Workation | Beim Arbeiten Urlaub machen

Findest du auch, dass zwei Wochen Urlaub immer viel zu schnell vorbeigehen? Dann probiere doch mal eine Workation. Dabei kannst du gleich mehrere Wochen oder sogar Monate die Sonne genießen. Deine Arbeit nimmst du einfach mit und erledigst sie in der Hängematte, der Pool-Liege oder vielleicht doch lieber im klimatisierten Coworking Space. Doch was genau steckt eigentlich hinter dieser neuen Wortkreation? In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über den neuen Trend wissen musst und vor allem, wie du selbst an einer Workation teilnehmen und eine ganz neue Form des Reisens erleben kannst!

Laptop im Zelteingang und Blick auf einen See und Berge

Was genau ist eine Workation?

Workation bedeutet im Grunde, das Angenehme mit dem Notwendigen zu verbinden: nämlich Arbeit (work) und Urlaub (vacation). Das muss jedoch nicht bedeuten, dass du dich in deinem wohlverdienten Urlaub vor den Laptop hockst, sondern du verbindest Arbeiten und Urlaub dauerhaft miteinander oder zumindest für einen längeren Zeitraum. Das heißt, du kannst mit deinem Laptop im Gepäck die Welt bereisen und verdienst nebenbei dein Geld als Freelancer oder Unternehmer im Internet statt als Angestellter im Büro.

Digitale Nomaden leben genau diesen Lifestyle: Sie verdienen ihr Geld ortsunabhängig, bereisen dabei entweder die Welt oder leben mal hier ein paar Monate, mal dort die restliche Zeit des Jahres. Doch das Digitale-Nomaden-Dasein bringt wie jeder Lifestyle auch einige Tücken mit sich. So kann es passieren, dass der digitale Nomade mitten im Paradies allein vor dem Laptop sitzt. Mit Backpackern und Touristen können sie in den Urlaubsparadiesen, in denen sie sich bevorzugt aufhalten, nicht viel anfangen, denn die haben eine ganz andere Agenda. Schließlich wollen digitale Nomaden und Online-Unternehmer ihr Business voranbringen oder als Freelancer Kundenaufträge bearbeiten und müssen dabei zusehen, dass am Ende des Monats genug Geld reinkommt. Das ist viel einfacher, wenn man von Menschen umgeben ist, die genau das Gleiche wollen. Das fördert die Produktivität, man fühlt sich weniger allein und letztendlich entstehen aus privaten Kontakten evtl. sogar interessante Geschäftsbeziehungen.

Hier setzen die Workations an. Sie bringen eine Gruppe digitaler Nomaden zusammen, die für einen bestimmten Zeitraum gemeinsam leben, arbeiten, einige der schönsten Plätze dieser Welt kennenlernen und dabei im besten Fall eine richtige gute Zeit miteinander verbringen.

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Workations für Unternehmen und Angestellte

Aber auch (kleine) Unternehmen und Angestellte können Workations nutzen, um Projekte voranzubringen und die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen. So schicken beispielsweise immer mehr Start-ups und andere innovative Unternehmen ihre Mitarbeiter auf eine Workation. Das heißt, die Mitarbeiter leben und arbeiten für eine oder mehrere Wochen gemeinsam an einem schönen Urlaubsort. Das stärkt den Teamgeist, die Mitarbeiter lernen sich besser kennen und die Zeit kann intensiv genutzt werden, um gemeinsam an (neuen) Projekten zu arbeiten. So schickte das Social Business ecosia.org seine elf Mitarbeiter beispielsweise im Februar diesen Jahres ins sonnige Zypern. Die Mitarbeiter waren begeistert, nicht nur aufgrund des schönen Wetters: „Wir sind immer noch ganz baff, was man in der Zeit alles wegarbeitet, auch wenn es um reguläre Projekte und Tagesgeschäft geht,“ berichtet eine der Teilnehmerinnen. Außerdem kannst du als Angestellter natürlich auch auf eigene Faust an einer Workation teilnehmen, sofern du bereit bist, deinen Urlaub dafür zu „opfern“. Es ist eine großartige Möglichkeit, endlich die eigenen Projekte voranzubringen, für die du neben deinem Vollzeitjob nie Zeit findest.

