Vom Leben und Studieren in Norwegen

Ein Gastbeitrag von Lydia-Maria Wieden:

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Will man mal für mehrere Monate ins Ausland gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine der beliebtesten Möglichkeiten ist das Work and Travel Jahr, das besonders gern nach der Schule oder zwischen dem Bachelor und Master eingelegt wird. Doch kann man Auslandserfahrung und Studium bequem kombinieren. ERASMUS, DAAD oder gar ein Vollzeitstudium in der Ferne machen es möglich. Viele Interessenten werden jedoch von den recht hohen Studiengebühren in den USA oder Australien abgeschreckt. Dabei kann man horrende „study fees“ vermeiden und dennoch exzellente Hochschulbildung genießen – in Norwegen zum Beispiel!

Da ich selbst an der NTNU in Trondheim studiert habe, aber auch den „Rest des Landes“ ziemlich gut kenne, möchte ich euch die verschiedenen Unistandorte mit ihren Vorzügen kurz vorstellen.

Leben und studieren in Norwegen: Wenn Nordlichter den Weg zur Uni ausleuchten

Mit Langlaufskiern zur Uni fahren und dabei die Polarlichter bestaunen? Ein Auslandssemester in Norwegen macht’s möglich. Die Unis bieten nicht nur eine exzellente, kostenlose akademische Ausbildung, sondern auch viel Freizeitvergnügen. Je nachdem ob man in seiner Freizeit lieber Kultur genießen oder Extremsport betreiben möchte, hat Norwegen für jeden den passenden Universitätsstandort.

UKA-Festival und Extremsportwoche in Trondheimnorwegen-wintersport

Trondheim ist die drittgrößte Stadt Norwegens und damit perfekt für alle, die sich den Stress einer riesigen Großstadt ersparen wollen, aber dennoch nicht in ein kleines Dorf ziehen möchten. Die vielen Cafés garantieren gemütliche Stunden, während vielseitiges kulturelles Angebot für Abwechslung sorgt. Langläufer können mit den Skiern nicht nur zur Uni fahren, sondern finden am Stadtrand ein Waldgebiet, die Bymarka, das ihre Wünsche erfüllt. Im Winter kann man allen Skisportarten frönen, im Sommer locken die Badeseen. Wer es jedoch sportlich etwas extremer mag, sollte einen Blick auf die Extremsportwoche in Voss werfen. Voss, ein Ort nahe Trondheim, wird im Juni eine Woche lang zum Schauplatz vieler Extremsportarten. 12.000 Besucher pilgern jährlich zu dem Spektakel, was dazu führt, dass sich die Einwohnerzahl des Ortes fast verdoppelt. In welchen Extremsportkategorien sich die 1.200 teilnehmenden Sportler messen, kann man bei paradisi.de (http://www.paradisi.de/Freizeit_und_Erholung/Reisen_und_Touristik/Aktivurlaub/News/88665.php) nachlesen. Ein weiteres Privileg, das die Stadt Studenten bieten kann, ist die Uni selbst. Die NTNU ist die zweitgrößte Universität Norwegens und genießt einen ausgezeichneten akademischen Ruf. Berühmt ist die Universität für ihre primär naturwissenschaftliche Ausrichtung, doch auch in den Geisteswissenschaften ist die Lehre auf höchstem Stand. Trondheim ist übrigens im ganzen Land als DIE Studentenstadt bekannt und das hat auch seinen Grund! Höhere Semester sind besonders engagiert die Neuankömmlinge mit dem Uni- aber auch dem Nachtleben der Stadt, vertraut zu machen. Alle zwei Jahre findet das, von der Studentenschaft organisierte, UKA Festival statt, das schon Musikgrößen wie Muse, Franz Ferdinand oder Jay Z in die Stadt lockte. Durch unzählige Einführungsveranstaltungen (es gibt zusätzlich auch einige nur für internationale Studenten), dem persönlichen Einsatz älterer Mitstudenten und die Beschaulichkeit der Stadt,  lernt man sehr schnell nette Kommilitonen aus der ganzen Welt kennen – die man natürlich nach dem Studienabenteuer auch gern besuchen kann ;).

