9 | Vanessas Kanada-Blog – Arbeiten in Kanada

Du hast eine tolle und unbeschwerte Zeit bei deinen Reisen quer durch Kanada verbracht, aber jetzt neigt sich dein Erspartes dem Ende zu?! Gerade in Kanada ist das Reisen relativ kostspielig, im Vergleich zu Ländern wie Thailand oder den Philippinen. Eine Übernachtung im Hostel kann dich schon an die 30$ bis 40$ kosten. Restaurantbesuche und Abende im Pub, greifen deine Reisekasse zusätzlich an. Aber hey, dafür bist du schließlich im zweitgrößten Land auf Erden und sammelst Erfahrungen, die dein Leben lang erhalten bleiben. Trotz all dem wird es für dich auch eine Zeit geben, in der deine Reisekasse eine Kur braucht und mal wieder aufgepäppelt werden muss. Ich werde dir mal von den Voraussetzungen, den Möglichkeiten und der Art und Weise des Arbeitens in Kanada erzählen.

Gruppenfoto von der Belegschaft eines Restaurants

Wann und wo willst du arbeiten?

Ich hatte zu Beginn meiner Reise keine konkreten Arbeitgeber kontaktiert. Vor meiner Reise habe ich mich eher auf das „Travel“ anstatt auf das „Work“ konzentriert. Was auch gut so war. Denn nach meiner Ansicht nach wird sich eh etwas ergeben. Man kann sich ohne im Land zu sein nicht vorstellen welche Möglichkeiten sich ergeben und wo genau man sich bewerben soll, denn man kennt die Stadt nicht und man weiß nicht wo man in Zukunft wohnen wird.

Bist du in einer Fachrichtung ausgebildet und weißt schon im Voraus, dass du in demselben Job arbeiten möchtest, würde ich mich jedoch schon vor deinem Aufbruch darüber informieren, wo potentielle Arbeitgeber ihren Sitz haben und ob diese das passende Stellenangebot ausgeschrieben haben. Für mich kam das jedoch nicht in Frage, da ich in einem anderen Bereich arbeiten wollte.

Die Voraussetzungen

Um in Kanada legal arbeiten zu können braucht man ein bestimmtes Visum. Es gibt verschiedene Visa, die dir erlauben in Kanada neben dem Reisen zu arbeiten. Zum einen gibt es das „Young Professionals“ Visum, hiermit musst du ein Jobangebot von einem kanadischen Arbeitgeber haben. Mit diesem Jobangebot kannst du dich dann für das Visum bewerben.

Die andere Möglichkeit Geld in Kanada zu verdienen ist mit dem Working-Holiday-Visum. Dies erlaubt dir ein Jahr lang für jeglichen Arbeitgeber zu arbeiten, ausgenommen von Jobs in einigen Bereichen, wie für die Bildung kanadischer Kinder.

>> Wie man eines der begehrten Visa erhält kannst du in meinem ersten Artikel nachlesen.

Die schriftliche Bewerbung

Meine Bewerbung habe ich bereits vor meiner Reise fertig gestellt. Dazu gehört eine sogenanntes „Resume“ und ein „Cover Letter“. Und damit ist dein Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben gemeint. Der Lebenslauf unterscheidet sich von den deutschen Standards. In Kanada legen die Arbeitgeber eher Wert darauf in welchen Bereichen du bereits gearbeitet hast und welche Erfahrungen du bislang gesammelt hast. Natürlich hilft es auch, wenn du die passenden Qualifikationen mitbringst, wie einen hohen Schulabschluss oder sogar ausgebildet bist. Jedoch kommt es in Kanada eher darauf an, ob du bereits aktiv in einem ähnlichen Job gearbeitet hast, wie für den du dich bewirbst.

Außerdem ist es nicht gerne gesehen seine Staatsbürgerschaft, sein Geburtsdatum und -ort Preis zu geben. Füge keinesfalls ein Bild deinem Lebenslauf hinzu.

