Work & Travel Australien | Arbeiten im Pub


von Ann-Kathrin

Drei Monate Work & Travel – oder doch länger?

Weil wir uns aber erst spontan ein Vierteljahr davor für das Abenteuer entschieden hatten, haben wir unseren Work & Travel-Aufenthalt mit einer Organisation gebucht, die dann alles Mögliche für uns arrangiert hat, eine kleine Beruhigung für unsere Eltern. So waren also schon die ersten Übernachtungen in Sydney organisiert, auch die Beantragung einer Tax File Nummer (TFN) und die Eröffnung eines Bankkontos waren in die Wege geleitet. Auch beim Erstellen eines Lebenslaufs auf Englisch und bei der Jobsuche gab’s Unterstützung.

Doch nach etwa drei Wochen in der Metropole, mit viel Sightseeing aber erfolgloser Jobsuche – anders als bei vielen anderen Reisenden stand bei uns erst Arbeit und dann etwas Reise auf dem Plan – beschlossen wir unser Glück andernorts zu versuchen.

Die Jobsuche

Da bei vielen Stellen Erfahrungen verlangt war oder häufig Muttersprachler im Servicebereich bevorzugt wurden, machten wir uns auf die Reise ins sommerlich-warme Queensland, um dort unser Glück als Erntehelfer zu versuchen.

Das Prinzip von Working Hostels

Dort angekommen, ergatterten wir uns nach einer langen Busfahrt einen Platz in einem Working Hostel im Städtchen Ayr, in der Nähe von Townsville. Ein Working Hostel funktioniert in etwa so: Das Hostel dient als Anlaufstelle für verschiedene Farmer aus der Gegend, die ihre Arbeitskräfte dann fast ausschließlich aus den Hostels beziehen. Die Hostelleute helfen einem auch beim Ausfüllen der Steuerunterlagen und bieten oft auch gebrauchte Arbeitskleidung an. Außerdem wird normalerweise auch ein Auto/Van zur gemeinsamen Fahrt auf die Farm gegen eine Pauschale zur Verfügung gestellt. Im Hostel gibt es dann eine Warteliste für Arbeitsplätze, auf der alle Hostelbewohner stehen.

Als Neuankömmling fängt man erst mal unten an (Achtung: wenn man gefeuert wird, gibt es auch die Regel, dass wieder ganz unten anzufangen ist! Aber wenn der Job ganz normal beendet wird, findet man sich oben auf der Liste wieder). Nach etwa zwei Wochen Wartezeit ergatterten wir endlich einen der begehrten Fruitpicking-Jobs. Während der Warterei im Nirgendwo und ohne Auto war nichts zu tun, so dass diese Zeit doch etwas frustrierend war. Sie wurde aber durch die nette Gesellschaft im Working Hostel wieder aufgewertet! Man lernt einfach so viele Backpacker aus verschiedenen Ländern kennen, eine tolle Erfahrung.

Die Obstpflückerei und Gemüseernte sind zwar wirklich mühselig und eintönig, aber die Stimmung bei der Paprika- und Zucchiniernte war doch recht gut, da wir mit gut zwanzig anderen Backpackern zusammenarbeiteten. Nach etwa fünf Wochen waren unsere Ersparnisse so weit aufgebessert, dass wir uns endlich auf die Socken machen konnten!

Das Reisen beginnt

Die erste Station war Townsville und Magnetic Island, von wir uns dann mit Zwischenstopps in Airlie Beach (Segeln in den Whitsundays war natürlich ein Muss!), Sunshine Coast, Brisbane, Gold Coast, Byron Bay … bis nach Melbourne vorgearbeitet haben – das war schon eine schöne Strecke entlang der Ostküste. Aber nach einer Weile war man dann doch froh, nicht mehr jeden Tag den schweren Koffer herumschleppen zu müssen. Dann ging´s auch schon wieder zurück nach Sydney, wo sich die Reisegruppe trennte, denn ich hatte mich zu einer spontanen Verlängerung meines Aufenthaltes entschieden, also nun doch ein ganzes Jahr Down Under. Also per Flieger ab nach Perth, da ich diese Seite des Kontinents noch gar nicht erkundet hatte.

Gleich am ersten Tag machte ich mich auf den Weg zu einer Jobagentur (The Job Shop), eine auf Backpacker ausgerichtete Agentur, die hauptsächlich Stellen in WA bietet. Schon am Nachmittag hatte ich meinen ersten Job in einem Country Pub – und das ganz ohne Serviceerfahrungen. Um in einem Pub in Australien arbeiten zu können, ist ein RSA (Responsible Service of Alcohol- Certificate erforderlich, zu erwerben über einen Kurs bei einer Trainingsagentur oder ganz einfach online), ferner manchmal auch ein RGS (Responsible Gambling Services), im Falle, dass in dem Lokal auch Glücksspielautomaten oder ähnliches aufgestellt sind (Pferdewetten sind Down Under ja sehr beliebt). Bevor’s an die Arbeit ging, konnte ich aber noch ein paar schöne freie Tage in Perth genießen (Fremantle, Rottnest Island, Cottesloe Beach u.a.) und dann hieß es für mich: ab ins „Outback”!

