Als Skilehrerin in Japan. Work and Travel mal anders.

Work & Travel Japan Schneetag
Traumtag im japanischen Pulverschnee.

Draußen arbeiten, umgeben von einzigartiger Natur, daneben Reisen, neue Freunde aus aller Herren Länder finden und jede Menge Spaß haben – das ist wohl der Inbegriff von Work & Travel. Bilder die einem beim Gedanken daran in den Kopf schießen sind das romantische Cowboyleben auf einer australischen Outback-Ranch, arbeiten in einem exotischem Strandresort oder das klassische Fruitpicking. Das es aber auch anders und um einiges außergewöhnlicher geht, beweist Jade Kent (22) aus York in England. Jade befindet sich seit November letzten Jahres in Japan, wo sie in einem der weltbesten Skigebiete auf einem klassischen Working Holiday Visa als Skilehrerin arbeitet. Jade macht nicht nur genau das was sie liebt, sondern lernt, so wie sie selbst sagt, jeden Tag unglaublich viel dazu. Über das Land, das Leben in einer fremden Kultur und vor allem über sich selbst. Wie sie das Work and Travel Japan angegangen ist und was bis dato ihre prägendsten Erfahrungen sind, schildert Jade uns in einem ausführlichen Interview. 

w&t/magazin: Jade, du befindest dich zurzeit in Japan und arbeitest dort als Work and Traveller. Wo genau befindest du dich und was genau machst du dort?

Jade: Ich lebe zurzeit in Niseko, einem kleinen Dorf am Fuß des Niseko Berges in Hokkaido. Hier angekommen bin ich gegen Ende November letzten Jahres um während der Wintersaison als Skilehrerin zu arbeiten. Das Ganze in einem der besten Skiregionen der Welt und ich genieße jeden Tag dieser Erfahrung.

Schneetag Japn Niseko Work&Travel
Jades Office und der Beginn eines typischen Arbeitstages.

w&t/magazin: Japan ist nicht gerade das erste Land wenn man an Work & Travel und Working Holidays denkt. Wie bist du gerade auf Japan gekommen anstatt in eines der eher typischen Work & Travel Länder wie Australien, Kanada oder Neuseeland zu gehen?

Jade: Um ehrlich zu sein hat sich das Ganze eher zufällig ergeben. Ich habe mich Online bei einigen Skischulen beworben ohne mir zu der Zeit viel dabei zu denken. Ich wollte einfach wieder in ein richtiges Skigebiet nachdem ich bis zu diesem Zeitpunkt 25 Monate in einem Indoor-Snowdome in Dubai gearbeitet habe. Mir war es wichtig mich zu verändern, mich weiterzuentwickeln und wieder etwas Neues auszuprobieren. Kurz nachdem ich mich beworben hatte, bekam ich ein Jobinterview über Skype und was soll ich sagen, nach 20 Minuten hatte ich den Job. Nächster Stopp Japan.
Es ist schon richtig, dass Japan jetzt nicht gerade ein typischen Work & Traveller Land ist. Aber wenn man etwas über sich selbst lernen und eine ganz andere Kultur kennenlernen möchte, ist so ein Aufenthalt die perfekte Gelegenheit. Und wenn es die Möglichkeit dafür gibt, warum soll man sie nicht ergreifen?

w&t/magazin: Nach deinem Aufenthalt als Skilehrerin in Dubai, was ja an sich schon eine Geschichte wert wäre, bist du fast auf direktem Wege nach Japan aufgebrochen. Wenn du jetzt zurückschaust, hattest du aus deiner Sicht genug Zeit um dich vorzubereiten?

Jade: Das Leben und Arbeiten in Dubai war schon sehr speziell muss ich sagen. Einen wirklichen Übergang hatte ich nicht. Ich bin quasi von konstantem Sonnenschein und Wärme in eine neue Welt aufgebrochen, in der ich jeden Tag draußen bei -4 Grad arbeite. Aber mir gefällt es und ich habe mich sehr schnell eingelebt.
Die Vorbereitungen, gerade was das Working Holiday Visum angeht, waren absolut unkompliziert. Ich war dazwischen kurz in London, wo ich alle meine Unterlagen bei der örtlichen Botschaft eingereicht habe. Nach nur einer Woche hatte ich das Visum und das Ganze hat mich lediglich 20 Pfund gekostet. Also alles absolut unkompliziert. Daneben musste ich noch meine Krankenversicherung erneuern und meine Flüge buchen. Das war es auch schon.

