von Joscha und Vanessa
Joscha (25) und Vanessa (25) waren ein halbes Jahr in Australien als Backpacker unterwegs und das, obwohl sie bei der Abreise erst knapp ein Jahr zusammen waren. Eine echte Probe für eine Beziehung also! Wie sie ihre Planung und die Reise zu Zweit in Australien gemeistert haben, erzählen sie uns selbst in diesem spannenden Erfahrungsbericht.
Die Idee
,,Wir beide – weit weg von hier“, „raus aus dem Alltag“, „etwas von der Welt entdecken“, diese Worte haben wir uns, Joscha (25) und Vanessa (25) aus Bremen zu Herzen genommen und fingen an, unsere gemeinsame Abenteuerreise zu planen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade einmal 6 Monate zusammen. Wir sind beide seit einigen Jahren voll berufstätig. Der triste Alltag lässt immer wieder die Gedanken an etwas „Neuem“ aufleben, bis wir schließlich bei einem zünftigen Frühstück in einem Alt-Bayrischen Gasthof, wo wir ein langes Wochenende verbrachten, fast gleichzeitig sagten: „Ey, lass uns einfach mal für längere Zeit weit weg“. Sofort stand einstimmig fest, es soll nach Down Under gehen.
Die Planung
Noch auf der Rückfahrt von München nach Bremen wurde eine To-Do-Liste erstellt. Die ersten wichtigen Themen und Fragen, die es zu klären galt, waren:
- Wo in Australien starten wir und in welche Richtung geht es weiter?
- Womit wird gereist, mit einem Auto, welches gekauft oder gemietet wird oder mit dem so genannten Greyhound Bus?
- Über welchen Zeitraum wollen wir reisen?
- Welche Auslandskrankenversicherung bietet uns optimalen Schutz?
- Welches Visum muss beantragt werden?
- Wie teuer wird der Flug und welche Zwischenstopps könnten wir einlegen?
und natürlich…
- Was passiert mit unserer Wohnung?
- Welche Möglichkeit haben wir bei unseren Arbeitgebern?
- Welche Kosten kommen vor und in Australien auf uns zu?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurden Freunde und Bekannte, die schon ein ähnliches Abenteuer in Australien hinter sich hatten, bis ins Detail befragt. Auch das Internet, verschiedene Portale und Gruppen in sozialen Netzwerken wurden zur Beantwortung hinzugezogen.
Die Vorbereitung
Der Kostenfaktor unseres Vorhabens war nicht nur in den ersten Tagen unserer Planung ein ständiger Begleiter. Da wir für den Notfall auch finanziell in Australien gut abgesichert sein wollten, entschlossen wir uns, bis zum Aufbruch unserer Reise, gemeinsam eine Nebentätigkeit auszuüben.
Dokumente, Impfungen, Flug, Unterkunft, …
Neben der Beantragung eines neuen Reisepasses, eines internationalen Führerscheins, des Working-Holiday-Visums und der Auffrischungen sämtlicher Impfungen, wurde das Reisebüro einer Freundin aufgesucht, welches sich auf Backpacking und Around the World-Reisen spezialisiert hat. Hier bekamen wir die ersten Informationen zum Flug und dem Reisen in Australien. Melbourne wurde uns aufgrund seiner südöstlichen Lage als guter Ausgangspunkt zum Erkunden der australischen Ostküste empfohlen, für die wir uns vorerst entschieden hatten. Die Reise sollte von Beginn an aufregend gestaltet werden, so buchten wir einen dreitägigen Stopp in Dubai und einen viertägigen Stopp in Singapur mit ein. Damit später vor Ort alles entspannt abläuft, buchten wir ebenso Unterkünfte und Ausflüge vorab hinzu. Auch die ersten fünf Nächte in Melbourne wurden schon aus Deutschland fest gemacht und bezahlt. Alles Weitere wollten wir, nach unserer Ankunft, auf uns zukommen lassen. Die Entscheidung über die Dauer unseres Australien-Aufenthaltes fiel auf sechs Monate.
