Julians Work and Travel Erfahrungen in Kanada

„Es war das bisher beste Jahr meines Lebens“– so beschreibt Julian Meier seinen Work and Travel Aufenthalt in Kanada – nicht mehr und nicht weniger. Kein Wunder, hat er auch einiges erlebt in dieser Zeit, darunter Helikopter-Snowboarden im Winter oder ein Fallschirmsprung auf Hawaii. Zu seinen Reisevorbereitungen gehörte auch das Aufsetzen seines inzwischen sehr beliebten Blogs “Unter Bären” und die Beantragung eines Working-Holidays-Visums. Seine Erfahrungen damit teilte er in Visabeantragung-Videos mit, die in kurzer Zeit ebenfalls recht populär wurden und ihn gewissermaßen zum Ansprechpartner für die Online-Bewerbung machten. Klar, dass wir Julian nach seiner Rückkehr nach Deutschland auch nach Tipps für die Zeit vor Ort, insbesondere für die Jobsuche, gefragt haben.

w&t/magazin: Wie lange im Vorfeld hast du dich auf den Work and Travel Aufenthalt in Kanada vorbereitet? War das so passend?

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Helikopter-Snowboarden war für den Work and Traveller einer der Highlights seines Aufenthalts in Kanada

Julian: Schon zu Beginn 2012 war für mich klar, dass ich nach dem Abitur unbedingt ins Ausland gehen möchte. Die Entscheidung für Work & Travel und Kanada fielen kurz darauf, als ich die Kanada-Bilder eines Freundes sah. Da war ich total angefixt. Mit den Vorbereitungen habe ich im September 2012 begonnen, unter anderem gründete ich damals meinen Blog „Unter Bären“ und die heute größte Work and Travel Kanada Gruppe auf Facebook. Die Zeit war mehr als ausreichend. Ich hätte auch viel später beginnen können, aber wenn mich etwas interessiert, muss ich sofort alles darüber wissen.

w&t/magazin: Wie genau hast du dich vorbereitet?

Julian: Im Prinzip war meine Vorbereitung in drei Phasen eingeteilt. Zunächst wusste ich ja gar nicht was „Work & Travel“ konkret überhaupt ist. Phase eins bestand also erst einmal aus der allgemeinen Recherche. Das ging mit Hilfe von Google, YouTube & Co. ziemlich schnell.

Phase zwei war dann schon aufwändiger: Die Visabeantragung. Zu dieser Zeit erwarteten alle, dass die Vergabe (wie in den Jahren zuvor) Ende November beziehungsweise Anfang Dezember beginnen würde. Dafür besorgte ich mir vorab alle benötigten Unterlagen und besuchte jeden Tag die Seite der kanadischen Botschaft. Doch es kam alles anders. Die Botschaft plante die Vergabe für 2012/2013 zum ersten Mal online durchzuführen. Das führte nicht nur zu Verzögerungen, sondern auch zu unzähligen Problemen. In dieser Zeit kam mir dann auch die Idee für die Visabeantragung-Videos, die in kurzer Zeit recht beliebt wurden und mich gewissermaßen zum Ansprechpartner für die Online-Bewerbung machten.

Phase drei begann nach dem Erhalt meines Visums. Ich recherchierte alle möglichen Dinge, um die Zeit in Kanada zu planen. Mit der Zeit merkte ich aber, dass das schier unmöglich war. Also buchte ich nur das Hostel für die ersten Tage und ließ alles andere auf mich zukommen.

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Genauso wie der Trip nach Hawaii – hier ist er in Honululu

w&t/magazin: Wie viel Zeit hattest du vor Ort eingeplant? 

Julian: Anfangs zwischen sieben und zehn Monate, schlussendlich bin ich neuneinhalb Monate unterwegs gewesen.

w&t/magazin: Warum hast du dich für dieses Land entschieden?

Julian: Kanada mit seiner Natur und Größe hat mich schon immer fasziniert, außerdem hatte ich schon längere Zeit von einem Roadtrip durch die USA geträumt.

„Absolut umwerfende Natur und hauptsächlich ungesunde Ernährung“

 w&t/magazin: Auf was muss man sich einstellen, wenn man nach Kanada reist?

