Work and Travel in Australien ist ja nun nichts wirklich neues mehr. Aber in Australien, wo jedes Jahr tausende arbeitswütige Rucksacktouristen einfallen, gibt es immer mal wieder etwas neues, was man hierzulande nicht kennt. So zum Beispiel Working Hostels, eine Mischform aus Hostel und Arbeitsvermittlung.
Endlich da! Das Work-and-Travel-Visum ist bewilligt, der Flug war (hoffentlich) angenehm und in Australien scheint mal wieder die Sonne. Und entweder man hat im Vorhinein potentielle Arbeitgeber, also erste Anlaufstellen für das „Work and Travel“ recherchiert, oder nicht. Letzteres ist Vielen bekannt, die Hals über Kopf nach Australien aufgebrochen sind. Denn auch wenn in Australien die Sonne öfter scheint und die Menschen einen freundlicheren Eindruck machen als hier – der Arbeitsmarkt „down under“ ist vor allem mit viel Rennerei, Schlange-Stehen und Telefonieren verbunden. Die große Zahl arbeitender Rucksacktouristen, die sich um die Jobs bewerben, verschärft das Ganze zusätzlich.
Working Hostel – was ist das?
Klar, bei Rucksacktouristen ist das Hostel die ultimative Wahl, wenn es darum geht, eine Unterkunft zu finden. Hostels sind günstig, das Personal meistens unkompliziert und man lernt nebenher junge Reisende aus aller Herren Länder kennen. Da ist die Idee, eine Arbeitsvermittlung für all jene, die neben dem Reisen auch noch arbeiten wollen, nicht fern.
Ein Working Hostel ist also eine Unterkunft, die sich speziell an alle richtet, die mit einem Working Holiday Visum unterwegs sind und Jobs suchen. Also haben sich Working Hostels meist dort niedergelassen, wo die Arbeit nicht all zu fern ist. In Australien, wo viele Backpacker auf Farmen arbeiten, heißt das: Working Hostels sind meistens auf dem Land.
Wie funktioniert die Job-Vermittlung?
Working Hostels stehen in engem Kontakt mit lokalen Arbeitgebern, die ihnen mitteilen, welcher Bedarf in den Betrieben besteht. An der Rezeption des Hostels kann man dann Angebote einsehen und sich einen Job suchen, auf den man Lust hat, oder einen, auf den man keine Lust hat, der aber gut bezahlt ist. Nicht selten bietet das Hostel dann sogar einen Bustransfer zu den Arbeitgebern an. Und abends sitzt man dann mit Gleichgesinnten zusammen und trinkt das wohlverdiente Feierabend-Bier oder den Feierabend-Goon. So weit die Theorie.
Working Hostels: Das schlechteste Szenario
Geschichten über australische Arbeitgeber, die Work-and-Travel-Ankömmlinge aus dem Ausland abzocken, sind ungefähr genauso alt, wie das Work-and-Travel-Visum selbst. Und auch unter Working Hostels gibt es eine Reihe schwarzer Schafe. Im schlimmsten Fall wird man gebeten, die Unterkunft gleich für eine ganze Woche im Voraus zu zahlen und den Pass als Kaution abzugeben. So ist man mindestens für eine Woche an das Hostel gebunden. Außerdem könnte es passieren, dass der Hostel-Betreiber von den entsprechenden Unternehmen eine Provision für die Vermittlung der günstigen Arbeitskräfte kassiert. Das Geld wird dann nicht selten sofort vom Lohn abgezogen. Das heißt, man verdient noch weniger. Im schlimmsten Fall – solche Geschichten kursieren im Netz – verlässt man das Hostel, ohne etwas dazuverdient zu haben. Der Lohn geht dann für die Miete oder die zum Teil überteuerten Getränke und Essen drauf, denn die abgeschiedene Lage verleitet manche Working-Hostel-Betreiber zu horrenden Preisen.
Der Aufenthalt in einem Working-Hostel kann aber auch…
…ganz anders laufen. Denn viele Working-Hostels können ein echter Zugewinn für den Backpacker sein. Im optimalen Fall zahlt man einen günstigen Preis für die Unterkunft und profitiert davon, dass sich der Weg zur Job-Vermittlung mit dem zur Bar des Hostels verbinden lässt. Außerdem kann in einem Working-Hostel, wo alle Gäste meist etwas länger bleiben, echte WG-Stimmung aufkommen.
Wie auch sonst bei einem Work-and-Travel-Aufenthalt sollte man sich im Vorfeld umhören, welchen Ruf, die Arbeitgeber und eben auch die Working Hostels genießen. Wird einem direkt eine ganze Wochenmiete abverlangt, soll der Pass als Kaution dienen und macht das Working Hostel einen ungepflegten Eindruck macht: Kehrtwende machen und etwas anderes suchen. Denn Jobs für Backpacker gibt es in Australien immer noch wie Sand am Meer.