Auswandern, 12 Kriterien, die bei der Länderwahl helfen!

Es ist dein Traum, für längere Zeit ins Ausland zu gehen oder du willst gar auswandern? Eine der wichtigsten und folgenreichsten Entscheidungen, die du bei einem solchen Vorhaben treffen musst, ist zweifelsohne die Wahl deines Auswanderungsziels. Wer nicht von vornherein einen klaren Favoriten hat, sollte die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen gut abwägen. Denn sicherlich gibt es kein Land auf diesem Planeten, wo alles perfekt ist. Irgendwo musst du immer Abstriche machen und deshalb ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Daher solltest du wissen, was das Ziel deines Auswanderungs-Vorhabens ist und welche Kriterien für dich daher besonders wichtig sind.

  1. Sprache

Für viele Auswanderer ist die Sprache ein besonders wichtiges Kriterium bei der Länderwahl. Dabei musst du dir vor allem folgende Fragen stellen: Bist du prinzipiell bereit, eine Sprache vollkommen neu zu erlernen? Oder bevorzugst du eine Sprache, die du schon einigermaßen beherrschst und deine Kenntnisse nur noch vor Ort weiter ausbauen musst? Vielleicht hast du auch gar keine Lust, dich mit einer Fremdsprache rumzuschlagen. Auch dann hast du als Auswanderer durchaus Optionen: Beispielsweise die Schweiz, Österreich, Norditalien, Liechtenstein, Luxemburg und einige Teile Belgiens. Je nachdem, was du im Ausland vorhast, sind deine Kenntnisse der Landessprache unterschiedlich wichtig. Wenn du dir umgehend einen Job suchen oder im Ausland studieren möchtest, solltest du die Landessprache deines Ziellandes bereits fließend beherrschen. Wenn du dagegen hohe finanzielle Rücklagen hast und die Jobsuche ruhig angehen kannst oder über einen digitalen Job weiterhin für Arbeitgeber in Deutschland arbeitest, ist das weniger wichtig.

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 2. Kulturelle Barriere

Neben der Sprachbarriere gibt es außerdem eine kulturelle Barriere, die oft eng miteinander verbunden sind. Länder mit einer eher fremden Sprache, die sich stark vom Deutschen und Englischen unterscheidet, unterscheiden sich oft auch kulturell sehr stark vom westeuropäischen Raum. Beispiele dafür sind Japan, China oder arabische Länder, wo du neben einer neuen Sprache auch ein neues Schriftbild und zahlreiche neue Umgangsformen erlernen musst. Am besten überlegst du vorab, mit wie viel Fremdheit du dich in deiner neuen Heimat konfrontieren willst. Westeuropäische Staaten sowie Nordamerika und Ozeanien sind unserer Kultur beispielsweise sehr ähnlich und du musst dich meist nicht mit komplett neuen Umgangsformen, Riten und Bräuchen beschäftigen. Auch in Lateinamerika erwartet dich kein größerer Kulturschock, da diese Länder historisch und kulturell stark mit Spanien bzw. Portugal verbunden sind. Dich in einem völlig fremden Kulturraum zurechtzufinden, kann anfangs wahnsinnig anstrengend und eine riesige Herausforderung sein. Es ist aber zweifelsohne auch eine der prägendsten Erfahrungen, die du im Leben machen kannst. Dadurch kannst du dich persönlich unheimlich weiterentwickeln und deinen Horizont erweitern, es ist aber sicherlich nicht etwas für jeden Auswanderer.

 3. Ansässige Unternehmen

Auswanderer, die vor allem auf bessere Job- und Karrierechancen im Ausland hoffen, sollten vor allem einen Blick auf die ansässigen Firmen im Zielland werfen. Welche Firmen gibt es dort und haben vielleicht auch bedeutende deutsche Firmen in dem Land eine Niederlassung? Letzteres ist besonders wichtig, wenn du die Landessprache noch nicht perfekt beherrschst. Dann bieten die Auslands-Niederlassungen (großer) deutscher Unternehmen nämlich gute Jobmöglichkeiten für dich. Umso besser sind deine Chancen natürlich, wenn du auch die Landessprache schon sehr gut beherrschst. Außerdem solltest du dich natürlich fragen: Gibt es speziell in deiner Branche viele Unternehmen und damit gute Jobmöglichkeiten im Zielland?

