Länger ins Ausland gehen – das muss man alleine tun, damit man daran wächst? Blödsinn! Man kann sich auch sehr gut zu zweit auf die Socken machen. Als Paar, mit einer guten Freundin, dem besten Kumpel oder einem Reisepartner, den man beispielsweise über eine Kontaktanzeige im Internet gefunden hat. Doch wie meistert man die besonderen Herausforderungen des gemeinsamen Unterwegsseins, ohne nach ein paar Wochen zerstritten zu sein? Mit den folgenden Tipps klappt eure Rucksackreise zu zweit.
„Zusammen ist man weniger allein“
Wie in jedem abgedroschenen Spruch steckt auch in diesem eine Portion Wahrheit. Und die gilt natürlich auch für einen Auslandsaufenthalt. Zu zweit unterwegs zu sein, bringt definitiv praktische Vorteile mit sich. Man kann sich den Luxus gönnen, ohne Rucksack auf die Toilette zu gehen, weil der andere aufpasst. Vier Ohren verstehen von einer Wegbeschreibung in der ungewohnten Landessprache mehr als zwei Ohren. Die zwielichtige Gasse wirkt an der Seite eines Freundes gleich weniger bedrohlich. Kurz: Man ist nicht allein. Das kann sehr schön sein. Und zugleich sehr herausfordernd. Denn ihr teilt eben nicht nur romantische Sonnenuntergänge, Begeisterung und zum Frühstück den großen Obstsalat miteinander. Ihr teilt auch ewige Busfahrten, Ängste, Sorgen und muffelige Hostelbetten. Und spätestens am vierten, duschfreien Tag im australischen Outback ist vom Sexappeal des Partners nicht mehr viel übrig.
Wollt ihr das? Die Entscheidung für eine lange Auslandsreise zu zweit
Vielleicht habt ihr gerade beide euer Abi in der Tasche oder könnt euch an der Uni ein Urlaubssemester nehmen. Punkte im Leben, an denen es sich anbietet, als Paar oder mit einem Freund gemeinsam für eine Weile ins Ausland zu gehen, gibt es viele. Und selbst wenn es gerade keinen gibt, findet sich meist trotzdem ein Weg, wenn der Wille da ist. Dieser gemeinsame Wille ist die wichtigste Grundvoraussetzung für eure Entscheidung. Ihr wollt das wirklich machen? Dann los! Ignoriert Hardcore-Alleinreisende, die euch weißmachen wollen, eine Weltreise, Work & Travel oder Freiwilligenarbeit müsse man alleine machen. Und ignoriert auch Statistiken, laut derer ein Großteil der Trennungen nach einer gemeinsamen Reise erfolgt. Seid euch einfach darüber bewusst, dass die intensive Zeit im Ausland eure Freundschaft oder Beziehung zueinander verändern wird. Man lernt sich (noch) besser kennen, wächst zusammen, sammelt viele Erfahrungen. Doch wie schafft man es, dass der gemeinsame Auslandsaufenthalt sich nicht schon am Flughafen in einen Albtraum verwandelt?
Oberste Grundregel fürs Backpacking zu zweit: Ohne Kommunikation geht nichts
Miteinander zu reden, ist das A und O für potenzielle Reisepartner. Vor der Abreise gilt es, nicht nur ein gemeinsames Reiseziel zu finden, sondern sich auch über weitere Aspekte der Reise zu verständigen. Tauscht euch über eure jeweiligen Vorstellungen und Erwartungen aus! Das betrifft unter anderem das Komfort-Niveau der Reise, die Art der Unterkünfte, mögliche Unternehmungen (Adrenalin-Action vs. Strand), Zeitrahmen und ungefähres Reisetempo („Bleiben wir eine Woche oder zwei Monate in Thailand, bevor wir nach Kambodscha weiterziehen?“). Sprecht als Backpacking-Paar auch über die Frage, ob ihr euch vor allem Zweisamkeit wünscht oder gerne viele neue Leute kennenlernen möchtet. Diese Vorbereitungen sollen euch keineswegs eurer Spontaneität berauben, sondern Missverständnissen vorbeugen und euch dabei helfen, rechtzeitig herauszufinden, ob ihr auf einer Wellenlänge seid.
Nicht vergessen: Reisebudget klären!
Eine der wichtigsten Fragen, die ihr vorher miteinander besprechen solltet, betrifft das Geld: Wie hoch ist euer jeweiliges Budget? Woran wollt ihr sparen – Übernachtungen, Essen, Verkehrsmittel? Wollt ihr alles getrennt voneinander bezahlen oder euch eine gemeinsame Reisekasse ansparen? Es gibt da kein Patentrezept. Vielleicht arbeitet einer von euch schon und kann mehr Geld zur Reisekasse beisteuern. Oder ihr wollt das „gerecht“ und strikt getrennt halten.
Wichtig: Egal wie ihr es macht: Hauptsache, ihr seid euch einig.