Mobilität, Jobs in Deutschland, …
Bei der Frage zu einem geeigneten Fortbewegungsmittel stießen wir auf eine australische Website, auf der unter anderem Backpacker ihre Reisemobile zum Verkauf anbieten. Schnell verliebten wir uns in einen allradbetriebenen Geländewagen mit einem sogenannten Roof Top Tent, einem aufklappbaren Zelt, welches auf der Dachrehling des Autos fest montiert ist. Der Verkäufer des Autos wurde kontaktiert und direkt ein Treffen für Ende Januar in Melbourne ausgemacht. In der Zwischenzeit fanden die Gespräche mit unseren Arbeitgebern statt. Joscha musste seinen Job leider kündigen, da diese Stelle nicht unbesetzt bleiben konnte. Trotz allem war sein Arbeitgeber von der Idee begeistert und bot ihm die Wiedereinstellung nach unserer Rückkehr an. Vanessa arbeitet in der Reisebranche. Das Abenteuer Australien und die dadurch zu gewinnenden Erfahrungen und Kenntnisse sind für Ihren Beruf sehr nützlich. Damit hatte Sie bei Ihrem Arbeitgeber mehr Glück, dieser hielt ihre Stelle für ein halbes Jahr frei.
Nun waren es noch wenige Tage bis zu unserem Abflug nach Australien. Glücklicherweise gehört einem Familienmitglied die Wohnung, welche wir bewohnen. Somit blieb uns die Unterkunft in Deutschland auch nach unserer Reise erhalten.
Die Reise: ein gigantischer Road Trip
Es war so weit. Die spannende Zeit als Paar in Australien begann. Während der gesamten Planung und Vorbereitung gab es keinerlei Meinungsverschiedenheiten. Alle Fragen nach „wann?, wo?, wie? und was?“ wurden übereinstimmend geklärt.
Great Ocean Road, Sydney, Camping, …
So begannen wir unsere Reise in Melbourne. Mit unserem gekauften Geländewagen fuhren wir entlang der malerischen Great Ocean Road nach Warrnambool, bevor es 13 Stunden lang und 1200 Km auf dem Highway in Richtung Sydney ging. Die Folgenden Wochen fuhren wir entlang der Ostküste Australiens gen Norden. Da wir beide uns einig waren, beschlossen wir, nicht einfach auf dem Highway zu fahren. Jeden morgen schauten wir auf der Karte, welche Straßen möglichst nah am Wasser entlang führten. Auf diese Weise haben wir die kleinsten und verstecktesten, aber auch schönsten Örtchen direkt am Meer gefunden. Weit weg vom Tourismus und allen Backpackern, konnten wir die Freiheit und die Schönheit der Natur in so manchen Orten, wie z.B. Hastingspoint, ein paar Tage genießen.
Das „Wildcampen“ in Australien ist nicht gerne gesehen bzw. verboten, deshalb verbrachten wir unsere Nächte auf Campingplätzen, die wir mittels einer App (Wikicamps) heraussuchten. Die abendliche Dusche war bei den Tagestemperaturen um 30-35°C immer sehr willkommen. Allerdings haben wir auch ein paar schöne Spots direkt am Strand gefunden, wo es sich in Freiheit campen ließ. Nach einer kuschligen Nacht, begann der Tag mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang und Delfinen, welche nah am Strand vorbei schwammen. Das alles konnten wir aus unserem Zelt auf dem Dach des Autos beobachten.
Highlights: Fraser Island & Great Barrier Reef
Ein großes Highlight der Ostküste war eine 3 Tagestour auf der größten Sandinsel der Welt, Fraser Island. Von wilden Dingos, die durch unser Zeltcamp liefen, über das Baden in kristallklarem Quellwasser (Eli Creek), bis zur Fahrt über den 75 Mile Beach mit einem 4×4 Geländewagen, war dies ein super Abenteuer, welche übrigens auch mit dem eigenen 4×4 Auto machbar ist.
Zurück auf dem Festland ging es weiter Richtung Norden und dem Great Barrier Reef. In der schönen Stadt Cairns, buchten wir eine Tagestour zum Reef mit einem kleinen Katamaran, der max. 20 Personen an Bord zuließ. Somit war es eine kleine gemütliche Runde. Es wurden tolle Geschichten erzählt, interessante Infos verteilt und natürlich auch geschnorchelt oder getaucht. Wir beide haben dort unzählige Videos und Fotos mit einer HD Unterwasser-Actionkamera gemacht, um diese faszinierende und bunte Unterwasserwelt festzuhalten.
