Sprachkurs & Praktikum | Erfahrungsbericht aus Costa Rica

Pauken unter Palmen

von Liam

Wellen, schöne Strände, das steht in jedem Costa Rica-Reiseführer. Doch wie sieht der Alltag dort aus? Ich habe das Land fernab des Tourismus kennengelernt.

Darum Costa Rica

Nach Beendigung meines Volontariates wollte ich mich in die weite Welt begeben. Mein eingestaubtes Spanisch aufpolieren und im Ausland journalistisch tätig sein, das war der Plan. Aber wohin? Ich durchforste das Internet und stoße auf ein Angebot: Für ein lokales Onlinemagazin arbeiten und in einer costa-ricanischen Familie leben. Das soll es sein! Da auf meinem Konto gähnende Leere herrscht, suche ich nach Finanzierungsmöglichkeiten. Stipendien gibt es viele, zum Beispiel über das Akademische Auslandsamt, allerdings sollte man sich rechtzeitig kümmern. Obwohl es nur vier Monate bis zu meinem Abflug sind, habe ich ein Teilstipendium in der Tasche. Nach einem Impfmarathon (beim Hausarzt und Tropeninstitut informieren!) kann es losgehen!

Ankunft in der Ferne…

Anfang Oktober stehe ich am Frankfurter Flughafen und bin glücklich dem kalten Deutschland für drei Monate den Rücken zu kehren. Meine Wohnung ist aufgelöst, die Möbel bei meinen Eltern untergestellt, die Sprachschule und die Gastfamilie wurden von einem Reiseveranstalter für Auslandsaufenthalte organisiert. Am “Juan Santamaria Airport” wartet, gut gelaunt, Don Martin auf mich. Er ist Fahrer der Sprachschule Amistad, mit der die Organisation vor Ort zusammenarbeitet. Don Martin bringt mich zu meiner Gastfamilie. Laute Salsa-Rhythmen dröhnen aus dem alten Ford, während wir durch Kaffeeplantagen und palmenumsäumte Straßen fahren. Überall sehe ich sattes Grün und knallige Blumen.

Hier ticken die Uhren anders

Eine kleine Wohnung in Barrio Jesus, etwa 30 Kilometer von San Jose entfernt, ist zusammen mit meiner Gastmutter Karina und ihren drei Kindern Valenciu, Arle und Arlenso, mein neues zu Hause für drei Monate. Zwar ist es sehr eng, aber ich fühle mich von Anfang an wohl. Zur Begrüßung gibt es “Gallo Pinto”. Das costa-ricanische Nationalgericht aus Bohnen, Reis und Eiern steht auf dem Speiseplan der Ticas ganz oben. Dann heißt es: Vier Wochen die Schulbank drücken. Die Sprachschule “Amistad” liegt auf einem Hügel und ist umgeben von Palmen. Oft bleibe ich nach dem Unterricht (8 bis 12 Uhr) hier und erledige die Aufgaben. Das Panorama ist grandios, in dieser Umgebung fällt das Lernen leichter. Viele Deutsche tummeln sich im Institut, dennoch ist es sinnvoll, in der Schule nur Spanisch zu reden. Jeden Freitag steht ein kleiner Test auf dem Stundenplan, um in den nächsten Kurs zu gelangen.

Das Praktikum

Die Zeit vergeht wie im Flug, nach bestandenem Abschlusssprachtest, steht die Arbeit beim Online-Magazin “Santa Barbara” an. Interviews halten, Fotografieren, lokale Persönlichkeiten porträtieren, so soll mein neuer Arbeitsalltag aussehen. Redaktionsleiter Jorge schmeißt mich gleich ins kalte Wasser. Am ersten Tag berichte ich über die Umweltorganisation “Banderas Azul”. Wer gern selbstständig arbeitet, seine Zeit selber einteilen kann und unterschiedliche Menschen treffen möchte, demjenigen kann ich dieses Praktikum ans Herz legen. Dennoch musste ich erst lernen, dass in Costa Rica auch in der Arbeitswelt die Uhren anders ticken. Dass man bei Terminen bis zu eine Stunde warten muss, ist normal. Motto: Nicht stressen lassen. Pura Vida!

Costa Rica: Klein aber fein

An den Wochenenden bin ich unterwegs um das Land zu erkunden. Von der Hauptstadt San Jose gibt es Busverbindungen quer durch Costa Rica. Der kleine Staat hat einiges zu bieten: unberührte Strände an der Karibik- und Pazifikküste, tropische Regenwälder, Berge, aktive Vulkane und viele Surfspots. Das kleine Hippiedorf Montezuma an der Pazifikküste hat es mir besonders angetan, auch wenn mir regelmäßig beim Frühstück meine Bananenpfannkuchen von frechen Affen stibitzt werden. Die Liste weiterer Traumorte, kann ich ohne Weiteres fortführen. Am Tag des Abschiedes stecken neben einer neuen Hängematte, wertvolle Erfahrungen in meinem Rucksack. Durch das Familienleben und den Arbeitsalltag konnte ich das Land fernab von Touristenpfaden kennen und lieben lernen. Pura Vida!

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