Wo kann ich eine Workation machen?

Egal ob mitten in einer pulsierenden Metropole wie Barcelona oder New York, in der Abgeschiedenheit der rumänischen Berge, auf traditionellen Urlaubsinseln wie Gran Canaria oder Mallorca, in den Digitalnomaden-Hochburgen Chiang Mai oder Bali – Workations gibt es so gut wie überall. Sie werden auch immer ausgefallener und kreativer – So gibt es mittlerweile auch Workations auf Transatlantik-Kreuzfahrten, Offline-Wochenenden in den österreichischen Alpen sowie in Kürze auch Pilger-Workations auf dem Jakobsweg.

Wie genau läuft eine Workation ab?

Genauso vielfältig wie die vielen verschiedenen Orte sind auch die Workations selbst. In der Regel organisieren ein bis zwei engagierte Digitale Nomaden eine solche Workation. Sie mieten eine geeignete Unterkunft, beispielsweise eine geräumige Pool-Villa in Bali, eine City-Wohnung in Barcelona oder ein Strandhaus in Thailand. Meist wohnen und arbeiten die Teilnehmer einer Workation gemeinsam in der Unterkunft oder sie arbeiten zusammen in einem Coworking Space. Workations sind meist ein bunter Mix aus konzentrierten Arbeitsphasen, Feedback-Runden, Workshops und verschiedenen Freizeitaktivitäten. Mögliche Inhalte einer Workations sind:

  • Intensive Arbeitsphasen, in denen jeder individuell am Laptop an eigenen Projekten und Aufträgen arbeitet
  • Startup-Nights, in denen die Teilnehmer ihre Projekte vorstellen und von den anderen Feedback erhalten
  • „Fuck-up confessions“, in denen darüber gesprochen wird, womit die Teilnehmer in der Vergangenheit gescheitert sind und woran das lag
  • Sport- und Freizeitprogramm (meist Wassersport und Yoga)
  • Ausflüge
  • Kochabende
  • Restaurantbesuche
  • Partys

Workations bieten in der Regel eine gute Mischung aus Arbeit, Netzwerken und einem abwechslungsreichen Freizeitprogramm. Jedoch kann das Verhältnis von Arbeit und Freizeit je nach Workation unterschiedlich gewichtet werden: Bei den Transatlantik-Kreuzfahrten oder den Offline-Weekends geht es beispielsweise mehr ums Netzwerken und Skill-Austausch, beispielsweise in Workshops oder Keynotes, und nicht so sehr um produktives Arbeiten.

Wer bietet so etwas an?

Workations werden bislang ausschließlich von digitalen Nomaden bzw. Solo-Online-Entrepreneurs organisiert. Klassischen Reiseveranstalter bieten Workations bislang nicht an. Meist tun sich zwei oder mehr digitale Nomaden bzw. Online-Unternehmer zusammen, um eine Workation zu organisieren.

Workations bieten beispielsweise die Gründer der DNX – der Konferenz für Digitale Nomaden – Felicia Hargarten und Marcus Meurer an. Sie organisieren mehrere Workations pro Jahr, typischerweise rund um den Globus, beispielsweise in Brasilien, Griechenland, Portugal, Ägypten oder Thailand. Neben dem gemeinsamen Arbeiten wird bei diesen Workations der Fun Factor großgeschrieben: Es gibt ein intensives Sport- und Freizeitprogramm. Die Workations von Feli und Marcus dauern in der Regel ca. zehn Tage.

Das US-amerikanische Start-up „Remote Year“ schickt Gruppen (angehender) digitaler Nomaden und Online-Unternehmer gleich für ein ganzes Jahr auf Reise. Die Idee: Eine Gruppe aus etwa 75 Leuten lebt, arbeitet und feiert während dieses Jahrs jeden Monat an einem anderen Ort.

