7 | Vanessas Kanada-Blog – Mit dem Zug von Toronto nach Vancouver

In diesem Artikel möchte ich dir dabei helfen, die Entscheidung zu treffen ob auch du auf eine lange Zugreise quer durch die Weite Kanadas reisen möchtest. Ich habe mich dafür entschieden mir einige Tage Zeit zu nehmen, um die Landschaften und die Natur durch die Scheiben eines Zuges zu erkunden. Für mich die richtige Entscheidung und eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Wieso das so ist, mag ich dir einmal durch meine Erfahrung näher bringen.

Vanessa fährt mit dem Zug von Toronto nach Vancouver

Im Zug von Toronto nach Vancouver reisen?

So, nun habe ich also den Osten von Kanada zum größten Teil bereist. Ich habe Toronto, Montreal, die Hauptstadt Ottawa gesehen und auch einen kurzen Abstecher nach New York City und Cleveland gemacht. Nun wird es „aller höchste Eisenbahn“ auch mal den Westen Kanadas zu erkunden. Und das hab ich auch mit einer Eisenbahn getan. Aber erst einmal zu der großen Frage wieso ich mich für die Zugfahrt, die über vier Tage und vier Nächte dauert, entschieden habe. Die Strecke, die zurück zulegen war ist über 4.466 km lang und geht einmal quer durch das zweit größte Land auf Erden – Kanada. Wieso sollte ich also lieber unendlich im Zug sitzen, als dass ich innerhalb von fünf Stunden im Flugzeug an der Westküste Kanadas sein könnte?!

Der Kostenfaktor

Eine so lange Zugfahrt klingt erstmal teuer. Ist es aber gar nicht. Da die Preise für Inlandsflüge in Kanada recht teuer sind und es oftmals günstiger ist nach Mexiko zu fliegen als an die Westküste nach Vancouver, ist die Zugfahrt eine gute Alternative. Außerdem ist die Mitnahme an Gepäck im Flugzeug auch auf ein Minimales begrenzt. Im Zug hingegen konnte ich zwei große Koffer für den Frachtraum abgeben und zwei kleine Gepäckstücke in das Abteil mitnehmen.

Was mich das gekostet hat, fragst du dich ?!

Für ein One-way Ticket in der Economy Class habe ich 445.00 $ CAD gezahlt. Ein Flug hätte jedoch das selbe gekostet. Mein Zugticket habe ich an der Union Station gekauft und auch direkt erhalten. Einige Tage später ging es dann los. Meine Freunde aus Toronto haben sich aller größte Mühe gemacht mich zu verabschieden. So haben wir also den letzten Abend in einem meiner Lieblingsrestaurants in Toronto verbracht. Natürlich ein thailändisches Restaurant. Und absolut unerwartet haben sie mir auch ein herzzerreißendes Abschiedsgeschenk gemacht. Nach einem harten Kampf mit all meinem Gepäck ging es dann für mich für eine scheinbar endlose Zeit in den Zug. „The Canadian“, so wird die Strecke von Toronto nach Vancouver der VIA Rail genannt.

Die Vorbereitungen

Leider sind Mahlzeiten und Getränke nicht in dem Zugticket mit inbegriffen. Also musste ich mich kurz vor der Reise mit einigen Lebensmitteln für vier Tage eindecken, die nicht zu kühlen sind. Chips, etwas Obst und Instant Nudeln durften da nicht fehlen. Als Weintrinkerin war natürlich auch eine Flasche eines köstlichen Rieslings aus meiner Region in meinem Koffer. Empfehlen würde ich dir eine Trinkflasche mitzunehmen, da du diese immer wieder an Bord mit frischem Wasser auffüllen kannst. Snacks und Mahlzeiten kannst du aber auch im Restaurant Abteil des Zuges während der Fahrt kaufen. Auch bei den Stopps die du während der Fahrt einlegst hast du genügend Zeit noch eine Kleinigkeit zu kaufen oder direkt vor Ort zu essen. Jetzt mag ich dir aber erst von den Räumlichkeiten und den Möglichkeiten an Bord erzählen. Mitnehmen kannst du wie schon erwähnt zwei kleine Gepäckstücke oder eben einen Koffer. Deine Handtasche wird nicht mitgezählt. Mit zwei Stunden Verspätung ging dann auch endlich die Bahnreise los. Ein Plätzchen für die nächsten vier Tage war schnell gefunden. Da Toronto der Startpunkt für diese Strecke ist, hatte ich reichlich Auswahl. Außerdem waren auch gerade die Sommerferien der Schulkinder rum. Somit war die Anzahl der Reisenden, die in Toronto eingestiegen sind, eher gering. Beanschlagt habe ich prompt zwei Sitze. Da ich keine extrem überteuerte Kabine zum übernachten gebucht hatte, musste ich also ein komfortables Plätzchen finden. Die sogenannte „sleeper class“ hätte mich knapp das dreifache der Economy Klasse gekostet. 1.300 $ waren mir dann doch etwas zu viel. „Vier Nächte auf dem dem Sitz übernachten wird schon irgendwie funktionieren“, habe ich mir gesagt. Und tatsächlich hat es auch prima geklappt. Jedoch würde ich dir empfehlen eine Decke und Kissen einzupacken, da es nachts doch etwas kühler in dem Abteil werden kann.