Mein neuer Job im Pub

In einem kleinen Ort, etwa 1,5h Autofahrt von Perth, begann ich meine neue Tätigkeit – im Nachhinein die beste Entscheidung auf meiner Reise, denn das ermöglichte es mir, die „richtigen” Aussies kennenzulernen. Bis dahin nämlich bestand fast ausschließlich Kontakt zu Backpackern aus dem eigenen oder vielen anderen Ländern. Durch die Arbeit im Pub wurde man so richtig in die Gemeinschaft integriert und bekam sozusagen seine eigene „Aussie Family”. Ich fühlte mich also fast wie Zuhause.

Mit Freunden konnte man an freien Tagen immer wieder Tolles unternehmen: Quad fahren, Heißluftballon fliegen, Roadtrip in den Süden WAs (Albany, Margaret River, Busselton), Wochenende auf Rottnest, Ausflug ins Casino, Besuch einer Shooting Range, Käguruhs in freier Wildbahn beobachten uvm.

Der Arbeitsalltag

Ein normaler Arbeitstag sah so aus: Um ca. 7.00 Uhr war Arbeitsbeginn, denn das Buffet war vorzubereiten. Etwa eine halbe Stunde später trudelten die ersten Gäste ein, denn wir boten ein Sektfrühstück nach ihrem Heißluftballonflug an. Daher war die Stimmung morgens immer sehr gut, und ich wurde auch einmal Zeuge einer romantischen Verlobung. Danach galt es, das Restaurant für die Mittagsessenszeit vorzubereiten. Je nachdem, wie man eingeteilt war, hatte man dann etwas Freizeit und war für das Mittag- bzw. Abendessen eingeteilt. Neben den Gästen im Restaurant, war man allerdings auch für die Bar zuständig. Bei vielen Gästen war wegen dieser Doppelbelastung oft Stress angesagt, aber man bekommt seine Aufgaben doch gut hin und hat meist noch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit den Gästen.

Roadtrip entlang der Westküste

Weil ich mich an meiner Arbeitsstelle so heimisch fühlte, verweilte ich auch eine gute Weile dort, bis das Reisefieber wieder zuschlug. Als erstes stand noch ein Trip entlang der australischen Westküste nördlich von Perth auf dem Programm (The Pinnacles, Shark Bay, Monkey Mia, wo ich sogar einen Delfin füttern durfte, Ningaloo Reef, Exmouth, Whale Sharks (bei mir war leider gerade keine Saison, aber das werde ich auf jeden Fall noch nachholen)! Dieser Trip war einfach fantastisch – die Strände, Sonnenuntergänge, eine Nacht auf einer Schaffarm, Schnorcheln … Ein wahrer Geheimtipp, denn die Westküste zieht weit weniger Touristen an als die Ostküste.

Ein Abstecher nach Neuseeland

Weil sich die sommerlichen Höchsttemperaturen in WA aber bei bis zu 45°C befinden, beschloss ich einen Abstecher ins „kältere” Neuseeland zu machen. Dort startete ich eine einmonatige Busrundreise (Hop on and off), die sich wirklich gelohnt hat, denn man bekommt so viele einzigartige Plätze zu Gesicht und lernt viele Gleichgesinnte kennen! Vom Schwimmen mit Delfinen, einem Skydive, Rafting und Wandern auf einem Gletscher war alles dabei – ein Traumurlaub.

Die Rückkehr

Nach einem Monat ging’s dann wieder zurück nach Australien, dieses Mal nach Melbourne. Ich besuchte ein paar Freunde und holte noch Besuche an der Great Ocean Road und Philipp Island nach, was definitiv das Geld wert war.

Nach diesen wunderschönen Urlauben stellte sich doch etwas „Heimweh” ein, so dass ich mich zurück auf den Weg nach WA machte. Dort fand ich auch schnell wieder eine Beschäftigung in einem anderen Pub, wo ich noch fast bis Ende meines Abenteuers arbeitete, um schon mal etwas Geld für eine baldige Rückkehr anzusparen. Zwar fällt in OZ das Gehalt sehr viel höher als bei uns aus, aber natürlich liegen auch die Lebenshaltungskosten um einiges über den unsrigen. Die letzten beiden Wochen genoss ich noch mit schönen Ausflügen rund um die Metropole Perth und letzte Strandbesuche, bevor es wieder heimwärts ging.

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