Kostenfaktor: low budget
Zeitfaktor: vorherige Anmeldung erforderlich, Aufenthalt von kurz- bis langfristig möglich
Räumlicher Faktor: relativ weit verbreitet, Räumlichkeiten variieren stark je nach Gastgeber
Persönlicher Faktor: Offenheit gegenüber und enges Zusammenleben mit anderen Menschen, ggf. „Kulturschock“ möglich
Es geht dir nicht darum, zu arbeiten um deine Reisekasse aufzufüllen, sondern zu arbeiten um irgendwo länger zu bleiben? Dir liegt viel daran, einmal über den touristischen Tellerrand schauen zu können, mit Einheimischen zusammenzuleben und ihnen in ihrem Alltag zu helfen? Dann ist die Arbeit gegen Kost und Logis genau das richtige für dich. Zu der Arbeit können einfache Hilfstätigkeiten im Haushalt, aber auch die Farmarbeit gehören. Für Letzteres gibt es das sog. „WWOOFing-Programm“, das wir dir hier näher erläutern möchten. Mittlerweile haben sich zum Thema Arbeit gegen Kost und Logis sehr hilfreiche Plattformen entwickelt und etabliert, die dir die Suche schon von zu Hause aus möglich machen nd erleichtern.
>> Jobben für Kost & Logis in Australien
WWOOFing – was ist das genau?
Ausgeschrieben bedeutet WWOOF „world wide opportunities on organic farms“ oder „willing workers on organic farms“. Zu Deutsch: weltweite Möglichkeiten zur Mitarbeit auf ökologischen Bauernhöfen. Bei diesem Programm handelt es sich speziell um Öko-Farmen, auf denen du wohnen und aushelfen kannst. Es ist ein internationales Programm, bzw. ein gemeinnütziger Verbund von Biobauernhöfen, dessen Dachorganisation in England sitzt. Die teilnehmen Ökofarmen, die meist in Familienbesitz sind, sitzen heute nahezu in jedem Land dieser Erde, doch gerade in Australien haben sich viele Farmer dem Programm angeschlossen. Pro Farm können auch mehrere Reisende beschäftigt werden, so dass du nicht nur die Einheimischen, sondern auch andere nette Reiselustige kennenlernen kannst. Darüber hinaus kannst du auch von Farm zu Farm gehen und so viele verschiedene Familien kennenlernen.
Übrigens: Für das WOOFing Programm brauchst du nicht zwangsläufig das Working-Holiday-Visum. Das normale Touristenvisum reicht aus; sofern du kein Entgelt beziehst!
Die Kosten – wenig bis gar nichts
Die Staydu-Plattform bezeichnet sich selbst beispielsweise als „social travel network for budget travelers“. Weiter heißt es: „Host, travel and stay with locals from all over the world – for work, money or for free“. Es wird also eindeutig vermittelt, dass es sich bei allen Angeboten um günstige bis kostenfreie Varianten handelt. Dies trifft auch auf WWOOFing-Farmen zu; mit dem Unterschied, dass hier jeder Aufenthalt kostenfrei ist. Beim WWOOFing wirst du lediglich für die Mitgliedschaft ein kleines Entgelt von ungefähr 60 bis 75 AUD und bei einigen Staydu-Unterkünften ggf. eine kleine Aufwandsentschädigung der Unkosten (Strom, Wasser, Internet, etc.) zahlen müssen. Manche Gastgeber wollen aber auch gar nichts haben; weder deine Arbeitskraft, noch Geld. Alles in allem ist beides perfekt für Reisende mit kleinem Budget!
Und so funktioniert’s – WOOFing
Wie eben zum Thema Kosten beschrieben, musst du zunächst Mitglied bei WWOOF Australia werden. Danach erhältst du eine Liste mit den Adressen aller teilnehmender Farmen. Aufgrund der Liste suchst du dir dann den Bauernhof – je nach deiner Ausrichtung zum Beispiel in der Viehzucht, im Acker- oder im Obstanbau – raus, der dich am meisten interessiert und kontaktierst diesen eigenständig. Ggf. ergibt es Sinn, gleich mehrere zu kontaktieren. Danach wird sich entscheiden, ob die Farm gerade helfende Hände benötigt oder nicht.
Achtung: Aufgrund der Beliebtheit und hohen Nachfrage empfehlen wir dir, dich weit im Voraus darum zu kümmern, also Mitglied zu werden und verschiedene Farmen anzuschreiben.
Und so funktioniert’s
Im Prinzip ist die Website selbsterklärend und benutzerfreundlich aufgebaut. Dennoch geben wir dir als Einführung einen kurzen Überblick, wie die Plattform funktioniert.