Der Komfort

Ganz anders als man sich das vorstellt, hat man in diesem Zug eine enorme Beinfreiheit und kann sich daher auch mal ausstrecken. Die Rückenlehnen sind weit zurücklehnbar und auch eine ausklappbare Fußlehne ist vorhanden. Da ich nicht sonderlich groß bin hatte ich also genügend Platz mir ein Nest zu bauen. Bestehend aus all meinen Winterschals und einem Kissen ließ es sich im Zug gut aushalten.

Ein Tipp den ich dir für jede Reise geben werde: Nimm dir Ohrstöpsel und Schlafmaske mit. Man weiß schließlich nie wann jemand die Jalousien hochlässt oder ob jemand „einen ganzen Wald im Schlaf absägt“.

Ein allgemeiner Tipp : Dein Schlaf ist wichtig und gibt dir die Kraft für den nächsten Tag. Unterschätz ihn nicht. Oft wirst du nämlich auf unbequemen Matratzen oder auch auf einer Couch übernachten. Um möglichst das Maximale an Schlaf zu bekommen, befolge meinen Rat.

Die Hygiene.

Ok, hier muss ich zugeben, dass ich gerne eine Kabine gebucht hätte. Denn die Economy Klasse hat keinen Zugang zu den Duschen. Auch für diese Situation solltest du dich vorbereiten. Feuchttücher sind da eine gute Lösung. Jedes Abteil besitzt einen Waschraum. Jedoch sind diese leider winzig ausgefallen und bieten nicht gerade viel Platz um sich umzuziehen oder seiner persönlichen Hygiene nachzugehen. Dies ist ein riesiger Minuspunkt in meinen Augen und leider überhaupt nicht zu empfehlen. Da ich es jedoch nur für vier Tage händeln musste, war auch das kein großes Problem für mich.

Die Abteile

Hast du ein Ticket der Economy Klasse gebucht, hast du Zugang zum Restaurant und zu einem Aufenthaltsraum, in dem du dich mit anderen Reisenden treffen und gemeinsam die Zeit vertreiben kannst. Außerdem hast du neben dem Abteil mit den Sitzen auch Zugang zu einem Aussichtsabteil bei dem du mit einer 360 Grad Sicht deine Zugfahrt mitverfolgen kannst. Von hier oben kannst du die verschiedenen Landschaften Kanadas erkunden. Wie das Aussichtsabteil aussieht zeige ich dir hier:

Bei der Zugfahrt von Toronto nach Vancouver kann man vom Aussichtsabteil aus die Landschaft Kanadas bewundern

Die Stopps

Der Zug fährt nicht komplett bis nach Vancouver durch. Es werden verschiedene Stopps eingelegt bei denen du entweder die Stadt oder das Dorf erkunden oder auch etwas Essbares kaufen kannst. Informiere dich bei dem Bordpersonal wann der nächste Stopp ist. Gewöhnlich dauern diese nicht länger als 2-3 Stunden. Teilweise wird auch nur für 15 Minuten angehalten. Sei also „ready to go“ wenn der Zug einen der Bahnhöfe erreicht. Zu Beginn der Reise, wenn du dein Ticket kaufst, wirst du eine Reisebroschüre erhalten. In dieser Broschüre kannst du deine Reise mitverfolgen. Du kannst in diesem ein wenig über die Strecke erfahren und siehst die geplanten Stopps mit den jeweiligen Uhrzeiten. Jedoch hatte mein Zug zu Beginn eine Verspätung von zwei Stunden und daher stimmten die Uhrzeiten gar nicht mehr überein. Oftmals hat mich das Bordpersonal informiert sobald wir einem Stopp näher kamen.

Die anderen Reisenden

Anders als bei Kurzstreckenreisen entsteht bei einer gemeinsamen Reise von vier Tagen auf engstem Raum schnell eine Gemeinschaft. Man kommt schon beim Einchecken schnell ins Gespräch, denn diese Menschen sind wahrscheinlich in derselben Situation wie du und machen diese Zugfahrt womöglich auch zum ersten Mal. Anders als erwartet waren zu der Zeit in der ich am reisen war kaum andere Work and Traveller unterwegs. Jedoch waren viele Reisende Mitte 20 bis Ende 30 im Zug. Auf jedem Stopp sind einige ausgestiegen, es kamen aber auch neue Passagiere hinzu. Während der Fahrt habe ich somit zwei kanadische Frauen, die am studieren sind, eine Australierin und einen jungen Mann aus Winnipeg kennengelernt. Dieser kam von seinem einjährigen Aufenthalt in Deutschland zurück nach Hause. So ein Zufall aber auch. Da er in Winnipeg aufgewachsen ist, zeigte er mir eins seiner Lieblingsrestaurants auf dem Stopp in Winnipeg.

