Teil 2 | Nachhaltig Reisen als Work and Traveller

Auch als Work and Traveller ist es wichtig, auf die Nachhaltigkeit seiner Reise zu achten. Denn mit dem Auslandsaufenthalt hinterlässt man zwangsläufig einen Fußabdruck, der die Umwelt, aber auch die Bevölkerung, Kultur, Wirtschaft und Natur des Ziellandes beeinflusst. Diese 10 einfachen Praxistipps sollen zeigen, wie du Nachhaltigkeit konkret bei deinem Work and Travel Abenteuer umsetzen kannst. 

Die Praxistipps im Überblick:

1. Reiseplanung, die Erste: Alles rund ums Reiseziel

Wähle das Land aus und setze dich damit auseinander

Nachhaltigkeit beginnt schon beim vermutlich allerersten Gedanken, nämlich, wo du deinen Work and Travel Aufenthalt verbringen möchtest. Aus ökologischer Perspektive ist ein Land in Europa natürlich umweltfreundlicher als eines in Asien, Ozeanien, Süd- oder Nordamerika. Aus soziokultureller Perspektive hingegen spielt in puncto Nachhaltigkeit nicht die Entfernung, sondern vielmehr dein persönliches Interesse und deine Vorkenntnisse über das Land eine Rolle. Der Aufenthalt wird sowohl für dich, als auch für die lokale Bevölkerung nachhaltiger und eindrucksvoller, wenn du dich zuvor mit dessen Kultur, Wirtschaft und Politik auseinandergesetzt und die Sprache – oder zumindest die Grundlagen – erlernt hast. So kommst du auch leichter mit den Einheimischen in Kontakt. Über das Zielland Bescheid zu wissen, eröffnet dir unendlich viele Möglichkeiten!

Setz‘ dich mit den möglichen Zielregionen auseinander

Nicht nur das Land muss ausgewählt werden, es ist auch ratsam, sich über die verschiedenen Regionen schlau zu machen, die du anpeilen kannst. Finde heraus, welche Gebiete touristisch eher ruhig und welche dagegen sehr beliebt sind. Beides kann zwar nachhaltige Angebote umfassen, doch in letzterem Falle musst du etwas achtsamer sein. Hier konzentriert sich insbesondere der zumeist wenig nachhaltige Massentourismus. Auf dessen Agenda stehen primär das billige Angebot und die Generierung massenhafter Kunden, damit das günstige Angebot auch rentabel bleibt. Die lokale Bevölkerung und Wirtschaft sowie Umweltschutz steht dagegen – wenn überhaupt – zumeist nur ganz unten auf der Liste. Viel Tourismus kann zudem viel zerstören. Glücklicherweise haben einige Regierungen mit artenreichen Naturschutzgebieten reagiert und die Besucherzahlen reglementiert. Beispiele hierfür sind die zum UNESCO Weltnaturerbe gehörende größte Sandinsel der Welt, Fraser Island (Australien), oder die weltbekannten Galapagos Inseln (Ecuador). Das gibt es aber nur im seltenen Fall, weshalb du dem Überlaufen der Region nur entgegenwirken kannst, wenn du selber aktiv wirst und vorher recherchierst. Das nützt auch dir selbst, denn wahrscheinlich möchtest du vorzugsweise von Menschen umgeben sein, die nicht auch zu Hause dein Nachbar sein können.