Anmeldung
Auf der Startseite ist im Banner nicht übersehen, dass du dich in zwei Bereichen anmelden kannst. Entweder du registrierst dich als Gast, dann klickst du auf „visit a local“. Oder du möchtest eine Unterkunft (und Arbeit) anbieten, dann ist der Bereich „invite a traveller“ für dich bestimmt. Es besteht selbstverständlich auch die Möglichkeit, dich bei beidem anzumelden. Für die Anmeldung reicht dein fiktiver Username, deine E-Mail Adresse, ein Passwort, dein Geburtsdatum und dein Geschlecht aus. Danach kann’s losgehen!
Das Profil
Bei staydu – ähnlich wie beim Couchsurfing oder anderen sozialen Plattformen – legst du ein Profil von dir an; wie bereits erwähnt entweder als Gastgeber oder Gast. Für dich als Gast stellen die Profile potenzieller Gastgeber relevante Informationen und Beschreibungen über ihn selbst, die Art der Unterkunft oder des Jobs sowie Fotos, Bewertungen, befreundete Profile, das jeweilige Blog oder die Reiserouten des Gastgebers zur Verfügung. Auch kannst du sehen, wie hoch die Antwortrate des Profilerstellers ist. Hast du also ein Profil gefunden, das dich interessiert und überlegst, eine Anfrage zu erstellen, kannst du dir bei 100% „reply-rate“ also sicher sein, dass dies ein souveränes Profil ist.
Zu den relevanten Informationen gehören beispielsweise, ob und wie dein Gastgeber kocht (z.B. vegetarisch/vegan oder nicht), Haustiere hat, raucht, du ein einzelnes Zimmer hast, ob es sich um eine Wohnung oder ein Haus handelt, eine private oder nicht-private Unterkunft, welche Sprachen dein Gastgeber spricht oder – in Bezug auf den Job –, was genau deine Aufgaben sind, wie dein Arbeitsplatz aussieht und zu welchen Zeiten du arbeiten sollst.
Bewertung nicht vergessen!
Es freut sich jeder Teilnehmer – nachfolgende Gäste, aber auch der Gastgeber – über eine faire Bewertung. Dies macht die einzelnen Profile immer aussagekräftiger und detaillierter. Ein Profil, das mit Erfahrungen belegt ist, ist viel ansprechender und vertrauenswürdiger für die Nachfolger. Und für deinen Gastgeber ist deine Bewertung ein wichtiges Feedback. Daneben kannst du dich über das Profil auch mit deinem Gast oder Gastgeber anfreunden oder einfach als Favorit hinzufügen. So kannst du mit deinem Partner in Kontakt bleiben, bzw. das Profil bei Bedarf (für etwaige Empfehlungen z.B.) auch später schnell wiederfinden.
Weitere Funktionen über Koorperationspartner
Die Plattform bietet dir nicht nur die Möglichkeit, nach einem Schlafplatz oder einer Arbeit zu suchen. Genauso findest du dort auch Reiseblogs und –foren, über die du dich aus erster Hand über dein Reiseland, die Jobsuche, Reisetipps und so weiter informieren kannst. Auch kannst du einzelnen „travel buddies“ digital folgen und nachlesen, wo er sich gerade befindet und was er gerade macht.
Das Netzwerk pflegt verschiedene Koorperationen. So kannst du beispielsweise über deren Partner auch nach Reiseversicherungen, Surf-Kumpanen, zahlreichen Jobangeboten aus allen Branchen oder allgemeine nützliche Reisetipps zum Thema budget oder social travelling schauen. Darüber hinaus findest du über deren Partner auch Mitfahrgelegenheiten oder Links zu Preisvergleichsseiten für Flüge, Zug- oder Bustickets. Es ist enorm, auf wie viele Infos und Datenbanken du dort zugreifen kannst um möglichst günstig und sozial reisen zu können.
Die Unterkünfte
Beim WOOFing ist es klar: Du wohnst – meist sehr abgeschieden von der Außenwelt – auf einer Farm. Dort hast du entweder ein eigenes Zimmer oder aber du teilst dir eines mit anderen Helfern. Diese Unterkunft ist echt was für Naturliebhaber. Hier wirst du viel Zeit draußen verbringen und echte Landluft schnuppern. Dies kann sowohl in feuchten Gebieten in der Queensland-Region sein, aber auch in der trocken-heißen Wüste in Australiens Mitte.
Die Unterkünfte, die dir auf der Plattform vermittelt werden, können sowohl kleine Mietwohnungen mitten im Stadtzentrum, als auch große Villen in der Peripherie sein. Es kann passieren, dass du dir dein Zimmer mit jemand anderem teilen musst, lediglich auf einer Couch schlafen kannst oder aber dir steht ein großes eigenes Zimmer vielleicht noch mit Balkon zu Verfügung. Auch der Personenhaushalt kann sehr variabel ausfallen. Von einer Großfamilie über ein Paar, bis zu einer WG, einem Hostel oder Einzelpersonen; es gibt keine Beschränkungen.
