von Anja
Working Holiday in Australien
Anja brach nach ihrem Studium in das Land Down Under auf, um Australien zu entdecken und sich noch ein paar Monate vorm Ernst des Lebens zu drücken. Daraus wurden unglaublich erlebnisreiche vier Jahre, über die sie hier auf auslandsjob.de berichtet.
Warum Australien
Die Frage nach dem Warum stellt sich immer wieder. Australien ist ein weites Land mit unglaublich relaxten Menschen und einsamen Traumstränden an jeder Ecke. Es gibt viele Outdoor-Möglichkeiten und selbst in Städten wie Sydney liegen die Strände nur einen Katzensprung vom quirligen Zentrum entfernt. Und wer schon immer einmal surfen lernen wollte, ist sowieso bei den sportverrückten Aussies gut aufgehoben. In Australien kann man über die Straße hüpfende Kängurus sehen und BBQs im Freien erleben. In viktorianischen Gebäude bei einem Café sich seinem Heimweh nach Europa hingeben oder sich in die warmen Pazifikfluten stürzen.
Die Temperaturen sind das ganze Jahr über warm und Besucher müssen sich nur zwischen dem tropischen Norden, der roten Erde im Outback, dem einsamen Western Australia oder dem beliebten New South Wales entscheiden. Dieser Kontinent ist riesig und hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Ursprünglich wollte ich nur ein paar Monate bleiben, doch dann wurden vier Jahre daraus, die zu den besten meines Lebens gehören.
Working Holiday Vorbereitungen
Der Entschluss war schnell gefasst, das Flugticket gebucht und im Internet informierte ich mich über das australische Working Holiday Visum, das ganz entspannt und innerhalb weniger Tage ausgestellt wird. Voraussetzung für das WHV ist, dass die Backpacker zwischen 18 und 30 Jahre sind und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen. Das seien etwa 5000 AUD, die bei der Einreise auf der Kreditkarte überprüft werden sollten, doch mich begrüßte der Beamte vom Zoll nur mit einem freundlichen „G’day mate.“ Außerdem musst du eine Auslandskrankenversicherung während deines Aufenthaltes nachweisen und eine Bearbeitungsgebühr von 195 AUD per Kreditkarte online überweisen. Einfacher kommt man nicht ans andere Ende der Welt.
Arbeit in Australien
Auf einem Working Holiday Visum kannst du nur maximal sechs Monate am Stück bei einem Arbeitgeber arbeiten. Danach musst du den Job wechseln. Wenn du mindestens drei Monate auf einer Farm arbeitest, dann kannst du eine zweites Working Holiday Visum beantragen. Es gibt viele Möglichkeiten, dich down under zu betätigen und es kommt sicherlich auch immer auf deine Geldsituation, Qualifikationen und Interessen an. Ich habe mich damals bei verschiedenen Zeitarbeitsfirmen wie juliaross.com eingetragen, die viele Jobs wie Rezeptionistin, Data Entry oder Sekretärin vermitteln. Gute Englischkenntnisse sind dabei natürlich eine Grundvoraussetzung.
Alternativ habe ich ein paar Ausdrucke meines Lebenslauf ausgedruckt und habe selber Bars und Kneipen abgeklappert, auch bei einer Backpacker-Zeitschrift klopfte ich an und stellte mich vor. Alles ganz easy in Australien mit einem gültigen Arbeitsvisum: Innerhalb eines Tages hatte ich verschiedene Angebote vorliegen und musste mich nur noch entscheiden. Coole Working Holiday Jobs sind Divemaster in Queensland, Cowboy auf einer der riesigen Outback-Farmen, Hostess auf einer Yacht im Hafen von Sydney, Dogwalker, Übersetzer – die Liste ist unendlich lang. Wenn du aktiv wirst, dann wirst du im Handumdrehen Superjobs an Land ziehen. Auf Portalen wie seek.com.au und gumtree.com.au gibt es viele Jobangebote. Auf gumtree zudem auch noch tolle WG-Angebote, Tipps und Möglichkeiten Gleichgesinnte zu finden.
Start in Sydney
Die ersten Tage in Australien habe ich im Dämmerzustand bei einer Freundin auf der Couch verbracht. Der Jetlag machte mir doch mehr zu schaffen, als ich gedacht hätte, und es war sicherlich auch keine gute Idee, sich vor Erschöpfung tagsüber „nur“ mal kurz schlafen zu legen. Zwölf Stunden später mitten in der Nacht Kreise im Wohnzimmer zu ziehen und sich zu überlegen, ob das ganze eine gute Idee war, macht nicht sehr viel Sinn. Ohne Bekannte solltest du in eine Backpacker Hostel einchecken, in dem du auch gleich nette Reisepartner finden wirst und dir nicht mehr so alleine und überwältigt vorkommen wirst.