Bereite dich auf die nachhaltigen Möglichkeiten vor Ort vor

Vorbereiten kannst du dich auch schon auf alle anderen Dinge vor Ort wie sozial und ökologisch tragbare Transportmöglichkeiten (→ Tipp 4), verantwortungsbewusste Unterkünfte (→ Tipp 5) oder Aktivitäten (→ Tipp 7) beispielsweise. Dabei gilt grundsätzlich: Nachhaltig ist, was dezentral, entzerrt, regional, lokal, angepasst und umweltfreundlich ist. Bei der Recherche kannst du dabei die folgenden Fragen im Hinterkopf behalten: Welche Angebote und welche Anbieter gibt es? Welche internationalen oder lokalen Zertifizierungen bzw. Siegel stehen für Nachhaltigkeit? Welche Kritiken findest du im Netz von ehemaligen Besuchern? Eines sei schon vorweg genommen: Es ist gar nicht so leicht, durch die ganzen Siegel für Umweltverträglichkeit und Sozialstandards im Tourismus durchzublicken. Die sich für Menschenrechte einsetzende NGO (Non-Governmental Organization) Amnesty International empfiehlt aber beispielsweise das CSR-Zertifikat, das TourCert vergibt. CSR steht für Corporate and Social Responsibility. Die NGO Tourism Watch hat zudem praktischerweise einen Überblick über Tourismus-Siegel zusammengestellt und informiert über deren Inhalte. Eine gute Vorbereitung ist das A und O für eine nachhaltige Reise und verstärkt ganz nebenbei als positiven Nebeneffekt auch noch die Vorfreude!

2. Reiseplanung, die Zweite: Umweltfreundlich ans Ziel

Fliege umwelt- und klimafreundlich

In Tipp 1 wurde bereits aufgeführt, dass die Entfernung zu deinem Reiseziel einen wichtigen Faktor in puncto Nachhaltigkeit darstellt. Das bedeutet aber nicht, dass du Fernreisen grundsätzlich ausschließen solltest. Aber es bedeutet, dass du darüber nachdenken kannst, inwieweit deine persönliche Ökobilanz verbessert werden kann. Hierfür gibt es Initiativen wie atmosfair oder myclimate beispielsweise, die anbieten, auf freiwilliger Basis negative Öko-Bilanzen zu kompensieren. Auf deren Websites kannst du deinen CO2-Ausstoß berechnen und dementsprechend für Klimaschutzprojekte spenden. Atmosfair bietet auch eine nach wissenschaftlichen Methoden errechnete Übersicht über den Ausstoß der jeweiligen Airlines. Der Ausstoß eines Flugzeuges hängt von unterschiedlichen Faktoren ab wie dem Motor, aber auch der Ladung des Flugzeugs beispielsweise. Wenn du deinen Flug also noch nicht gebucht hast, kannst du über diesen Airline Index zusätzlich die Anbieter vergleichen.

Verzichte auf Billigairlines

Bei Fernreisen gibt es sie natürlich seltener, aber versuche grundsätzlich auf Billigairlines zu verzichten. Hier wird nicht nur das Personal zumeist schlechter bezahlt, du trägst auch noch zur nicht nachhaltigen Billigmentalität bei. Aufgrund des günstigen Preises wird mehr geflogen, die Fragmentierung und Umweltbelastung steigt. Auch, wenn dein Backpacker-Budget nicht unendlich groß sein wird, aber bei einem Langstreckenflug sollten Hundert Euro beispielsweise nicht entscheidend sein und zu Lasten der Umwelt oder des Personals gehen.

Wähle ein alternatives Transportmittel zum Flugzeug

Mit der Bahn statt dem Flugzeug reisen und dabei die Natur noch mehr genießen

Am besten ist es natürlich, gänzlich auf das fliegende Aluminiumblech zu verzichten. Das ist insbesondere in nähergelegenen Reisezielen wie Europa möglich. Auch wenn Billigairlines mit Angeboten von 30 Euro locken und das Fliegen dadurch inzwischen günstiger ist als Bahnfahren – ja sogar mit dem Taxi innerhalb einer Stadt –, so sind die Treibhausemissionen von Flugzeugen, die direkt in höhere Atmosphärenschichten gelangen, wesentlich klimaschädlicher als Transportmittel, die in Bodennähe Emissionen ausstoßen. Mit der Bahn kannst du heutzutage gegen einen geringen Aufpreis schon mit erneuerbaren Energien reisen. Auch viele Fernbusanbieter ermöglichen es, gegen einen Aufpreis von ein paar Euro klimafreundlicher zu reisen, da die Spenden – ähnlich wie bei atmosfair – in Klimaschutzprojekte investiert werden. Gerade innerhalb Europas kommen natürlich auch Mitfahrgelegenheiten in Betracht. Je mehr mitfahren, desto geringer ist die Öko-Bilanz des Einzelnen! Wenn du richtig viel Zeit hast, kannst du sogar ans andere Ende der Welt ohne „Aluminiumwurst“ – wie der Gründer des Lonely Planet Verlags in einem Spiegel Artikel zitiert wird – gelangen.