Nordlichter beobachten in Tromsø

Wer der Meinung ist, dass Sonnenlicht sowieso überbewertet wird, oder sich einem Selbstexperiment unterziehen möchte, bei dem man herausfinden kann, wie sich die verminderte Anzahl von Sonnenstunden auf den Körper und die Stimmung des Gemüts auswirkt, sollte sich an der Universität von Tromsø (http://uit.no/inenglish) bewerben. Aber mal im Ernst: So schlimm, wie das Ganze klingt, ist es gar nicht! Die Stadt liegt zwar weit im Norden, weshalb man die Sonne im Herbst und Winter nicht wirklich zu Gesicht bekommt, doch in den Sommermonaten sinkt sie nie unter den Horizont. Dank Golfstrom ist es auch im Winter wesentlich wärmer, als die Klischees verbreiten. Unabhängig jedoch von der Jahreszeit bietet die 70.000 Einwohnerstadt viel Potential für Naturliebhaber, denn die Landschaft im hohen Norden ist wirklich atemberaubend. Ob Langlauf, Wandertouren oder Hundeschlittenfahrten: Regelmäßigen Outdoor-Aktivitäten steht nichts im Wege. Die Chancen auf einer seiner Touren auch noch Nordlichter zu sehen, stehen zudem ziemlich gut. Das ist ein einzigartiges Erlebnis, von dem ein Austauschstudent in Oslo zum Beispiel nicht berichten kann! In den Wintermonaten treffen sich die Stadtbewohner übrigens gern in Cafés und Bars, man „rückt“ näher zusammen und macht es sich gemütlich. Dadurch dass die Anzahl der Studenten an der Universität Tromsø eher gering ist, kommt man hier in den Genuss besonders individueller Betreuung seitens der Dozenten.

norwegen-landschaftBergen: Zwischen Kultur und Regen

Kulturliebhaber (und Gummistiefelfreunde)  werden aus dieser Stadt gar nicht mehr wegwollen. Die Künstlerszene ist riesig und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt! Musiker wie Erlend øye, John Olav Nielsen und Lars Vaular, haben hier ihre Wurzeln. Wer also alternative Musik mag und gern auf (kleinere) Konzerte geht, der muss unbedingt im Studentenclub „Hulen“ vorbeischauen. Wem das nötige Kleingeld für regelmäßige Konzerterlebnisse fehlt, fragt dort einfach nach einem Aushilfsjob! Egal ob Norweger oder internationaler Student: Hinter der Bar spielt das keine Rolle.  Wer sich eher für Literatur begeistert, wird mit Lesungen und Theateraufführungen sehr gut unterhalten sein. Naturfans kommen natürlich auch in dieser Stadt nicht zu kurz, denn warum heißt Bergen Bergen? Richtig, die Stadt ist gleich von sieben Bergen umschlossen. Die bekannteste Aussicht über die Stadt bekommt man vom „Fløyen“, die schönste vom „Ulriken“. Für eine kleine Stärkung kann man einfach über den bekannten Fischmarkt schlendern. Wenn es aber in der regenreichsten Stadt Europas doch mal der eine oder andere Tropfen vom Himmel fällt, kann man zur Abwechslung ja auch mal wieder zur Vorlesung gehen.

Hauptstadtfeeling in Oslo

Wem die bisher vorgestellten Städte zu klein sind und lieber etwas Großstadtluft schnuppern will, sollte Oslo ins Auge fassen! Die Hauptstadt des Landes beherbergt die älteste und größte Universität: 180 Studienangebote bietet die Universität ihren Studenten. Im Chateau Neuf finden studentische Aktivitäten aller Art statt. Wer allerdings eine „typisch norwegische“ Stadt erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein. Oslo ist genauso norwegisch wie Düsseldorf oder Nizza. Für das skandinavische Großstadtfeeling solltet ihr dann lieber mit Stockholm oder Kopenhagen liebäugeln.

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Informationen zur Autorin: Ob Norwegen, Schweden oder Dänemark – Skandinavien faszinierte mich schon lange und ich reiste so oft wie möglich in den Norden. Daher war klar, dass ich auch einen Teil des Studiums im hohen Norden verbringen wollte. Entschieden habe ich mich für Trondheim und würde es wieder so tun.  Momentan kuriere ich meine „Nordsucht“ mit südlicheren Reisezielen wie Neuseeland und Australien. Zuvor ging es 2 Monate mit dem Rucksack durch Japan.


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