4. Bedingungen für Selbstständige und Freiberufler

Wenn du lieber dein eigener Chef bist als für andere zu arbeiten, sind die Bedingungen für Selbstständige und Freiberufler im Zielland besonders interessant. Ausschlaggebend ist dabei beispielsweise, ob du im Gastland ein Unternehmen gründen möchtest oder als Freiberufler weiterhin für Unternehmen in Deutschland arbeiten möchtest. Ist ersteres der Fall, solltest du ein Land wählen, dass ein besonders gutes unternehmerisches Klima bietet. Die bürokratischen Hürden für Selbstständige und Unternehmer sollten möglichst gering sein und die Gewinne nicht allzu hoch besteuert werden. Außerdem ist es für Unternehmer oft wichtig, vor Ort Gleichgesinnte zu treffen, da das einen regen Austausch ermöglicht. Wenn du langfristig auch Mitarbeiter einstellen möchtest, spielen die Lohnkosten und Sozialabgaben im Zielland außerdem eine Rolle. Wer dagegen als Freiberufler für Kunden in Deutschland arbeitet und nach einem Wohnsitz in einem anderen Land sucht, schaut in der Regel vor allem auf die Lebenshaltungskosten und fragt sich: In welchem Land habe ich am meisten von meinem Gehalt?

5. Tätigkeitsfelder und Berufsmöglichkeiten

Dieser Punkt hängt weitestgehend mit den ansässigen Unternehmen in einem bestimmten Land zusammen. Wenn du als Arbeitnehmer auf Jobsuche in einem fremden Land gehen willst, sind vor allem die Berufsmöglichkeiten in deiner Branche sowie auch die verschieden Tätigkeitsfelder für deinen Beruf interessant. Wenn Job- und Karrieremöglichkeiten sowie berufliche Weiterentwicklung für dich höchste Priorität beim Auswandern haben, solltest du dich genau über die Möglichkeiten in deinem Zielland informieren. Auch die Anerkennung deiner Abschlüsse im Ausland ist ein wichtiges Thema, mit dem du dich beschäftigen musst.

6. Verdienst

Absolut nicht uninteressant für potentielle Auswanderer ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, wie viel sie in ihrer jeweiligen Branche im Zielland überhaupt verdienen können. Das ist natürlich von Land zu Land extrem unterschiedlich. Daher solltest du unbedingt verlässliche Informationen über die Durchschnittsgehälter in deiner Branche sowie in deinem Beruf einholen. Alternativ kannst du dich auch schon von Deutschland aus in deinem Wunschland bewerben. Spätestens beim Vorstellungsgespräch erfährst du, welche Gehaltsvorstellungen realistisch sind.

7. Lebenshaltungskosten

Eng verbunden mit dem möglichen Verdienst sind natürlich auch die Lebenshaltungskosten in dem jeweiligen Land. Diese dürfen nie getrennt voneinander betrachtet werden. Denn was bringt dir ein Gehalt, das doppelt so hoch ist wie in der Heimat, du aber in deinem Gastland dreimal so viel für alles bezahlst? Dieses Beispiel mag etwas übertrieben sein, aber Fakt ist: In den Ländern mit besonders hohen Verdienstchancen sind die Lebenshaltungskosten in der Regel auch etwas höher. In Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten sind die Löhne meist so niedrig, dass es sich für Karriere und Gehalt orientierte Menschen kaum lohnt, dort nach einer Stelle zu suchen. Dann ist es eher vorteilhaft, mit einem bereits angesparten Vermögen auszuwandern oder über einen digitalen Job weiter für Arbeitgeber in der Heimat oder anderen gut zahlenden Ländern zu arbeiten.

>> Lebenshaltungskosten in Australien

8. Soziales Umfeld

Da aber Karriere und Verdienstmöglichkeiten wirklich nicht alles im Leben sind, solltest du auch noch andere Kriterien bei der Wahl eines geeigneten Auswanderungsziels berücksichtigen. Wichtig ist für die meisten auch das soziale Umfeld. Wie einfach ist es, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen oder gar dauerhafte Freundschaften zu schließen? Wie hoch ist die Sprach- und Kulturbarriere im Zielland? Wer als Single ins Gastland reist, den interessieren womöglich auch die Aussichten, dort eine neue Liebe zu finden.

Antworten auf all diese wichtigen Fragen findest du am besten bei Menschen, die bereits ausgewandert sind und in deinem Gastland leben. Darüber gibt beispielsweise der Expat Insider Report Auskunft, der jährlich die Länder ermittelt, in denen sich Auswanderer und Expatriates am wohlsten fühlen. Eines der wichtigsten Kriterien der Auswanderer für das eigene Wohlbefinden in der Fremde ist übrigens das soziale Umfeld. Deshalb haben es Ecuador und Mexiko in der letzten Umfrage ganz nach oben auf die Liste geschafft.