3. Kurz vor der Reise: Eine nachhaltige Packliste

Mehr als nur eine konventionelle Packliste

Dein Reiseziel steht fest, das Transportmittel ist gebucht und du hast dich bereits bestens über das Land informiert? Dann geht es bald los. Zeit, für eine Packliste! Wenngleich du normalerweise spontan packst und denkst, dass du nicht viel brauchst und daher auch eine Packliste hinfällig ist: Gerade bei einer längeren Reise, die nachhaltig sein soll, ist es unabdingbar, vorher zu überlegen was mit muss und was nicht. Und das am besten rechtzeitig, denn eine grüne Packliste beginnt schon beim Kauf deines Trekking-Rucksacks oder Koffers beispielsweise. Neben den Standard-Utensilien, die wir dir hier schon einmal für eine Work and Travel Reise zusammengestellt haben, kann die „grüne Packliste“ noch um vieles ergänzt werden.

4. Vor Ort unterwegs

Je mehr Mitfahrer, desto besser: Fahrgemeinschaften und öffentliche Verkehrsmittel

Was für zu Hause gilt, ist auch für die Reise richtig: Sich alleine in einem angemieteten oder gekauften PKW fortzubewegen, ist teuer, schlecht für die Öko-Bilanz und macht auch keinen Spaß. Daher greife lieber auf öffentliche Verkehrsmittel zurück, die günstig sind und viele Menschen gleichzeitig transportieren. Sowohl in der Stadt, als auch über Land gibt es immer und überall Busse und / oder Bahnverbindungen. Die Bahn ist, wenn sie nicht gerade mit Dieselmotoren betrieben wird, noch umweltfreundlicher als der Bus. Darüber hinaus hängen im Normalfall in Hostels an Schwarzen Brettern diverse Mitfahrgelegenheiten aus. In unseren Zeiten der Digitalisierung wirst du aber vermehrt und schneller über Plattformen fündig, die online geschaltete Kleinanzeigen zur Verfügung stellen. Erfahrungsgemäß haben Mitfahrgelegenheiten auch durchaus den positiven Nebeneffekt,  neue Reisegefährten zu finden.

Verzichte auf Inlands- oder weitere Anschlussflüge

Ganz grundsätzlich raten wir dir auch bei großen Distanzen von Inlandsflügen ab. Die Argumente sind dieselben wie in Tipp 2 mit dem Zusatz, dass du dadurch auch mehr vom Land siehst. Mit der nachhaltigen „der Weg ist das Ziel“-Philosophie spielt auch das Argument der Zeit keine Rolle mehr. Denn auch der Weg gehört zur Reise dazu und kann viele spannende Abenteuer mit sich bringen. Gleiches gilt für die Zeit nach deiner Reise. Wenn du im Anschluss noch einen kurzen Zwischenstopp in einem anderen Land einlegen willst, tu‘ das lieber im Nachbarland oder in einem, das sowieso auf dem Rückweg liegt. Ins Nachbarland kannst du auch mit dem Bus und in letzterem Falle handelt es sich nur um einen Stop-Over, der deine Öko-Bilanz nicht verschlechtert. Beispiel: Du hast Work and Travel in den USA gemacht? Dann schau dir doch danach Mexiko an! Für Argentinien müsstest du einen weiteren Flug in die entgegengesetzte Richtung zu deiner Heimat buchen.

Ganz ohne Motor: Sportlich, umweltfreundlich und abenteuerlich

Beim nachhaltigen Reisen ganz auf einen Motor verzichten und stattdessen wandern gehen!

Wenn du richtig ökologisch und sportlich sein willst, kannst du auch in Betracht ziehen, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Es gibt immer mehr abenteuerlustige und verrückte Menschen, die ganze Reisen durch Länder komplett auf dem Fahrrad planen. Dies bedarf allerdings einer sehr spezifischen Ausstattung.