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Da Julian Action liebt, versuchte er sich auf Hawaii im Fallschirmspringen – und war begeistert

Julian: Offenheit, egal wohin man geht, Menschen, denen das Leben wichtiger ist als die Arbeit, absolut umwerfende Natur und hauptsächlich ungesunde Ernährung.

w&t/magazin: Gibt es dort andere Manieren oder Regeln als hier, die man beachten sollte?

Julian: Freundlichkeit und Offenheit! How are you“ darf man nicht als Aufforderung verstehen, dem Gegenüber seine aktuellen Probleme zu erzählen. Es ist einfach eine Höflichkeitsfloskel und sollte immer mit „I am fine and you?“ beantwortet werden. Kanadier sagen ungern nein! Nicht zu viele Hoffnungen bei Bewerbungen machen, auch wenn das Bewerbungsgespräch augenscheinlich als „really good“ oder „impressive“ beschrieben wurde. Höhere Trinkgelder: Zwischen 10 und 20 Prozent sind normal, darunter wird man schon mal komisch angeschaut. Geld einzahlen immer mit dem dafür vorgesehenen Umschlag.

w&t/magazin: Welcher Reiseführer war für dich der Beste? Gibt es für dich irgendwelche Geheimtipps für Spots, Cafés, Restaurants, die man gesehen, oder Touren, die man unbedingt gemacht haben sollte?

Julian: Lonely Planet bietet einen guten Reiseführer an. Ich fand ihn für die Reise aber zu schwer und unhandlich. Mein bester Reiseführer war Google und die verschiedenen Facebook-Gruppen. Internet bekommt man an fast jeder Ecke kostenlos.

Wer in Vancouver ist, sollte auf jeden Fall ins Famous Warehouse auf der Granville Street – sehr leckere Burger für fünf Dollar und eine nette, junge Atmosphäre.

In Tofino (Vancouver Island) sollte man sich die Hot Springs Tour nicht entgehen lassen. Auf dem Weg dorthin sieht man nicht selten Bären, Wölfe und Wale.

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Weitere Stationen Julians waren diverse Nationalparks – wie Banff in Kanada

w&t/magazin: Kannst du irgendwelche Apps für die Zeit vor Ort unbedingt empfehlen?

Julian: AroundMe und Google Maps sind Pflicht-Apps. Yelp ist in Nordamerika noch viel verbreiteter als bei uns und definitiv lohnenswert für all diejenigen, die sich vorab gerne über Restaurants, Geschäfte aber auch Touristenattraktionen informieren möchten.

w&t/magazin: Gab es vor Ort regelmäßige Treffen für Backpacker, die du empfehlen würdest? Oder gab es sonst Orte, wo man am besten Gleichgesinnte treffen konnte?

Julian: Treffen gibt es in den meisten größeren Städten. Diese werden dann über Facebook organisiert. Ich persönlich habe nie an Treffen teilgenommen. Die meisten Leute habe ich in Hostels kennen gelernt. Wer darauf aus ist Gleichgesinnte zu treffen und den Winter über im Skigebiet zu arbeiten, der sollte nach Banff oder Whistler gehen. Aber Achtung – die Nachfrage nach Jobs dort ist groß.

w&t/magazin: Würdest du sagen, das ist für jeden etwas? Oder was sollte man für ein Typ sein, um Spaß daran zu haben und gegebenfalls auch erfolgreich zu sein?

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Der Yellowstone Park in den USA

Julian: Gute Frage! Man sollte auf jeden Fall nicht gleich aufgeben, wenn etwas nicht so läuft, wie man das möchte. Im Grunde ist es aber für jeden etwas, der Lust auf ein Abenteuer und Spaß am Umgang mit anderen Menschen hat.

w&t/magazin: Würdest du dich jetzt wieder genauso entscheiden?

Julian: Absolut! Eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können.

„Die Spontaneität macht so eine Reise aus“

w&t/magazin: Hast du deinen Plan beibehalten oder musstest du ihn vor Ort anpassen?