Work and Travel Japan Skilehrer
Pistencheck und Spass im Skilift

w&t/magazin: Die klassischen Work & Travel Länder sind wahrscheinlich auch so beliebt und etabliert, weil dort Englisch gesprochen wird. Das macht es für die meisten Menschen einfach. In Japan hat man jedoch diesen Vorteil nicht. Wie gehst du mit der Sprachbarriere um und wie wirkt sich diese auf deinen  Alltag aus?

Jade: Als ich in Japan angekommen bin, war ich mir der Sprachbarriere sehr bewusst und vielleicht auch etwas eingeschüchtert. Aber das hat sich schnell gelegt. Die Japaner sind mit die nettesten und hilfsbereitesten Menschen die ich je kennengelernt habe. So lange man sich ehrlich bemüht, zum Beispiel in dem man ein paar Wörter oder Sätze lernt, sind sie stets bereit weiterzuhelfen. Was das Arbeiten in einem Skigebiet betrifft, habe ich bis jetzt keine sonderlichen Schwierigkeiten gehabt. Das liegt aber auch daran, dass das Resort hier sehr westlich orientiert ist und daher auch viele Menschen mit Englischkenntnissen anzieht.

w&t/magazin: Japan erscheint auf den ersten Blick sehr unterschiedlich was Kultur, Gebräuche und das soziale Miteinander angeht. Was sind Dinge, die dir besonders aufgefallen sind?

Skiunterricht Japan als Work & Traveler
Skistunde mit den Kleinsten

Jade: Natürlich ist Japan kulturell sehr anders im Vergleich zu Europa. Aber auf solche Unterschiede sollte man sich immer einstellen, egal welches Land man bereist. Die Japaner sind generell ein sehr respektvolles und auf Höflichkeit bedachtes Volk. Daran sollte sich man in jedem Fall anpassen. Was mir daneben besonders auffällt, ist wie extrem organisiert hier alles ist. Die Verkehrsmittel zum Beispiel funktionieren wie ein Uhrwerk, fast auf die Sekunde genau. Egal ob Flüge, Busse oder Züge. Wenn man nur etwas zu spät kommt, kann man davon ausgehen dass man seine Fahrt verpasst hat. Auch wenn dich zum Beispiel der Busfahrer noch ankommen sieht, wird er mit Sicherheit nicht nochmals anhalten. Alles ist sehr auf Effektivität getrimmt. Wenn man die Gelegenheit hat, sollte man auf jeden Fall einmal ein traditionelles „Onsen“ besuchen. Das ist ein öffentliches Bad, in das man sich nackt begibt. Dort einen Badeanzug zu tragen wird als absolut unangemessen und unerwünscht betrachtet. Auch ist in manchen Onsen der Zutritt für Personen mit sichtbaren Tattoos verboten.

w&t/magazin:  Wie bist du die Jobsuche angegangen und wie bist du letztlich auf den jetzigen Job gestoßen?

Jade: Heutzutage läuft das alles Online und ist wirklich nicht schwierig, sogar in Japan. Ich habe mich Online direkt bei den Skiresorts beworben und dank Skype führte dann Eines zum Anderen. Manchmal ist es schon überraschend, wie einfach es ist solche Jobs sogar aus der Ferne zu arrangieren.

Skilehrerin Japan als Work and Travel
Aussicht von der Kuppe des Grand Hirafu Hangs

w&t/magazin: Hattest du alles komplett arrangiert bevor du nach Japan aufgebrochen bist?

Jade: Im Großen und Ganzen Ja. Ich hatte den Job in der Tasche, habe mein Visum in England beantragt und den Rest hat dann mein Arbeitgeber übernommen. Ich wurde vom Flughafen abgeholt und direkt in die Personalunterkunft gebracht, die uns hiergestellt wird und nur 15 Minuten vom Skigebiet entfernt ist. Alles in allem also sehr komfortabel.

Weihnachten in Japan
Erster Weihnachtstag mit neuen Freunden in Japan

w&t/magazin: Inwiefern ist das Arbeiten in Japan anders als in England oder in Europa generell?

