Costa Rica – Mein Freiwilligendienst im Paradies
von Flora
Für sechs Monate lebte ich in der ‘Schweiz Lateinamerikas’. Den Freiwilligendienst nutzte ich um Land, Kultur und Leute kennenzulernen.
Es war dieser bekannte Moment im Leben, wo man ernsthaft daran zweifelt, ob der erlernte Beruf der Richtige für einen ist, ob das Leben, das man derzeit führt, einen glücklich macht – genau diese Fragen habe ich mir gestellt und ich musste mir eingestehen, dass ich nicht zufrieden war. Ich entschied mich also, meine sichere Arbeitsstelle zu kündigen und zu neuen Ufern aufzubrechen: Ich wollte dem tristen Büroalltag entfliehen und in eine neue Welt eintauchen. Da ich schon immer großes Interesse am Erlernen von Fremdsprachen hatte und diese für mich auch beruflich von großem Nutzen sind, entschloss ich mich für eine Freiwilligenarbeit im Ausland. Ich verfügte bereits über ein paar Grundkenntnisse der spanischen Sprache und wollte diese nun weiter ausbauen. Außerdem wollte ich in eine fremde Kultur eintauchen und auch in dieser leben.
Die Planungsphase dauerte nicht lange, da ich so eifrig bei der Sache war. Ich schrieb verschiedene Organisationen an und erkundigte mich nach den jeweiligen Konditionen. Im Internet las ich die Bewertung ehemaliger Teilnehmer. Ich entschied mich für eine Organisation und ein paar Wochen später saß ich auch schon im Flieger nach Costa Rica. Warum dieses Land? Ich habe mich von den zahlreichen Reiseberichten und Fotos im Internet überzeugen lassen.
Das Abenteuer beginnt – Eintauchen in eine neue Welt
Nach neun Stunden Flugzeit erreichte ich endlich das Land, in dem ich die nächsten sechs Monate leben sollte. Ich klebte regelrechte mit meinem Gesicht am Flugzeugfenster und bestaunte die grüne Dschungellandschaft Costa Ricas von oben. Es war traumhaft! Auch die Fahrt nach San Ramón, wo ich leben und arbeiten sollte, bestätigte mich in meiner Landeswahl – wir fuhren vorbei an Kaffeeplantagen und Palmenwäldern.
In San Ramón angekommen, wurde ich im Haus meiner zukünftigen Gastfamilie freundlich aufgenommen. Mein Spanisch war jedoch schlechter als erwartet – Verständigungsprobleme vorprogrammiert. Die Gastfamilie war aber von Anfang bis Ende eine große Unterstützung. Wir verstanden uns auf Anhieb super. Mit den Söhnen, 8 und 22 Jahre, spielte ich regelmäßig Fußball. Wir trafen uns an den Wochenenden auch mit den einheimischen Jugendlichen und kickten bis spät in die Nacht hinein. Unter 25 Männern war ich stets die einzige Frau. Die Jungs waren herzlich und sorgten für unvergessliche Abende. Nach den Spielen saßen wir oft stundenlang zusammen und unterhielten uns über die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Sie waren allesamt sehr gläubig und lehnten beispielsweise jede Form von Alkohol ab.
Meine Freiwilligenarbeit – Kinderlachen gern gesehen
Nach acht Wochen Spanischunterricht begann endlich meine Arbeit im Projekt. Ich wollte mich sozial engagieren und entschied mich daher für Freiwilligenarbeit mit Kindern. Die Organisation vermittelte mir eine Stelle in einem örtlichen Kindergarten, wo täglich zwei Gruppen à 25 Kindern betreut wurden. Eine Gruppe kam vormittags, die andere am Nachmittag. Der Kindergarten war ziemlich klein für die vielen Schützlinge, aber die Betreuerin wusste mit dem fehlenden Platz umzugehen. Sie liebte ihre Arbeit und ließ sich jeden Tag neue Spiele einfallen. Die Kinder kamen häufig aus Familien mit wenig finanziellen Mitteln, waren Opfer körperlicher Gewalt oder wurden gar sexuell missbraucht. Umso mehr freute es uns, wenn wir sie zum Lachen bringen konnten. Einigen von ihnen wollten sogar mit mir zurück nach Deutschland, was den Abschied nach vier Monaten sehr schmerzlich gestaltete.
Landschaftlich gesehen ist Costa Rica ein wahres Paradies. Während all meiner Urlaubsreisen hatte ich noch nie solch landschaftliche Schönheit bewundert. Die Wochenenden nutzten wir Freiwilligen daher zum Reisen. Nach sechs Monaten fiel der Abschied von meiner Gastfamilie und meinen neu gewonnenen Freunden sehr, sehr schwer, aber für das nächste Jahr habe ich bereits meine Rückkehr angekündigt, denn Costa Rica ist nun mein zweites Zuhause.
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