Julian: Einen richtigen „Plan“ hatte ich nicht, ich wusste nur, dass ich im Winter Snowboarden und irgendwann für kurze Zeit nach Hawaii wollte. Beides hat sich schlussendlich erfüllt. Von zu detaillierten Planungen rate ich unbedingt ab! Die Spontaneität macht so eine Reise aus.

w&t/magazin: Was war die beste/schlimmste Erfahrung, die du gemacht hast?

Julian: Ich habe zwei „beste“ Erfahrungen. Das Helikopter-Snowboarden im Winter und der Fallschirmsprung auf Hawaii.

Schlechte Erfahrungen waren mein erster Arbeitsplatz, bei dem mich der Chef mit Frühlingsrollen bewarf und die Zeit, bevor ich meinen Job bei Mike Wiegele begann. Zwei Wochen länger und mir wäre das Geld ausgegangen.

„Arbeit ist für die meisten Kanadier nur zweitrangig“

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Monument Valley zwischen den US-Bundestaaten Utah und Arizona

w&t/magazin: Wie unterscheidet sich das Arbeits(-Leben) von dem hierzulande?

Julian: Arbeit ist für die meisten Kanadier nur zweitrangig. Viele haben durch das desaströse Ausbildungs- und Studiensystem in Nordamerika keine Ausbildung, geschweige denn ein Studium. Die Kenntnisse für den jeweiligen Job eignen sie sich durch „Learning by doing“ an. Das merkt man dann in vielen Bereichen. Präzisions- beziwhungsweise Qualitätsarbeit ist in Kanada häufig ein Fremdwort. Auch deshalb sind deutsche Reisende bei den meisten Arbeitgebern mehr als willkommen.

 „Das ganze Jahr war genial und wäre für mich durch kein Geld der Welt zu ersetzen“

w&t/magazin: Was/Welcher Job hat dir vor Ort am besten gefallen?

Julian: Das kann man fast gar nicht beantworten. Sehr Vieles hat mir sehr gut gefallen. Von den überaus netten Leuten, über die beeindruckende Natur bis hin zu meinem Job bei Mike Wiegele Helicopter Skiing. Das ganze Jahr war genial und wäre für mich durch kein Geld der Welt zu ersetzen.

w&t/magazin: Welcher Job hat sich am meisten finanziell gelohnt? Und welcher überhaupt nicht?

Julian: Ich hatte insgesamt zwei Jobs. Der Erste war im Skigebiet Silver Star als „Prep Cook“ in einem Restaurant, der Zweite als „Housekeeper“ bei Mike Wiegele Helicopter Skiing in den Cariboo- und Monashee-Mountains in British Columbia.

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In Tofino (Vancouver Island) empfiehlt Julian die Hot Springs Tour

Für mich hat sich Letzterer am meisten gelohnt. Als einer der wenigen Arbeitgeber bot Mike Wiegel uns Work and Travellern geregelte und vor allem garantierte Arbeitszeiten an. Man konnte sich also sicher sein, dass man am Ende des Monats volle 160 Stunden hatte. Zusätzlich bekam ich noch sehr gute Trinkgelder, was das Ganze zu einem der bestbezahlten Traveller-Jobs – abgesehen vom Ölgewerbe – machte. Der erste Job lohnte sich weder finanziell noch von der Arbeitsatmosphäre.

w&t/magazin: Was brauchtest du dafür für Voraussetzungen?

Julian: Erfahrung in der Gastronomie und die deutsche Sprache.

w&t/magazin: Wie bist du an den Job gekommen?

Julian: Ich war Anfang Oktober 2013 auf einer „Job fair“ in Banff. Bei „Job fairs“ bieten mehrere Arbeitgeber Jobs an. Dazu gibt es Infostände und Mitarbeiter des Unternehmens erzählen über das Unternehmen und nehmen Bewerbungen/Lebensläufe entgegen.

w&t/magazin: Hast du Tipps für das Jobinterview? Läuft das anders ab als hier?

