die letzten 3 Monate das Praktikum in Chile auf der „Hacienda Los Andes“ ein, welches dann doch verlängert wurde. Ich habe mir alle Jobs, sowie das Praktikum in Chile selbst organisiert, schließlich war mein Plan zu Beginn der Reise ja ein ganz anderer….
w&t/magazin: Das klingt nach einem Abenteuer! Und wie kam es zu dem Entschluss nach dem Praktikum in Chile noch weitere 3 Monate auf der Hacienda zu bleiben?
Tanja Waldraff: Zunächst einmal war im Gespräch, dass ich 3 Monate länger bleibe um den Sommer über auszuhelfen. Wie das Schicksal es so will hat jedoch eine chilenische Mitarbeiterin vor Ende des Sommers gekündigt und eine Stelle wurde frei. Mein damaliger Chef bot mir zugleich die Stelle an und da ich keinerlei Verpflichtungen in Deutschland hatte und mich unsterblich in den Koch der Hacienda verliebt hatte, nahm ich das Stellenangebot dankend an. So vergingen die Jahre und mittlerweile lebe und arbeite ich schon seit 5 Jahren auf der Hacienda.
w&t/magazin: Und wie soll es für dich weitergehen, planst du eine Rückkehr nach Deutschland?
Tanja Waldraff: Nein, ich habe das Paradies auf Erden für mich gefunden und den Entschluss gefasst nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. Ich habe mir hier mein Leben aufgebaut, ich habe zwei Pferde, einen Hund ein intaktes soziales Umfeld mit vielen Freunden und einen Job der mir unglaublich viel Spaß macht. Der Kontakt zu Freunden und Familie in Deutschland lässt mit den Jahren immer mehr nach und mittlerweile fühle ich mich als Tourist wenn ich nach Deutschland komme.
w&t/magazin: Du scheinst dich wirklich wohl dort zu fühlen, toll das du dein Stückchen Glück auf Erden gefunden hast! Nun wollen wir aber mal von der Hacienda reden, was genau ist denn der naturnahe Individualtourismus den die Hacienda betreibt?
Tanja Waldraff: Der naturnahe Individualtourismus verspricht unseren Gästen ein individuelles Programmangebot in der Natur, sprich: wir gehen genau auf die Bedürfnisse unserer Gäste ein. Die Nähe zur Natur ist uns persönlich sehr wichtig, es gibt leider nicht mehr sehr viele Regionen die unberührte Landschaften und Gewässer vorweisen können. Hier in Río Hurtado ist man jedoch noch ganz im Einklang mit „Mutter Natur“. Wir haben auf der Hacienda einen eigenen Flusszugang der sich auf 3km erstreckt, sowie einen eigenen Palmengarten. Unser Highlight ist das private Observatorium, von dem aus man einen fantastischen Blick auf den Sternenhimmel hat.
Naturnaher Individualtourismus in Chile
w&t/magazin: Das klingt wirklich toll! Welche naturnahen Programmangebote gibt es denn vor Ort für die Gäste?
Tanja Waldraff: Wir haben verschiedene Reitprogramme für die Gäste, welche von einem Tag bis zu sechs Tagen dauern und von erfahrenen, mehrsprachigen Guides geleitet werden. Die Programme sind so gestaltet, dass sowohl Nichtreiter als auch erfahrene Reitprofis Gefallen daran haben. Neben den Reittouren bieten wir die Möglichkeit Chile, seine Kultur, Land und Leute auf 4×4 Touren oder zu Fuß auf unseren „Trails“ kennen zu lernen.
w&t/magazin: Das heißt also wer bei euch Urlaub macht, der lernt Chile richtig kennen, klasse! Gibt es neben den Pferden noch weitere Tierarten auf der Hacienda?
Tanja Waldraff: Aufjedenfall! Wir haben insgesamt elf Pferde, ein Maultier und eine Kuh, welche gemeinsam auf unseren Koppeln frei in einer Herde leben. Zudem haben wir zwei Katzen, einen Hühnerstall, zwei Ziegen die uns Milch fürs Frühstück liefern und einen Hund der in unserem Hotel haust und uns bei den Reittouren begleitet.
Die täglichen Aufgaben eines Praktikanten…
w&t/magazin: Wie man merkt besteht nicht nur eine enge Bindung zur Natur, sondern auch eine große Zuneigung zu Tieren. Einen wichtigen Aspekt stellen die Praktikanten die ihr jährlich aufnehmt für euch dar, welche Aufgaben hat ein Praktikant denn so?