Dein Lebenslauf sollte so aufgebaut sein, dass dein potentieller Arbeitgeber auf den ersten Blick sehen kann wo du zuletzt gearbeitet hast, in welchem Zeitraum und was deine wesentlichen Tätigkeiten waren. Liste daher deine Arbeitgeber und deine Hauptaufgaben der Reihe nach auf, beginnend mit deinem letzten Arbeitsplatz.

Fasse kurz und knapp deine wesentlichen Fähigkeiten zu Beginn deines Lebenslaufes zusammen. Zudem kannst du in Strichworten deine Stärken herausheben. Sieht dein potentieller Arbeitgeber gleich zu Beginn wo deine Stärken liegen, fällt dir das Bewerbungsgespräch viel leichter, da ihr gleich ein Gesprächspunkt findet und du etwas hast worüber du erzählen kannst.

Die eigentliche Bewerbung

Ganz anders als in Deutschland wird es in Kanada bevorzugt, wenn du dich persönlich bewirbst und dich vorstellst. In Deutschland hingegen ist es eher üblich seine Bewerbung auf dem Postweg oder per Mail zu verschicken.

>> Um dein Interesse bei einem Arbeitgeber zu zeigen, brauchst du einfach nur „hereinzuspazieren“.

Kommt dir sicherlich befremdlich vor und etwas suspekt, jedoch zeigt das deinem baldigen Boss, dass du wirklich Interesse an dem Job hast und keine Angst hast dich bei einem spontanen Vorstellungsgespräch zu beweisen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass du erst einmal weggeschickt wirst und den Tipp erhältst zu einem anderen Zeitpunkt zurückzukommen. Oft hinterlässt du dann deine Bewerbung mit deinen Kontaktdaten, in der Hoffnung, dass dich der Personalleiter eines Tages anruft. Viele Arbeitgeber haben auch ein Online-Bewerbungsverfahren. Von Vorteil ist es auf jeden Fall all deine Unterlagen auch elektronisch als PDF Datei gespeichert zu haben.

Du hast den Job!

Super! Du hast eine passende Stelle gefunden und dein Arbeitgeber ist bereit dich einzustellen?! Dann wird es für dich Zeit deine Unterlagen bereit zu stellen. Denn alleine mit der Bewerbung hat es sich noch nicht getan. Welche Unterlagen dein Boss braucht, hängt davon ab wo du arbeitest. Ich liste dir hier die Wesentlichen einmal auf und die die ich vorzeigen musste:

  • gültiges Arbeitsvisum
  • Bankverbindung
  • kanadische Sozialversicherungsnummer
  • Krankenversicherungsnachweis
  • aktuelle Anschrift in Kanada
  • Kontaktdetails, wie einer kanadischen Handynummer und einer gültigen Email Adresse
  • eventuell dein polizeiliches Führungszeugnis
  • Empfehlungsschreiben von deinem letzten Job und Kontaktdetails deines letzten Arbeitgebers
  • falls du in deinem Job Auto fahren musst, solltest du auch einen internationalen Führerschein besitzen und vorzeigen können

Das Arbeiten an sich

Je nachdem wo du in Zukunft arbeiten wirst, hat dein Arbeitgeber unterschiedliche Ansprüche. Was auf jeden Fall gerne gesehen wird ist, wenn du schnell lernst und deine Arbeit sorgfältig durchführst. Halte das Bild, was von deutschen Arbeitnehmern existiert, in Ehren, denn effektiv und schnell zu arbeiten sind gute Eigenschaften. Auch pünktlich zur Arbeit zu erscheinen ist wohl einer unserer Stärken. Jedoch eher weniger einer meiner Stärken. Trotz all dem schaffe ich es jedes Mal pünktlich zu erscheinen, auch wenn ich schnaufend und nach Luft schnappend im Laden ankomme und nur zwei Minuten habe mich umzuziehen.

Wenn du in einem Bereich mit viel Kundenkontakt arbeitest, ist es von Vorteil dein Englisch auf ein gutes Level zu bringen. Versuche eine gute Ausdrucksweise beizubehalten und so wenig Umgangssprache wie nur möglich zu verwenden. Einen Tipp den ich dir nahe lege, ist auch mit anderen deutschen Travellern Englisch zu sprechen, denn nur so übst du jedes Mal und wirst von Tag zu Tag besser. Auch wenn es dir zuerst einmal komisch erscheint und die Gespräche etwas holprig verlaufen, wirst du mit jedem Mal bei dem du ein Wort nachschauen musst, besser.