Roadtrip durch das Outback
Nach 2 Wochen im schönen Cairns ging es weg von der Ostküste und dem tropischen Norden in Richtung der roten und trockenen Mitte, dem Outback. Viele Kilometer und lange Fahrten auf dem Barkly und Stuart Highway, sowie Skelette sämtlicher Tiere am Straßenrand begleiteten uns 12 Tage lang. Das erste Ziel nach ca. 2100 Km war die Hauptstadt des Northern Territory, Alice Springs. Von hier aus fuhren wir über den Red Centre Way (Offroad) bis zum Kings Canyon, wo wir morgens früh eine Wanderung durch dieses beeindruckende Sandsteingebirge unternahmen.
Das nächste und größte Ziel waren der Uluru (Ayers Rock) und die Olgas, hier blieben wir gleich 2 Tage, um in Ruhe diese beeindruckende Landschaft auf uns wirken zu lassen. Eine kleine Joggingeinheit morgens um 7 Uhr um den Uluru herum war ein super Start in den Tag, um wieder kilometerweit auf dem Stuart Highway Richtung Süden zu fahren. Durch zwei nette schweizer Backpacker, welche wir in Airlie Beach an der Ostküste trafen, bekamen wir die Info, dass es ab der Opal Stadt Coober Pedy eine tolle Offroad-Strecke geben soll, die ca. 450 km weit über unbefestigte Straßen führt und am Ende durch den Flinders Ranges National Park kurz vor Port Augusta endet.
Diese wollte Joscha natürlich ausprobieren und nach anfänglicher Skepsis wurde auch Vanessa überzeugt. Nach einem Tag in Coober Pedy, welcher sehr interessant war um mehr über Opale zu erfahren, ging es also los aufs Geröll. Wir fuhren über Schotterpisten, die nur so staubten, durch Wasserlöcher, die nur so spritzen und über anspruchsvolle Sandpassagen. Marree, wo wir übernachteten, erinnerte an eine kleine Wildwestern-Stadt. Wie wir später heraus fanden, werden dort solche Filme sogar gedreht. Am nächsten Tag beendeten wir unsere Offroad-Tour mit der Fahrt durch den Flinders Ranges National Park. Es ist eine traumhafte und wunderschöne Landschaft mit einer fabelhaften Tierwelt, vor allem mit jeder Menge Kängurufamilien. Die Fahrt ging durch ausgetrocknete Flussbetten und Erhebungen, von denen man das ganze Land überblicken konnte.
Das Ende einer 6-monatigen Reise
Angekommen in Port Augusta wurde eine Nase voller Meeresluft geschnuppert. Aber hier hielt uns nicht viel, also brachen wir auf nach Adelaide, wo wir 2 Wochen verbrachten. Nun war es schon wieder Zeit unser Auto zum Verkauf anzubieten. Da unser Rückflug von Melbourne aus ging, fuhren wir in einem Stück von Adelaide nach Melbourne, wo wir den Rest unserer Zeit auf einen wirklich tollen Campingplatz und später in einem Hotel in der Stadt verbrachten. Nun kennen wir das schöne Melbourne und drum rum so gut wir unsere Jackentasche.
Fazit
Während des gesamten Reisens waren unsere Vorstellungen immer identisch, wie unser Abenteuer weiter gehen sollte. Es war in jedem Sinne eine starke Probe für unsere junge und frische Beziehung. Doch in den 4368 Stunden ununterbrochenem „aufeinander hocken“ gab es weder Streitigkeiten noch Zickereien. Ganz im Gegenteil konnten wir den anderen noch viel besser von allen seinen Seiten kennen und lieben lernen. Die ganzen neuen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, welche wir gemeinsam erleben durften, haben unsere Beziehung noch mehr gefestigt und uns zusammen geschweißt. Diese Momente werden ein Leben lang unsere bleiben.
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