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Seid offen und ehrlich zueinander
Egal, wie detailliert vorher alles besprochen war, es kommt wahrscheinlich anders. Deshalb redet auch unterwegs miteinander. Vielleicht dachtet ihr vorher, es würde euch nicht stören, als Paar gemeinsam mit zehn Leuten in einem Schlafsaal zu übernachten, und nun stört es einen von euch doch. Sprecht darüber! Und findet gemeinsam eine Lösung. Heruntergeschluckter Frust macht alles nur noch schlimmer; das ist auf Reisen genauso wie zu Hause.
Streiten ist erlaubt, aber…
Meinungsverschiedenheiten sind normal – in jeder noch so harmonischen Beziehung, zwischen noch so guten Freunden und Reisepartnern. Denn ihr seid (zum Glück!) zwei eigenständige Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Welt. Natürlich darf man da auch hin und wieder vom anderen genervt sein und sich streiten. Gerade in Stresssituationen – stundenlange Busfahrt, kein Hostel gefunden, strömender Regen – brennen schnell mal die eigenen Sicherungen durch. Doch vor allem in diesen Momenten sollte man versuchen, nicht zu explodieren. Verzichtet auf gegenseitige Anschuldigungen à la „DU wolltest ja unbedingt in dieses Hostel!“. Und haut im Streit auf keinen Fall einfach ab! Bloß nicht wutentbrannt in irgendeinen Bus steigen oder ins Dschungeldickicht rennen! Wenn ihr kurz durchatmen wollt und wirklich Abstand voneinander braucht, sagt eurem Partner trotz Streit, wo ihr hingeht.
Teamtravelling statt Egotrip!
Jeder hat Stärken und Schwächen. Und jeder ist mal mit einer Situation überfordert. Bei einer Reise zu zweit kann man sich gegenseitig unter die Arme greifen. Eine von euch spricht vielleicht besser Englisch, die andere kommt dafür mit der unübersichtlichen Landkarte klar. Der eine ist ein echtes Organisationstalent, der andere schafft es, Taxifahrer und Touranbieter im Preis runterzuhandeln. Wie in einer guten Handballmannschaft sollte man auch zu zweit im Ausland seine jeweiligen Stärken nutzen und zusammenhalten. Seid ein gutes Team. Zeigt Verständnis für euren Partner, für seine Schwächen und Momente der Überforderung. Aber ermutigt ihn auch, manchmal über seinen Schatten zu springen und etwas auszuprobieren.
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Findet die goldene Mitte
Es gibt keine Beziehung ohne Kompromisse. Und es gibt auch keine Reise zu zweit ohne Kompromisse. Ist man gemeinsam unterwegs, muss man sich aufeinander einlassen. Der spontane Abenteurer, der die Dinge gerne auf sich zukommen lässt, und seine organisierte Partnerin, die alles vorher planen möchte, können sich nur irgendwo in der Mitte treffen – und werden beide davon profitieren. Insgesamt solltet ihr auf die Bedürfnisse des anderen Rücksicht nehmen. Er möchte einfach mal entspannen und lesen. Sie will eine sechsstündige Wanderung um eine Vulkanlagune machen. Vielleicht findet ihr einen Kompromiss und verschiebt die Lagunenwanderung einfach um ein paar Tage. Kompromisse sind unvermeidlich, doch sie sollten nicht dazu führen, dass ihr das Gefühl habt, ständig auf etwas verzichten zu müssen.
Unternehmt auch mal etwas getrennt
Getrennte Zeiten können sehr hilfreich sein, um eine Reise gemeinsam zu überstehen und zu genießen. Vielleicht alleine die Lagune umwandern? Oder vormittags den Sprachkurs besuchen, während der andere ausschläft? Jeder darf seinen Interessen folgen. Nichts ist schlimmer als das Gefühl: „Nur wegen dir habe ich dieses oder jenes nicht gemacht.“ Seid ihr für Freiwilligenarbeit oder Work and Travel zu zweit unterwegs, könnt ihr euch auch bewusst für unterschiedliche Einsatzstellen in der gleichen Stadt oder Region entscheiden. Oft ergibt sich das ohnehin. So hat jeder tagsüber eine eigene Aufgabe; man hockt nicht 24 Stunden am Tag aufeinander und freut sich umso mehr, wenn man sich dann abends in der gemeinsamen Unterkunft trifft oder wieder eine längere Reisephase zusammen antritt.
Genießt das gemeinsame Backpacking – Und zeigt das auch
Lasst euren Mitreisenden immer wieder wissen, wie sehr ihr die gemeinsame Zeit genießt. Wenn das denn so ist! Zeigt und sagt eurer Partnerin oder eurem Partner, dass ihr froh seid über eure Entscheidung, zusammen zu reisen. Wie auch zu Hause in einer guten Freundschaft oder Beziehung klappt das nur mit Kompromissbereitschaft, Verlässlichkeit, Geduld, gegenseitiger Wertschätzung und einer großen Portion Humor. Wer auf diese Weise zusammen eine lange Rucksackreise, Freiwilligenarbeit oder Work and Travel als Paar oder mit Reisepartner gemeistert (und genossen!) hat, kann stolz auf sich sein – und danach auch ruhigen Gewissens zusammenziehen, heiraten oder eine Blutsbruderschaft eingehen.
> In Barbara & Annalenas Blog erfahrt ihr, wie es ist zu zweit zu reisen.
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