9. Work-Life-Balance

Genauso wie in der Heimat ist auch im Ausland die Work-Life-Balance besonders wichtig für das persönliche Wohlbefinden und individuell empfundene Glück. Dabei geht es vor allem um die Freizeitmöglichkeiten und das Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Die Länge der Arbeitswoche ist beispielsweise ein wichtiges Kriterium. Für alle, die sich eine möglichst kurze Wochenarbeitszeit wünschen, sind unsere niederländischen Nachbarn interessant: In dem kleinen Land arbeiten die Menschen durchschnittlich gerade mal 30 Stunden pro Woche. In vielen Ländern Osteuropas sowie auch in Griechenland oder der Türkei arbeiten die Menschen dagegen im Schnitt deutlich mehr als 40 Stunden die Woche. Was die Freizeitmöglichkeiten betrifft ist übrigens Australien besonders attraktiv: Über 95 Prozent der Auswanderer in Down Under schätzen die Vielfalt der dortigen Freizeitmöglichkeiten außergewöhnlich hoch ein. Bei einer Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 37 Stunden hast du außerdem genug Zeit, diese auch in Anspruch zu nehmen.

10. Klima

Auch das Klima ist natürlich für viele Auswanderer ein wichtiges Entscheidungskriterium. Auf einer Weltrangliste der besten Klimaverhältnisse würde Deutschland zweifellos einen der unteren Plätze einnehmen. Relativ kalte Winter, viel Regen und vor allem die wenigen Sonnenstunden in der kalten Jahreszeit wirken sich nicht gerade positiv aufs Gemüt aus. Wer damit schon immer zu kämpfen hatte, legt wahrscheinlich besonders hohen Wert auf ein möglichst sommerliches Gastland. Andere wiederum können dagegen mit extremer Hitze überhaupt nicht umgehen, wodurch sich einige Zielländer von selbst ausschließen. Die Klimafrage ist in Bezug auf das Auswandern selbstverständlich sehr subjektiv. Wintersportfans zieht es in andere Länder als Sonnenanbeter. Immerhin kannst du  dir als Auswanderer das Klima aussuchen, das zu dir passt, und musst dich nicht mit den Gegebenheiten arrangieren – zumindest, wenn dieses Kriterium für dich eine hohe Priorität hat. Mitunter musst du dafür an anderen Stellen Abstriche machen.

11. Grundstimmung

Auch die allgemeine Grundstimmung in einem Land solltest du bei deiner Entscheidung berücksichtigen. Mitunter kann dieser Punkt auch mit dem Klima zusammenhängen: Oft sind die Menschen in sonnigen, warmen Ländern einfach besser drauf. Das mag einerseits ein Klischee sein, andererseits ist es auch Fakt, dass Skandinavien weltweit die höchsten Selbstmordraten hat. Zweifellos sind lange, kalte Winter mit wenigen Sonnenstunden nicht gerade das ideale Umfeld für Menschen, die ohnehin schon zur Melancholie neigen. Überlege dir deshalb gut, welche Grundstimmung und allgemeine Lebenseinstellung am besten zu deinem Typ passt und das beste aus dir rausholt.

12. Familiengründung

Wer dauerhaft auswandern möchte, für den ist meist auch das Thema Familiengründung, Kinderfreundlichkeit und allgemeine Rahmenbedingungen für Familien sehr wichtig. Auch das kann von Land zu Land stark variieren. Dabei solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Gibt es ausreichend Kita-Plätze und sind diese auch bezahlbar?
  • Wie sieht es mit dem Schulsystem im Zielland aus?
  • Gibt es evtl. auch deutsche oder internationale Schulen, die die Kinder besuchen können?
  • Gibt es allgemeine finanzielle Vorteile, die jungen Familien das Leben erleichtern? Kannst du im Zielland weiterhin das deutsche Kindergeld beziehen oder gibt es eine Alternative im Gastland?
  • Wie leicht ist der Kontakt zu anderen (einheimischen) Kindern?

All das sind Fragen, mit denen sich junge Familien oder auch Auswanderer, die im Zielland irgendwann eine Familie gründen möchten, beschäftigen sollten.

Fazit

Die Länderwahl sollte beim Auswandern gut durchdacht und von vielen Seiten beleuchtet werden. Schließlich ist sie eine der wichtigsten und folgenreichsten Entscheidungen. Dabei schaust du dir am besten verschiedene Kriterien an und triffst dann eine wohl überlegte, ausgewogene Entscheidung. Meist musst du für bestimmte Vorteile Abstriche an anderer Stelle machen. Daher ist es wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen. Für Menschen, die sich vor allem bessere Job- und Verdienstmöglichkeiten erhoffen, sind andere Länder attraktiv als für Auswanderer, die sich hauptsächliche eine bessere Lebensqualität und angenehmeres Klima wünschen.


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