von Julia
Pancakes, Ahornsirup und die freundlichsten Menschen der Welt – das sind nur einige der Klischees, wenn es um das Land des Ahornblatts geht. Dass Kanada aber noch viel mehr zu bieten hatte, sollte ich in meinem Work & Travel-Aufenthalt herausfinden. Ich entschloss mich, direkt nach dem Abitur die Chance zu ergreifen und ab August mein Working Holiday in Vancouver zu beginnen. Meine Wahl fiel auf Vancouver, angeblich einer der lebenswertesten Städte der Welt: Dynamik, Vielfältigkeit, Modernität und ebenso verschiedene Menschen gepaart mit einer äußerst hohen Lebensqualität machten die Stadt zum perfekten Ausgangspunkt für mich.
Vorbereitungen für Work & Travel ohne Agentur
Bevor ich mich in das Abenteuer stürzte, gab es einige Bürokratie- und Organisationshürden zu meistern. Ich organisierte mein Auslandsjahr ohne Agentur. Sofern man dabei strukturiert vorgeht und früh genug mit der Planung beginnt, ist das gut möglich. Die wichtigste Voraussetzung ist das Working Holiday Visum, inklusive der Arbeitserlaubnis. Kämpft man sich früh genug durch das Auswahlverfahren, stehen auch die Chancen relativ gut, eines der limitierten Visa zu ergattern.
Weitere „Must-haves“ sind Kranken- und Unfallversicherung, eine Kreditkarte und die Flugbuchung. Sobald das geklärt war, begann ich mit der Job- und Unterkunftssuche, die sich schwieriger herausstellte als erwartet. Ich hatte mich entschieden, in einer WG, sogenannten „shared flats“, zu wohnen – eine preisgünstigere Alternative zu airbnb und Hostels. Dazu bewarb ich mich im Vorfeld über craiglist.ca und kijiji.ca bei unzähligen WGs und wurde schließlich angenommen. Das barg natürlich ein gewisses Risiko, da ich von Deutschland aus keine Möglichkeit hatte, mir die WG vorher anzuschauen, hatte aber den Vorteil, sofort eine nach Ankunft eine feste Bleibe zu haben.
WG-Leben in Vancouver
Meine Unterkunft stellte sich als älteres Haus mit einigen Verfallsspuren heraus, das dennoch seinen Charme hatte. Ich teilte mir die WG mit sieben anderen Bewohnern aus verschiedenen Ländern. Es war äußerst eindrucksvoll für mich, zu erleben, wie Menschen mit so unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Wertevorstellungen auf engem Raum zusammenleben können. Ich steigerte dabei nicht nur meine Englischkenntnisse, sondern lernte parallel zu türkischen, mexikanischen und brasilianischen Gerichten auch gleich die Sprachen mit. Was hier im kleinem Rahmen funktionierte, spiegelt sich im großem Zuge in der multikulturellen Gesellschaft Vancouvers wider. 47,1% der Bevölkerung sind gebürtig keine Kanadier. Diese Vielfalt zeigt sich auch im Stadtbild: japanische, koreanische, griechische, chinesische, indische und persische Restaurants reihen sich bspw. in Robson Street direkt aneinander.
Jobsuche in Kanada
Meine ersten Tage wurden größtenteils von diversen Erledigungen und Beantragungen ausgefüllt. Zunächst legte ich mir eine kanadische SIM-Karte zu, um kostengünstig zu telefonieren. Für die spätere Arbeitssuche hat dies den positiven Nebeneffekt, dass potenzielle Arbeitgeber eher dazu geneigt sind, bei Interesse eine kanadische Nummer zurückzurufen. Eine weitere Voraussetzung, um arbeiten zu können, ist die SIN (Social Insurance Number). Beantragbar in jedem Service Office wird die SIN später für die Steuererklärung und die Eröffnung eines kanadischen Bankkontos benötigt.
Jetzt war ich gerüstet für die Jobsuche. Von Deutschland aus hatte ich mich bei verschiedenen Stellen im Gastronomiebereich beworben, leider mit negativen Rückmeldungen. In Kanada ist es üblicher, persönlich in den Geschäften oder Restaurants vorbeizukommen und seinen Lebenslauf auszuteilen (Doorknocking), anstatt sich bei ausgeschriebenen Stellen mit Bewerbung und Lebenslauf zu bewerben. Als ich das erste Mal mit meinem Lebenslauf und der Frage „Are you guys hiring?“ ein Café betrat, kostete mich das einige Überwindung, aber nach einigen Restaurant fühlte es sich fast schon normal an. Ich lernte so, viel offener und positiver auf fremde Menschen zuzugehen. Gerade Kanadier sind unglaublich freundliche, hilfsbereite und offene Menschen und das färbt ab. Andere Möglichkeiten der Jobsuche sind Stellenausschreibungen in der Zeitung und auf craiglist.ca durchzuschauen oder bei anderen Reisenden nachzufragen.
Arbeitsalltag im Café
Bereits nach meinem erstem Tag „Doorknocking“ bekam ich mehrere Einladungen zu Vorstellungsgesprächen und wurde in einem Café im Herzen Vancouvers eingestellt. Ich arbeitete mit wunderbaren Menschen aus allen möglichen Ländern zusammen und traf täglich andere Reisende. Die meiste Zeit bereitete ich Crêpes, Baguettes sowie Kaffeespezialitäten zu und nahm die Bestellungen der Gäste auf. Ein großer Nachteil waren die unregelmäßigen und täglich wechselnden Arbeitszeiten, die eine planbare Freizeitgestaltung unmöglich machten: Etwa nachts bis um 1 Uhr zu arbeiten und am nächsten Tag um 9 Uhr anzufangen waren keine Seltenheit. Um dies zu verhindern, sollte man vor der Bewerbung unbedingt die Öffnungszeiten der Restaurants überprüfen. Mit dem Mindestlohn von 12,65$/Stunde und zusätzlichem Trinkgeld kam ich trotz der hohen Lebenshaltungskosten gut über die Runden und blieb fast ein halbes Jahr bei dieser Arbeit.
Freizeit in Vancouver
In meiner Freizeit kostete ich das Leben in Vancouver voll aus. Die Stadt bietet wirklich alles: Moderne Innenstadt, Kunst und Kultur, Meer, Strand, Wald und Berge auf engstem Raum. Während ich im Sommer im Meer badete, viel Fahrrad fuhr und Musikfestivals besuchte, war ich im Winter in den Bergen wandern und Skifahren mit Blick auf die Skyline Vancouvers. Freie Wochenenden nutze ich für Städtetrips nach Victoria auf Vancouver Island, Whistler und Seattle (USA).
Gerade liegt etwa die Hälfte meines Auslandsjahres hinter mir. Dass ich dabei hauptsächlich in Vancouver lebte, ermöglichte mir, die Stadt viel intensiver zu erleben und in ihrer Gesamtheit zu erfassen, als wenn ich mich dazu entschlossen hätte, mehr zu reisen. Meine bisherige Zeit werde ich als unvergesslich in Erinnerung behalten, ich habe so viele verschiedene Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und unzählige Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. Wenn ihr die Gelegenheit für Work & Travel in Kanada habt: Tut es!
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