Obwohl mich der Ausblick auf Bondi Beach oder die Sydney Habour Bridge mit dem Opera House auch nach vier Jahren immer noch überwältigt hat. Gleich in den ersten Tagen besorgte ich mir eine Steuernummer, die man als Arbeitnehmer im Land unbedingt braucht und ohne die du keinen ordentlichen Job annehmen kannst. Der Clou ist, dass du am Ende des financial years am 30. Juni eines jeden Jahres deine zu viel gezahlten Steuern zurückfordern kannst, und die sind nicht zu wenig für Ausländer. Dann besorgte ich mir ein australisches Bankkonto bei einer Bank meiner Wahl. Dazu brauchte ich nur meinen Reisepass und Führerschein vorlegen sowie meine neue australische Postadresse. Warum in Deutschland alles so bürokratisch gehen muss, dass sich solche Prozesse immer wochenlang hinziehen, war mir angesichts der australischen „No Worries“ ein Rätsel.
Wo ist es am schönsten?
Ein Land, das größer als Kontinentaleuropa ist, nur in ein paar Wochen sehen zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe mir vier Jahre Zeit gelassen, Australien zu entdecken. Planst du eine Umrundung des Kontinents solltest du als minimalen Zeitraum ein halbes Jahr, besser wäre ein Jahr, anzupeilen. Dabei dürfen natürlich die Küstenmetropolen wie Sydney, Melbourne und Perth nicht fehlen, in denen man viel urbanen Chic und relaxten Beach-Lifestyle genießen kann. Eine Tour im Allradwagen auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Ein dreitägiger Segeltörn auf den Whitsunday Islands mit dem atemberaubenden Whiteheaven Beach ein absolutes Muss für alle Backpacker, die sich mindestens die Ostküste Queensland vorgenommen haben.
Wer vom Tauchen im Great Barrier Reef träumt, muss unbedingt auch ans Ningaloo Reef in Western Australia, das sich so nah an der Küste befindet, dass man vom Strand aus die Korallen entdecken kann oder mit Walhaien schwimmt. Darwin und der Kakadu Nationalpark sind auf jeden Fall eine Woche Campen wert, in denen man viel über die Aborigine-Kultur lernt und ihre tiefe Verwurzelung mit der Natur. Ebenso war der Karijini-Nationalpark in Western Australia mit seinen unglaublich schönen Canyons eine Sensation. Wenn man es einsam mag und sich nach abgeschiedenen Plätzen sehnt, dann lohnt ein Ausflug vom Nullabor Plain (1000 Kilometer Fahrt durch leeres Land ohne jeglicher Zivilisation) nach Esperance. Eine Stadt, die wir nicht erwartet hatten und in der wir eigentlich nur eine Nacht schlafen wollten, doch das azurblaue Wasser und die relaxte Atmosphäre der Stadt war ein Highlight unseres Trips. Überhaupt ist die endlose Weite des Outbacks mit seiner roten Erde und dem trockenen Buschland das Faszinierendste, mit dem Australien aufwarten kann für uns Europäer, die durch Überbevölkerung auf kleinstem Raum gestresst sind.
Die Menschen in Australien
Wenn es einen Satz gibt, der mir nach vier Jahren Australien ins Blut übergegangen ist, dann ist es „No Worries, mate!“ Die Australier scheinen sich über nichts so richtig den Kopf zu zerbrechen. Rote Ampel-Wellen, Staus, verlorene Sportwetten oder Kündigungen – das alles scheint sie nicht aus der Ruhe zu bringen. Eine Lösung wird sich schon finden und außerdem ist das Leben zu kurz und das Land zu schön, um nur eine Minute Trübsal zu blasen. Lebensfroh, liebenswürdig, hilfsbereit und immer für ein Pläuschen zu haben. Man hilft sich und besonders bei Reisen in die leere Mitte des Kontinents scheinen die Aussies näher zusammenzurücken und sich vor Freundlichkeit gegenseitig überbieten zu wollen. Vielleicht freuten sie sich aber auch nur über die willkommene Abwechslung einer jungen Deutschen. Für mich waren die Australier das Beste, was der Kontinent zu bieten hatte und bis heute laufe ich jedem Aussie hinterher, der mir hier in Deutschland über den Weg läuft.
Fazit einer langen Reise durch Australien
Es gibt sicherlich günstigere Länder oder exotischere, aber es hat einen Grund, warum Australien das Backpacker-Land Nummer Eins ist: das Land und seine Einwohner sind einfach absoluter Wahnsinn. Geheimnisvolle Aborigine-Traumzeit-Geschichten im Outback, moderne Architektur und Lifestyle an den Küsten, tausende kilometerlange Sandstrände und traumhafte Inseln sprechen für sich. Ein unsagbar schönes Land, in das es mich immer wieder zurückzieht. Anja betreibt auch einen Blog über ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Backpacker auf happybackpacker.de.
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