Die Arbeitsatmosphäre

Natürlich ist auch das ganz abhängig davon wo du eingestellt wirst, in welche Branche du arbeitest und welchen Arbeitgeber du hast. Ich habe jedoch die Erfahrung machen dürfen, dass die Arbeitsatmosphäre viel entspannter ist, als in Deutschland. Ich kann mich noch gut an eine Situation in meinem alten Job in Deutschland erinnern, bei dem ich dokumentieren musste, wann ich mich am Papier geschnitten hatte und dafür ein Pflaster aus dem Büro verwenden musste. Wahrscheinlich wirst du jetzt auch den Kopf schütteln. Zu Recht, denn in Kanada würde kein Arbeitgeber auf die Idee kommen seine Arbeitgeber damit zu beschäftigen eine Liste zu führen, die dokumentiert wie oft man sich geschnitten hat. Erledigst du deine Arbeit sorgfältig und in einer angemessenen Zeit, werden dir keine Probleme mit deinem Arbeitgeber aufkommen. Normalerweise übertrifft die deutsche Arbeitsweise den Anforderungen deines kanadischen Chefs. Also zeig dein bestes und du wirst dafür belohnt!

Ein Berg aus Loonies und Toonies

Kanadische Schokolade

Auch das Gehalt sollte stimmen und deine Kosten für deinen Aufenthalt decken. Eventuell hast du sogar die Möglichkeit für deine weiteren Reisen Geld zu sparen. In Skigebieten solltest du zudem darauf achten, welchen Bonus deine Arbeit mit sich bringt. Das könnte zu einem ein Skipass für die Lifte sein oder ein Bonus zum Ende der Saison. Eventuell erhältst du Trinkgeld. Ein Trinkgeld von mindestens 15% zu geben gehört quasi zu einem Restaurantbesuch dazu und kann manchmal sogar höher ausfallen. Daher ist ein geringer Stundenlohn in einer Bar oder einem Restaurant nicht zu unterschätzen und kann mit dem Trinkgeld manchmal höher sein, als ein hoher Stundenlohn in einem anderen Job. Dies hängt jedoch ganz davon ab, zu welcher Zeit du arbeitest und wie belebt das Geschäft ist.

>> Loonies und Toonies nennt man übrigens die 1 beziehungsweise 2 $ Münzen in Kanada.

Ein Tipp, den ich dir geben kann

Reise zu den Orten wo viele Work and Traveller hinreisen, denn an diesen Orten sind die lokalen Arbeitgeber darauf eingestellt, internationale Arbeiter einzustellen. Und haben eher dafür Verständnis, wenn du nicht jedes englische Wort kennst und ab und an mal nachfragen musst. Ideale Orte sind da die Skigebiete, wie Whistler, Banff, Jasper, aber auch die Skigebiete wie Sun Peak oder Big White. Revelstoke gehört auch zu einen der beliebtesten Skigebiete und einer der beliebtesten Work and Travel Destinationen Kanadas.

Mach dich vor deinem Aufbruch nicht verrückt und denke, dass du keinen Job finden wirst. Work and Travel Länder wie Kanada, sind daran gewöhnt Traveller zu beschäftigen. Gib dir etwas Raum und glaube daran, dass der Zufall schon alles regeln wird. Denn meinen Erfahrungen nach ergibt sich immer wieder etwas Neues, was du dir zuvor nie hättest vorstellen können und öffnet dir ungeahnte und wunderbare Möglichkeiten.

Hier weiterlesen:

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 1

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 2

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 3

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 4

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 5

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 6

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 7

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 8

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 10

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 11

>> Vanessa im Interview mit dem Work & Travel-Magazin

Tipp aus der Redaktion: Wir featuren Vanessa außerdem auf unserem Instagram-Kanal. Dort kannst du dir weitere Fotos live aus Kanada anschauen!

 


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