5. Unterbringung

Hostel, Hotel & Co.: Worauf du achten kannst

Die gängigsten Unterkünfte für Backpacker sind Hostels. Bei solchen gewerblichen Unterkünften gibt es vieles, worauf du achten kannst. In Tipp 2 rieten wir dir bereits dazu, dich vorab über Siegel und Zertifizierungen schlauzumachen. Allerdings bedeutet es nicht zwangsläufig, dass Gasthäuser, die über kein Siegel verfügen, sofort zu vermeiden sind. Große Ketten, die über ein Öko-Siegel verfügen, können ggf. trotzdem die lokale Wirtschaft, also kleine Familienbetriebe beispielsweise, zerstören. Dezentrale, im Kleinen organisierte Anbieter bieten meist ein viel persönlicheres Ambiente und haben ihre eigenen Umwelt- und Sozialstandards festgelegt. Diese werden zwar nicht von professionellen Instanzen kontrolliert, können aber dennoch nachhaltig und gut sein. Schaue dazu, wie sich die Unterkünfte präsentieren und Stellung zu sozialen und Umweltthemen beziehen. Versorgt sich die Anlage zum Beispiel autark mit Energie? Wie ist der generelle Umgang mit Ressourcen und Energie? Klimaanlagen beispielsweise sind ein großer Energiefresser; das muss nicht sein! Wird recycelt? Was geschieht generell mit Abfall? Woher werden Nahrungsmittel bezogen? Wie wird auf Arbeitsbedingungen eingegangen? Viele Backpacker arbeiten in sog. Working Hostels gegen Kost und Logis. Wenn du das auch ins Auge fasst, könnte letzterer Punkt auch für dich interessant werden. Die Auseinandersetzung mit deinem Schlafplatz kann aber auch schon viel grundlegender beginnen: Wo befindet sich die Unterkunft? Ist sie an die Umgebung angepasst oder sticht sie als pompöses 4-Sterne-Hotel mitten in einem ärmeren Viertel oder im Naturschutzgebiet hervor? Dann ist es fast schon egal, wie sie sich positionieren. Nachhaltigkeit wäre hier eine Mogelpackung.

Das etwas teurere Segment: Öko-Lodges und Gemeinde-Tourismus

Das Ökotoursimusangebot weitet sich stetig und es gibt zahlreiche unterschiedliche Unterkunftsmöglichkeiten, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben. Sog. Öko-Lodges gehören dabei eher zum Luxus- oder dem preislich gehobenen Segment, bieten dir aber einen Aufenthalt mitten in nahezu unberührter Natur. Die Bausubstanzen der Bungalows werden beispielsweise aus der umliegenden Natur gewonnen und nachhaltig abgebaut. Darüber hinaus bieten sie regionale Produkte an und bezahlen ihre Angestellten, die meist aus der Region kommen, fair. Die Umweltauswirkungen durch den Tourismus sollen so gering wie möglich gehalten und dem Besucher gleichzeitig ein authentisches Naturerlebnis ermöglicht werden. Handelt es sich um eine Lodge, die von der jeweiligen Gemeinde verwaltet wird, spricht man auch vom sog. Gemeinde-Tourismus. Den findest du vermehrt in ärmeren Regionen, so dass du einen besonders wertvollen Beitrag leisten kannst. Die Einnahmen werden zusätzlich meist in Gemeinde-Projekte wie den Bau von Schulen oder Energiesysteme reinvestiert. Diese Art der Unterkunft eignet sich jedoch nur für deinen Travel-Part, da sie meist sehr abgeschieden liegen und wie gesagt nicht unbedingt erschwinglich sind. Ein Aufenthalt beläuft sich eher auf drei bis sieben Tage.

Günstig bis kostenlos: Privatunterkünfte

Airbnb oder Couchsurfing werden kein Fremdwort für dich sein. Hierbei handelt es sich um Übernachtungsmöglichkeiten, die von privat angeboten werden. Bei Airbnb bezahlst du pro Nacht, Coursurfing ist dagegen für lau. Letzteres System basiert auf Gegenseitigkeit, das heißt, dass du umsonst auf einer Couch schlafen, aber auch gerne deine eigene anbieten kannst. Der Vorteil oder das Nachhaltige daran ist, dass keine extra Hotelanlagen gebaut werden müssen, dass es für dich günstig bis kostenlos ist und du direkt mit Einheimischen in Kontakt trittst. Als Nachteil könnte man sehen, dass du nur informell in die lokale Wirtschaft investierst.

