Alle Welt reist derzeit nach Berlin, die Hauptstadt wimmelt nur so von internationalen Besuchern, Sprachengewirr auf den Straßen, ein Clash der Kulturen in den Vierteln – nicht zuletzt deshalb liegt die deutsche Hauptstadt neben Tel Aviv gerade bei jungen Leuten total im Trend. Aber es gibt auch Berliner, die ihre Stadt gerne einmal verlassen, um sich die Welt anzuschauen. Zehn Berliner bereisen seit Jahren ferne Kontinente und landen dabei irgendwo im Nirgendwo. Reisen ist ihr Hobby, was sie von Digitalen Nomaden unterscheidet, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben.
Ziele sind vielfältig…
… von Tansania über Addis Abeba bis hin zu Israel
Da aber auch die zehn Berliner, Puriysten, wie sich selbst nennen, von Puriy, dem südamerikanischen Wort für Reisen, so einiges erleben, beschlossen sie, ein Buch darüber herauszubringen. Im Gegensatz zu den Digitalen Nomaden, deren Werke sich derzeit in den Bücherläden stapeln, sind hier mehrere Autoren am Werk, die viele kurze Geschichten erzählen und dazu noch ein paar gute Ratschläge gleich mit. Wer also noch unentschlossen ist, wohin er reisen soll und nicht ganz so viel Geduld beim Lesen hat, für den sind die Puriysten auf Reisen. Berliner Weltsichten“ ideal. Die Ziele sind vielfältig – von Tansania über Addis Abeba bis hin zu Israel. Einige Autoren zieht es eher auf die touristischeren Routen, andere auf die eher abgelegenen, alle bringen aber auf jeden Fall Muße und viel Zeit mit und sind dementsprechend offen für das, was ihnen unterwegs begegnet.
Plötzlich zum Star einer TV-Doku
Die Erlebnisse sind allerdings nicht immer nur positiv, mal wird auch dem Ärger über einen verpassten Flug Luft gelassen, oder dem Umgang mit der Zeit in anderen Ländern. Wer selbst viel reist, dem werden einige Anekdoten bekannt vorgekommen, wie ein verpasster Anschlussflug nach Kolumbien oder das Salz aus dem Toten Meer, das einen bei der Zollkontrolle in Israel erst einmal in Bedrängnis bringt. Andere Erzählungen mag man kaum glauben, wie die von Lars Hanf, der den Nationalpark Manusela auf der indonesischen Insel Seram als Ziel hatte, sich einem TV-Team anschloss und plötzlich selbst zum Star dieser TV-Doku wurde. Auf Reisen kann man eben viel erleben, wenn man nur will und es zulässt. Da die Kurzgeschichten nur einen kleinen Einblick in die jeweiligen Reisen der Autoren gewähren, kommt es zwangsläufig dazu, dass man am Ende nach jeder Erzählung immer ein etwas enttäuscht darüber ist, dass es nicht weiter geht – das kann man positiv wie negativ bewerten. Einige Geschichten hätten sicher das Potenzial für ein ganzes Buch, aber genau das wollten die Puriysten ja bewusst nicht, um sich mit ihrem Werk abzusetzen. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen.
Puriysten auf Reisen. Berliner Weltansichten. Madlen Brückner und Lars Dörfel (Hrsg.)