Julian: Ja, es gibt Unterschiede. Im Gegensatz zu Deutschland ist Ehrlichkeit meistens fehl am Platze. Beispiel: Der Interviewer fragt, ob man die ganze Saison bleiben kann. Wenn man hier zögert oder sogar angibt, nicht genügend Zeit zu haben, kann man eigentlich schon wieder gehen. Bitte also immer „notlügen“, es ist zu eurem Besten! Die Arbeitgeber haben dadurch übrigens keinen Schaden, weil sie meist eine große Anzahl an Bewerbungen haben und sich sofort einen Nachfolger organisieren können.

w&t/magazin: Welcher Stundenlohn ist derzeit normal?

Julian: Das hängt vom Job und der Provinz ab. In British Columbia liegt der Mindestlohn derzeit bei 10,25 Dollar, was noch in Ordnung ist. Ein guter Lohn – für Traveller-Verhältnisse – liegt zwischen 12 und 15 kanadischen Dollarn. Je nachdem, wo man arbeitet, kommen aber auch noch gute Trinkgelder hinzu, was den niedrigen Lohn wieder ausgleicht. Achtet bei der Bewerbung auch immer darauf.

w&t/magazin: Welche Tipps würdest du anderen geben, die Ähnliches vorhaben?

Julian: Bleibt am Ball, reist wenn möglich alleine, habt keine Angst vor dem Bürokratie-Dschungel bei der Visabeantragung und genießt es, wenn ihr in Kanada seid!

w&t/magazin: Was sollte man unbedingt im Reisegepäck haben und was ist absolut überflüssig?

Julian: Auf jeden Fall ein Gerät, mit dem man ins Internet kann. Absolut überflüssig sind Bücher – lieber ein Lesegerät – und zu viele Klamotten. Weniger ist in diesem Fall tatsächlich mehr. Wer dennoch etwas vermisst, der kann es sich immer noch nachkaufen. Pakete zurück schicken sind nämlich teurer als die eigentliche Anschaffung!

w&t/magazin: Wie sieht es mit der Reiseapotheke aus? Was hast du da außer den gängigen Sachen eingepackt? Was war unverzichtbar?

Julian: Ich hatte nur die Standardausrüstung dabei, war aber auch kein einziges Mal krank. Ibuprofen und Aspirin sind ein Muss.

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Oder wie wäre es mit einer Schneewanderung am Blue River in Kanada?

w&t/magazin: Was ist gerade vor Ort besonders teuer? Und gibt es auch etwas, wo es sich als Deutscher lohnt, zuzugreifen?

Julian: Käse! Genießt den Käse, solange ihr noch in Deutschland seid! In Kanada und den USA gibt es nur widerlichen oder wenn höherwertig, sehr teuren Käse. Technik und Klamotten sind in Nordamerika zum Teil viel günstiger als in Europa. Aber Achtung: Bei der Rückkehr wartet der Zoll.

w&t/magazin: Du brauchst vor Ort ja auch eine Steuerkarte und kannst dann auch eine Steuererklärung einreichen, um Steuern zurückzubekommen. Wie sind da deine Erfahrungen? Hast du Tipps?

Julian: Ich war da recht faul. Meine Steuererklärung habe ich via Taxback.com gemacht. Das läuft schnell und problemlos ab. Im Prinzip muss man nichts dafür tun, außer das T4 Formular und das von Taxback zur Verfügung gestellte Formular ausfüllen.

Mehr Infos auf Julians Blog:

> www.unter-baeren.de

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5 Gedanken zu „Julians Work and Travel Erfahrungen in Kanada“

  1. hey, eine super Übersicht zu wichtigen Dingen in Kanada :-) viele Dinge würde ich ganz ähnlich beschreiben aber ich habe ja noch ein halbes Jahr Zeit :-)

    Gruß Markus

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    • Hallo Markus, ein halbes Jahr ist noch etwas hin. Demnächst erscheint hier ein Artikel mit Tipps zur Jobsuche…vielleicht auch interessant für deine Vorbereitungen. Viele Grüße und ein schönes Wochenende.

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  2. Ich muss sagen, seine Seite war aber eher ein witz. Kaum follower und und kaum support.
    Der junge war verplant ohne Ende und hat mit mehr Glück als verstand die paar Monate dort überlebt. Typisches Beispiel der möchtegern “Backpacker”

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