Nachhaltige Outdoor-Übernachtungen

Wenn du eher der Outdoor-Typ bist und in der Natur zu nächtigen bevorzugst, dann eignet sich auch Campen für dich. Dies ist in der Regel per se umweltfreundlicher als Hotelanlagen, da weniger Ressourcen wie Bausubstanz oder Energieverbrauch benötigt werden. Trotzdem gibt es auch hier Dinge, die zu beachten sind. Es gelten im Grunde dieselben Grundsätze wie beim Stichpunkt Hostels & Co.: Achte auf Zertifizierungen, die Lage, die Angepasstheit an die Region, die eigenen Statements und den Anbieter. Es muss kein Campingplatz sein, der in einer staubtrockenen Region über einen Swimming-Pool verfügt.  Und du selbst solltest darauf achten, nicht zu viel Lärm und Müll zu produzieren, da du dich nicht mehr im urbanen Raum befindest. Das gilt insbesondere auch für die besonders naturnahe Möglichkeit, wild zu campen. Tu dies bitte nur in ausgewiesenen Stellen, nimm‘ deinen Müll mit und entsorge ihn fachgerecht. Hier liegt der Naturschutz vor allem in deiner eigenen Hand.

6. Verpflegung

Der Umgang mit Wasser

Der Umgang mit Wasser wurde schon in der grünen Packliste erwähnt. Wasser ist ein sehr kostbares Gut und in vielen Regionen der Erde absolute Mangelware. Achte daher darauf, so wenig wie möglich zu verbrauchen. Dies betrifft das Duschen, genauso wie das Geschirrspülen, Wäschewachen oder Trinken. Natürlich musst du ausreichend trinken, aber die sog. Wasserentkeimer ermöglichen es wie bereits erwähnt, weniger Grundwasser auszuschöpfen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass du beim Thema Trinkwasser für deine eigene Gesundheit Vorsicht walten lässt. Trinke nur das eindeutig als trinkbar ausgewiesene Wasser aus der Leitung. Benutze auch beim Zähneputzen gereinigtes Wasser.

Auf dem Speiseplan: lokale Produkte

Das Schöne am Verreisen ist doch die exotische Küche. Sei offen und probiere die landestypischen Gerichte! Dazu empfehlen wir dir, dorthin zu gehen, wo die Einheimischen essen oder auch mal kleine Straßenstände auszuprobieren. Selbstverständlich musst du auch hier mit deinem empfindlichen, europäischen Magen Vorsicht walten lassen, was die Hygiene anbelangt. Wenn du beim Anblick des Stands kein gutes Gefühl hast, hör besser darauf. Generell aber gilt: Besuch‘ lieber kleine, lokale Restaurants, anstatt nationale oder internationale Ketten wie Mc Donalds & Co. Wenn du selber kochen möchtest, kannst du regionale Produkte vor allem auf lokalen Märkten kaufen. Mit diesen Maßnahmen unterstützt du gleichermaßen die Umwelt und sicherst Arbeitsplätze vor Ort; im Prinzip also genauso wie zu Hause auch.

7. Aktivitäten

Abenteuer und Spaß für alle Beteiligten: Do‘s

Beim nachhaltigen Reisen nachhaltige Aktivitäten wählen wie zum Beispiel Kanu fahren