Die „Nomad Cruise“, organisiert von dem digitalen Nomaden Johannes Völkner, findet in der Regel zweimal pro Jahr statt. Zum Winteranfang fahren die Nomaden auf einem Kreuzfahrtschiff von Europa nach Südamerika, im Frühling geht es zurück nach Europa. Die nächste Nomad Cruise findet im Dezember diesen Jahres (2016) statt, eine weitere im Mai 2017 ist ebenfalls in Planung. Die Atlantik-Überfahrt dauert zwischen 10 und 15 Tagen, je nach Abfahrt- und Ankunftsort. Zwischen 150 und 200 digitale Nomaden sind in der Regel mit an Bord. Da die Internetverbindung mitten auf dem Atlantik eher langsam und außerdem teuer ist, geht es auf dieser Workation hauptsächlich ums Netzwerken. Außerdem gibt es Workshops und Vorträge, bei denen du viel über ortsunabhängiges Arbeiten und Online-Unternehmertun von anderen digitalen Nomaden lernst.

Weitere Anbieter von Workations:

  • Über die Website Wireless Life von Sebastian Kühn organisieren verschiedene digitale Nomaden Workations
  • Es müssen nicht immer exotische Destinationen sein: Coconat ist ein Workation Retreat mitten in der brandenburgischen Idylle
  • Das dänische Startup Refuga bietet neben verschiedenen Workations auch Adventure Trips für Entrepreneurs an, beispielsweise eine Zugreise nach Nordkorea oder eine Fahrradtour durch Indien
  • Bei den Offline Adventures der digitalen Nomadinnen Rebekka, Helene und Michelle geht es hauptsächlich ums Netzwerken und den Austausch mit Gleichgesinnten:

Für wen eignet sich eine Workation?

Workations sind eigentlich für alle Leute ideal, die ortsunabhängig Geld verdienen wollen oder das ortsunabhängige Arbeiten wenigstens mal ausprobieren möchten. Es ist eine der besten Möglichkeiten, digitale Nomaden zu treffen, sich intensiv auszutauschen und zu vernetzen. Insbesondere, wenn du dir noch nicht sicher bist, ob dieser Lifestyle tatsächlich das Richtige für dich ist, kann eine Workation viel Licht ins Dunkel bringen. Du lernst, wie digitale Nomaden ticken, womit sie ihr Geld verdienen, wie sie denken – und kannst am besten entscheiden, ob du auf dieser Welle mit schwimmen möchtest.

Außerdem ist eine Workation ideal, um ein neues Projekt anzustoßen oder voranzubringen. Auf einer Workation findest du endlich die Zeit, intensiv daran zu arbeiten. Noch viel wichtiger: Du kannst dich mit erfahrenen digitalen Nomaden und Online-Unternehmern über deine Idee austauschen, dir wertvolles Feedback holen und vielleicht auch Leute mit relevanten Skills treffen, die dich bei deinem Projekt unterstützen können. Falls du noch gar keinen Plan hast, wie du als digitaler Nomade Geld verdienen kannst, bekommst du auf einer Workation garantiert viele Ideen, Tipps und Anregungen.

Immer beliebter werden Workations aber auch bei Start-ups und Unternehmen, die ihre Mitarbeiter eine Zeit lang zum gemeinsamen Arbeiten und Leben in die Sonne schicken. Prinzipiell ist die Gruppendynamik der Workations von unschätzbarem Wert für deine Produktivität. Zusammen mit einer Gruppe aus motivierten, konzentrierten Menschen kannst du viel produktiver arbeiten, als wenn du zuhause allein vor dem Bildschirm hockst. Der Macher-Geist steckt einfach an.

Fazit

Eine Workation ist ideal, um einen Einblick in das Leben als digitaler Nomade zu bekommen, viele Gleichgesinnte zu treffen und nebenbei auch noch richtig produktiv an eigenen Projekten zu arbeiten. Durch die Gruppendynamik kannst du konzentriert und fokussiert arbeiten. Gleichzeitig hast du mehr Zeit für Freizeitaktivitäten, weil beispielsweise die Wege zum Arbeitsplatz wegfallen und du in weniger Zeit mehr schaffst. Daher sind Workations auch für Unternehmen und Start-ups interessant, um das eigene Team näher zusammenzubringen und intensiv an wichtigen Projekten zu arbeiten.

Diese Traveller machen regelmäßig Workations bzw. sind digitale Nomaden

>> Janas Blog – Mein Leben als digitaler Nomade

>> Interview mit Jenny und Basti von 22places

>> Die digitale Nomadin Michelle Retzlaff im Interview


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