Die Jobs / anfallenden Aufgaben
Beim WOOFing oder bei einer Staydu-Unterkunft handelt es sich um immer Hilfstätigkeiten, für die du keinerlei Vorkenntnisse benötigst. Es handelt sich lediglich um Abhilfe, die du als Gegenleistung zur Unterkunft und zum Essen bietest.
Jobs durch die Plattform
In Privatunterkünften sind es klassischerweise welche wie die Hausarbeit (house work), manuelle Tätigkeiten, das Babysitting, Gartenarbeit, usw. Es gibt aber noch diverse weitere Möglichkeiten, wenn du zum Beispiel in einer nicht-privaten Unterkunft wie ein Hostel oder Campingsplatz unterkommst. Dort fallen Arbeiten beim Empfang, in der Küche oder beim room / maintanance service an. Unter den Profilen findest du aber auch soziale oder ökologische Projekte oder andere Zentren, in denen du wohnen und arbeiten kannst. Dies gleicht einem Volontär- oder auch WWOOFing-Programm. Sobald du in ein paar Profile schaust, wirst du die große Vielfalt schnell bemerken.
Deine Tätigkeiten beim WWOOFing
Speziell beim WWOOFing gehört beispielsweise zu deinen Aufgaben – je nach Farm – die Tiere zu füttern, einen Zaun zu reparieren, Ställe auszumisten, bei der Ernte oder ebenfalls im Haushalt zu helfen. Auf jeden Fall solltest du physischer Arbeit nicht abgeneigt sein und dich auf harte Arbeit im Freien bei Wind und Wetter einstellen. In der Regel arbeitest du vier bis sechs Stunden pro Tag, dies kann aber auch mal mehr oder weniger sein.
Chancen und Risiken
Zum Schluss möchten wir noch auf besonders hervorzuhebende Chancen und Risiken, bzw. Vor- und Nachteile, hinweisen.
Chancen
Zu den Chancen gehört in beiden Fällen die soziale Motivation dahinter. Es geht um ein Geben und Nehmen zwischen Fremden, zwischen verschiedenen Kulturen und Nationalitäten. In der Wirtschaft spricht man auch von der heißbegehrten „interkulturellen Kompetenz“, die in keinem Lebenslauf mehr fehlen darf.
Zudem hat das Arbeiten gegen Kost und Logis einen entscheidenden Vorteil: Die Unsicherheit, ob und wann man wo in Australien arbeiten kann, macht vielen Backpackern zu schaffen. Zu unserem Unverständnis kann dir ein Work and Travel-Visum verweigert werden, sofern du bereits im Vorfelde einen Job hast. Mit WOOFing kannst du genau dies idealerweise umgehen. Denn das Arbeiten gegen eine Unterkunft zählt nicht dazu.
Mit dem sozialen Faktor einher geht aber auch die Schonung deines Portemonnaies. Durch das besagte Geben und Nehmen fallen dir in der Regel wenig bis keine Kosten an. WWOOFing-Interessierte können darüber hinaus auch eine Menge über ökologische Lebensweisen und Landwirtschaft dazulernen.
Und zu guter Letzt: Wenn du dich mit deinen Gastgebern besonders gut verstehst – wer weiß – vielleicht ergibt sich dadurch für dich sogar ein langfristiges soziales Netzwerk auf dem ganzen Erdball?
Risiken
Ein Risiko, das besteht, ist immer das gleiche: Es gibt auch schwarze Schafe unter den Teilnehmern. Dazu gehören sowohl die Gäste, als auch die Gastgeber. Du kannst auf Privatpersonen, Unternehmen oder Farmen stoßen, die dich schlichtweg ausnutzen wollen. Beim WWOOFing solltest du auch besonders darauf achten, denn trotz der verbindlichen Richtlinien durch die Dachorganisation können auch hier Farmen als schwarze Schafe entpuppen. Zudem bewirbst nicht nur du dich bei der Farm, auch sollte die Farm für dich attraktiv sein. Ein vorheriger Anruf, in dem u.a. die Arbeitsbedingungen, die Essgewohnheiten und die Inklusiv-Leistungen besprochen werden, sollte dringend stattfinden.
Risikoreich ist beim WWOOFing zudem der unterschätzte Lebensstil. Nicht jeder kommt mit extremer Hitze oder physischer Arbeit zurecht. Und auch nicht jeder mag auf Dauer so abgeschieden leben. Auch wenn dies vorher von dir bedacht wurde, so kannst du diese Erfahrung meist erst im Nachhinein bewerten.
Unser Fazit
Unser Fazit zum Arbeiten gegen Kost und Logis während deiner Work and Travel-Reise ist im Prinzip ähnlich wie bei allen anderen social travel-Möglichkeiten: Es ist eine wunderbare Chance, über den Touristen-Tellerrand hinweg zu schauen und in das lokale (Alltags-) Leben deines Reiseziels eintauchen zu können. Dies setzt aber jede Menge Vertrauen, Offenheit und Respekt voraus!
>> Mehr Infos findest du auf der Webseite von WWOOF Australia