Eines ist klar: Jeder möchte seine Reise so intensiv wie möglich gestalten und viele abenteuerliche Ausflüge unternehmen. Nachhaltig und abenteuerlich sind dabei solche, bei denen du Mensch und Natur nahe bist, ohne stark einzugreifen. Das bedeutet zum Beispiel: Lieber Bewegung durch eigene Körperkraft als durch Motoren! Das Fahrrad beispielsweise muss nicht nur als Transportmittel fungieren, schöne Radtouren durch Stadt, Dorf oder Natur lassen dich ebenso schnell fortbewegen und erleben wie über Motocross oder Quads;  mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass kein CO2 ausgestoßen wird. Klettern ist viel intensiver als eine künstlich eingerichtete Canopy-Tour durch den Wald zu unternehmen. Und mit dem Kanu durch Gewässer zu streifen, ist ruhiger und schöner als das Motorboot anzuschmeißen. Und ist es nicht erholsamer, Geräusche aus dem Wald zu vernehmen als den Motor mit ins Ohr stechendem Kettensägensound? Auch schöne Tageswanderungen sind ein intensives Naturerlebnis, das nicht nur gut für deine Gesundheit, sondern – sofern du keinen Müll oder Spuren abseits der Pfade hinterlässt – auch schonend für die Umwelt ist. Wandern macht auch immer wieder klar, dass wir ein Teil der Natur sind, obschon das insbesondere Großstädter immer mal wieder vergessen. In Nationalparks gibt es oft gut geschulte, lokale Guides, die dir zusätzlich sehr viel Input über die Region geben können. Sie zu unterstützen, schafft Arbeitsplätze, die bei den Einheimischen auch sehr beliebt sind. Frag‘ sie einmal selbst: Sie werden fast alle damit antworten, dass sie ihren Job lieben. Darüber hinaus kannst du auch selber Teil von Projekten in der Wiederaufforstung oder im Waisenheim beispielsweise sein und dich ehrenamtlich engagieren. Work and Travel muss nicht nur Reisen oder Arbeiten gegen Geld bzw. Kost und Logis bedeuten. Auch ehrenamtliches Engagement ist möglich und vor allem nachhaltig. Es lohnt sich auch eine Recherche darüber, welchen Hobbies die Bewohner der Region typischerweise nachgehen und dies einmal auszuprobieren. Oder wie wär’s, einmal in den ganz normalen Alltag der Anwohner einzutauchen? Besuche Spielplätze oder Parks und sei Teil des Ganzen statt ein fremder Tourist. Aktivitäten können auch mal passiv und trotzdem sehr eindrücklich sein.

Abenteuer und Spaß für alle Beteiligten: Dont‘s

Es gibt Abenteuer wie eben beschrieben, die gut für dich und gut für andere sind. Und es gibt solche, die nur gut für dich sind. Achte also auch bei deinen Freizeitaktivitäten auf die Anpassung der Angebote an die örtlichen Bedingungen, an Umweltverträglichkeit und Fairness. Künstliche, intensiv bewässerte Anlagen in trockenen, wüstenähnlichen Gebieten wie Golfplätze sind eine sinnbefreite Verschwendung der nicht-erneuerbaren Ressource Wasser. Grundwasser generiert sich nur über Zehntausende von Jahren und ist existenziell für Mensch und Tier vor Ort. Die Nutzung dessen für den schnellen Spaßfaktor und für Menschen, die nur kurz da sind und dann wieder verschwinden, ist völlig unangebracht. Nachfragen halten solche Angebote aufrecht! Mangrovenwälder sind faszinierend und schön; ein Speedboat- oder Jetski-Ausflug dorthin zerstört aber dieses empfindliche Ökosystem. Du findest Delphine niedlich und möchtest mit ihnen schwimmen? Aber bitte nicht in künstlichen Pools. Auch im freien Meer, wo darüber hinaus auch Wale Watching beispielsweise angeboten wird, ist ein solches Angebot nicht gleich unbedenklich. Laute Motorboote beeinträchtigen die Tiere, die sich mittels empfindlichen Sensoren orientieren. Schnorcheln und tauchen verschaffen dir Zugang zu völlig unbekannten Welten. Aber auch hierbei handelt es sich um sehr empfindliche Ökosysteme. Bitte sei also sehr vorsichtig und lasse die haptische Sinneswahrnehmung mit dem Riff bleiben.

8. Konsum und Souvenirs

Lokal kaufen

Du möchtest etwas mit nach Hause oder deinen Freunden und Verwandten mitbringen? Dann kaufe lokale Produkte und nimm‘ lokale Services wahr. Das bedeutet, besuche lieber heimische Märkte als große Einkaufszentren. Kaufe handgemachte Souvenirs und Textilien statt Massenprodukte made in China.