Tanja Waldraff: Die Aufgaben eines Praktikanten hier auf der Hacienda sind sehr abwechslungsreich und spannend, schließlich haben wir verschiedene Gäste mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Grundsätzlich bekommen unsere Praktikanten einen umfassenden Einblick in einen kleinen Hotelbetrieb mit zugehörigem Restaurant und Reittourenbetrieb. Praktikanten sind für die Gästebetreuung und die Reittourenbegleitung der Tages- und Mehrtagestouren zuständig, jedoch helfen sie auch immer dort aus, wo gerade dringend jemand gebraucht wird. Unter Gästebetreuung sehen wir vor, dass ein Praktikant den Empfang an der Rezeption vornimmt und telefonische Anfragen und Reservierungen beantwortet. Auch die Frühstücksvorbereitung der Gäste, Hilfe bei der Säuberung der Gästezimmer und Mitarbeit im Restaurant bzw. in der Küche sind Dinge die manchmal zur Gästebetreuung gehören. Wie man sieht, wird es einem hier auf der Hacienda nie langweilig!
w&t/magazin: Klingt nach einer Menge Spaß und Abenteuer! Wie viel Zeit sollte man für ein Praktikum in Chile denn mitbringen?
Tanja Waldraff: Damit sowohl der Praktikant, als auch wir einen Nutzen aus dem Aufenthalt ziehen, empfehlen wir mindestens drei Monate oder länger einzuplanen um das Leben und die Menschen hier gut kennenzulernen und ein wenig Arbeitserfahrung mitnehmen zu können.
w&t/magazin: Das scheint eine sinnvolle Lösung zu sein, schließlich will man auch Chile und seine Kultur kennenlernen… Gibt es irgendwelche Eigenschaften oder Sprachkenntnisse die ein Praktikant mitbringen sollte?
Tanja Waldraff: Ein Praktikant sollte in Chile offen gegenüber neuen Kulturen und fremden Menschen sein. Es ist hilfreich, wenn man auf andere Menschen zugehen kann und ein Gespräch mit ihnen sucht. Man sollte naturverbunden und „pferdeverrückt“ sein, denn sonst kann es hier auf dem Land schnell langweilig werden. Wir leben hier auf dem typischen chilenischen Land und es gibt nur wenig Ausgehmöglichkeiten oder sonstige kommerzielle Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Menschen hier konzentrieren sich noch auf das wesentliche: das Land und die Natur. Ein Praktikant sollte kein „Eigenbrödler“ sein und auch ohne Fernsehen, Internet und Co. Spaß haben, denn hier gibt es all das nicht. Gewisse Spanisch- und Englischkenntnisse und das Interesse diese auszubauen sollten vorhanden sein, denn nur so kann man sich hier in die Gesellschaft integrieren.
Vorbereitung auf das Praktikum in Chile
w&t/magazin: Ein Leben in Ruhe und Entspannung also, wann kann ich kommen? Noch eine letzte Anregung für zukünftige Praktikanten, welche Tipps kannst du zur Vorbereitung auf die chilenische Kultur und das Leben auf der Hacienda geben?
Tanja Waldraff: Praktikanten sollten wissen, dass es extrem wichtig ist die Fremdsprache zu sprechen bzw. zu erlernen, um sich hier wohl zu fühlen und gut integriert zu werden. Die Chilenen sind ein sehr gemütliches Volk und nehmen manche Dinge nicht allzu ernst, frei nach dem Motto: Komm‘ ich heut nicht, komm‘ ich morgen!
w&t/magazin: Und warum nun ein Praktikum auf der Hacienda in Chile?
Tanja Waldraff: Chile ist eine ganz andere Kultur und die Lebensweise auf unserer Hacienda ist etwas ganz anderes, als das was man aus Deutschland kennt. Man hat die Möglichkeit seine Spanischkenntnisse zu verbessern, seinen Horizont zu erweitern und eine „andere Welt“ kennenzulernen. Für mich ist die Hacienda ein Stückchen Glück auf Erden, vielleicht kann sie auch für dich etwas ganz besonderes werden.
w&t/magazin: Vielen Dank Tanja für diese ausfürlichen Infos zum Praktikum in Chile!
Mehr Fotos von der Pferdefarm in Chile:
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