Jade: Das Arbeiten in Japan ist anders weil man so viele unterschiedliche Menschen aus allen erdenklichen Ländern trifft. Das erwartet man so zu allererst gar nicht. Während meiner Saison hier habe ich Freunde aus Argentinien, Kanada, Südafrika, den USA, Australien und Neuseeland und vielen anderen Ländern gewonnen. Man entdeckt gemeinsam eine neue und fremde Umgebung und das macht das Kennenlernen direkt viel einfacher. Man kommuniziert mehr und Freundschaften ergeben sich sehr viel schneller als zu Hause. Ansonsten ist das Arbeiten an sich hier nicht so viel anders weil, wie bereits erwähnt, das Resort doch sehr westlich orientiert ist.

Jade: Das Arbeiten in Japan ist anders weil man so viele unterschiedliche Menschen aus allen erdenklichen Ländern trifft. Das erwartet man so zu allererst gar nicht. Während meiner Saison hier habe ich Freunde aus Argentinien, Kanada, Südafrika, den USA, Australien und Neuseeland und vielen anderen Ländern gewonnen. Man entdeckt gemeinsam eine neue und fremde Umgebung und das macht das Kennenlernen direkt viel einfacher. Man kommuniziert mehr und Freundschaften ergeben sich sehr viel schneller als zu Hause. Ansonsten ist das Arbeiten an sich hier nicht so viel anders weil, wie bereits erwähnt, das Resort doch sehr westlich orientiert ist.

w&t/magazin: Japan hat den Ruf ein sehr teures Land zu sein. Wie hoch ist das durchschnittliche Einkommen für einen Job wie du ihn hast und reicht das um dort auszukommen?

Jade: Als Skilehrer verdient man generell nicht sonderlich viel aber das ist auch nicht der Grund warum wir tun was wir tun. Wir machen diesen Job weil wir es lieben. Ich sitze nicht den ganzen Tag in einem Büro – mein Büro ist der Berg. Ich verdiene hier genug um zu leben und Spaß zu haben. Das Geld was ich während der Saison ansparen kann ist fest für eine zweiwöchige Reise durch Japan am Ende meines Aufenthalts hier eingeplant.

w&t/magazin: Was wären deine wichtigsten Tipps für jemanden der ebenfalls vor hat als Work &Traveller nach Japan zu gehen?

Jade: Wer darüber nachdenkt nach Japan zu gehen, sollte es auf jeden Fall machen. Ich meine, was hat man zu verlieren? Es ist solch ein interessantes Land, reich an Kultur und Geschichte und einfach anders. Man lernt dort so viel, über die Menschen, das Land aber auch vor allem über sich selbst als Person. Allein das ist es schon wert.
Ich selbst vergleiche oft meinen Lebensstil mit dem der Einheimischen was definitiv meinen Horizont erweitert hat. Ich habe schon so viel gelernt und ich freue mich darauf noch viel mehr zu erfahren. Das Leben ist doch letztendlich eine einzige große Erfahrung und je mehr man sieht und unternimmt, desto mehr lernt man dazu. Japan ist dafür ein idealer Ort.

Skitag als Work & Traveler
Mit den Mädels unterwegs im Pulverschnee
Skilehrerin Rusutsu Japan
Mit dem Team zum Skifahren im Rusutsu-Resort

w&t/magazin: Wenn du auf die vergangenen Monate zurückschaust, wie würdest du deine Zeit in Japan bis dato zusammenfassen?

Jade: Eine ehrliche Zusammenfassung ist wohl die, dass Japan immer das sein wird, was man selbst daraus macht. Wenn man Neues ausprobieren möchte und offen an das Abenteuer herangeht, wird man das Land lieben. Diese Einstellung sollte man sich aneignen bevor man hierher kommt. Für mich war es bisher eine wunderbare Zeit, die zum Glück noch ein Weilchen andauert.

w&t/magazin: Jade, du lebst das Leben eines modernen Nomaden – eines Ski-Nomaden wenn man es so ausdrücken möchte. Was sind deine Pläne und was kommt als nächstes nach deinem Japan-Abenteuer?

Jade: Ich lebe tatsächlich den Traum, muss ich sagen. Ich bin ein moderner Nomade und ich plane auch nicht das in der nächsten Zeit zu ändern. Nach meinem abschließendem Trip durch das Land werde ich auf die Philippinen und nach Indonesien reisen um zu tauchen und hoffentlich viel Neues zu entdecken. Danach geht es nach Australien wo ich erneut als Skilehrerin arbeiten werde. Life is sweet.


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