Auf Ressourcen achten

Auch lokale Produkte müssen nicht zwangsläufig nachhaltig sein. Es sind solche, die aus raren oder synthetisch hergestellten Ressourcen bestehen oder für die (bedrohte) Tierarten gejagt werden. Zumeist sind leider genau Erstere oder Letztere bei Touristen beliebt, denn sie haben einen Seltenheitswert und gelten daher als ganz besonders. Souvenirs aus Plastik sind billig, bestehen aber aus Erdöl und werden umweltunfreundlich hergestellt. Auch das ist suboptimal. Informiere dich am besten, welche Ressourcen vor Ort rar sind und vermeide diese. Kaufe lieber Ketten & Co, die auch aus Material aus der Natur stammen, das ausreichend vorhanden ist. Dazu gehört vor allem Stein.

9. Vernetze dich!

Offen und zuvorkommend auf Menschen zugehen

Wenn du mit offenen Augen durch deine Reise gehst, tolerant und hilfsbereit bist, wird es nicht lange dauern, bis du mit grenzenloser Gastfreundschaft konfrontiert wirst und ebenso offene und nette Menschen kennengelernt hast. Das ist sehr bereichernd. Nicht nur, wenn du alleine unterwegs bist, du profitierst immer davon, denn Menschen sind vernetzt und kennen jemanden, der jemanden kennt; wie im Berufsleben auch. Egal, ob du nette Touristen triffst, mit denen du spontan gemeinsam weiterreist oder Einheimische, die dir wertvolle Insider-Tipps geben oder dir eine Bleibe anbieten. So nahe an der Kultur bist du in keinem Hostel.

In Kontakt bleiben

Nicht selten entstehen aus solchen Kontakten auch richtige Freundschaften über die Reise hinweg. Versäume es also nicht, dir die Kontaktdaten aufzuschreiben. Und wer weiß? Vielleicht kommt deine Reise nächstes Mal zu dir nach Haus und du kannst ihnen dann alles zeigen? Sei es die Handy-Nummer, der Link zum eigenen Blog/zur eigenen Homepage, der Twitter-, Skype-, Telegram- oder facebook-Account; unsere modernen Medien bieten unendlich viele Möglichkeiten, vernetzt zu bleiben. Dann bleibt deine Reise auch über den Aufenthalt hinaus lebendig, was die Wirkung länger anhalten lässt, also wieder nachhaltig ist.

10. Nach der Reise

Integriere deine Erfahrungen in den Alltag

Nimm‘ die Gelassenheit oder das Grundvertrauen mit in deinen Alltag, die du auf der Reise möglicherweise erlangt hast, wenn wieder einmal etwas schiefgelaufen ist und du beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr etwas anderes als die deutsche Pünktlichkeit kennengelernt hast. Letztlich ist doch immer alles gutgegangen! Behalte deinen offenen Blick für andere Menschen. Auch in deinem Heimatland gibt es große Kulturunterschiede. Behalte im Hinterkopf, dass auch du lange Zeit Ausländer warst.

Tausch‘ dich aus und teile deine Erfahrungen

Tausch dich über das Erlebte mit Freunden und Verwandten aus, zeig ihnen deine Bilder und erzähle Geschichten dazu! Es lohnt sich, deine Fotos oder Videos entweder vor Ort oder aber direkt nach der Reise auszusortieren. Eine riesige Flut schaust du dir nicht noch mal an, das wäre schade. Betrachte dich als Aufklärer und zeige deinem sozialen Netzwerk, wie einfach und bereichernd nachhaltiges, bzw. sanftes Reisen ist. Diese Erfahrungen in Bildern, Text oder Worten müssen aber nicht nur in deinen internen Kreisen verharren. Wenn dich das nachhaltige Reisefieber so richtig gepackt hat, kannst du dich auch in der Aufklärungsarbeit in Umweltschutzorganisationen engagieren oder via Blogs dein Wissen an die Öffentlichkeit weitergeben.


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