Die Aussicht

Von dem Gemeinschaftsraum gelangst du ein paar Stufen aufwärts auf die Aussichtsplattform. Such dir einen Platz aus und genieße das große Kino Kanadas. Von hier oben wirst du keinen Blick verpassen.

Auf der Zugstrecke "The Canadian" kann man vom Aussichtsabteil aus Kanadas Landschaft bewundern

Kanadas Landschaften

Angefangen bei der Großstadt Toronto, raus aufs Land und entlang tausenden von Seen habe ich vieles sehen dürfen. Unter anderem habe ich wilde Elche und Biber gesehen. In der Zeit in der ich gereist bin war es Spätsommer und die Blätter der Bäume haben allmählich angefangen sich zu färben. Nach den tausend Seen in Ontario und Manitoba kam dann die weite Prärie Kanadas. Schier endlos reichende Landschaften ziehen sich bis in den Horizont und bilden ein unvergessliches Bild. Endlich haben ich dann auch die Rocky Mountains erreicht. Die Spitzen der Berge waren schon mit Schnee bedeckt und ein gewaltiger Temperaturunterschied machte sich bemerkbar.

Bei der Zugfahrt mit "The Canadian" fährt man auch an den Rocky Mountains vorbei

Ein absolutes „Must-see“ ist das Skigebiet Jasper. Mit den kleinen Blockhäusern und einem Hintergrund bestehend aus schneebedeckten Rockies gibt dir Jasper schon den ersten Eindruck von dem berühmten Olympia Skiresort Whistler. Mein Ziel für die Wintersaison und hoffentlich auch bald mein neues Zuhause auf Zeit.

Die Ankunft in Vancouver

Am Morgen kam ich in der Westküstenstadt Vancouver an. Nach einem kurzen Check meines Nests konnte ich dann mein Gepäck im Bahnhof abholen. Leider hat das Gepäckband ewig gebraucht bis auch ich endlich mein Koffer und mein Backpack Rucksack in Händen hatte. Voller Vorfreude ging ich also, nachdem ich alles beisammen hatte, in eine der schönsten Küstenstädte auf Erden.

Wie schon gesagt möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Ich habe interessante Menschen kennenlernen, schöne Landschaften sehen und tolle Erinnerungen machen dürfen. Ich würde jedem empfehlen diese Reise einmal im Leben gemacht zu haben. Eine Zugfahrt die sich auf jeden Fall bezahlt macht.

Hier weiterlesen:

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 1

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 2

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 3

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 4

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 5

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 6

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 8

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 9

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 10

>> Vanessas Abenteuer-Blog aus Kanada | Teil 11

> Vanessa im Interview mit dem Work & Travel-Magazin

Tipp aus der Redaktion: Wir featuren Vanessa außerdem auf unserem Instagram-Kanal. Dort kannst du dir weitere Fotos live aus Kanada anschauen!

 

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

>> Die 5 besten Outdoor-Aktivitäten in Kanada

>> Die 7 besten Tipps für Vancouver bei Regen

>> Work and Travel in Kanada


8 Gedanken zu „7 | Vanessas Kanada-Blog – Mit dem Zug von Toronto nach Vancouver“

  1. Das sieht wirklich schön aus, vor allem weil neben der Bahn Kanada immer einen guten Eindruck macht. Ich finde Bahnreisen auch entspannend. Da hat man wenigstens mal die Zeit sich alles genau anzuschauen.

    Antworten
    • Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
      Die Zugfahrt durch Kanada war etwas ganz besonderes für mich. Vielleicht geht es für dich ja auch bald auf die selbe Strecke?! ;-)

      Liebe Grüße
      Van

      Antworten
  2. Hallo, Dein Bericht hat mich noch mehr überzeugt, daß ich so eine Reise mit dem Zug machen werde. Ich bin zwar nicht mehr die jüngste, aber es ist seit Jahren mein Wunsch, nach Kanada, und ewtl. nach Alaska zu reisen. Nächsten Jahr werde 64, und dann kann hoffentlich mein Traum in Erfüllung gehen. Vielen Dank für deine Erfahrungen, und ausführliche Berichte. Viel Erfolg für die Zukunft. Erika Reichert

    Antworten
    • Wow – es freut mich sehr zu hören, dass ich andere Menschen mit meinen Erfahrungen und Berichten inspirieren kann! Es ist schließlich nie zu spät seine Träume zu verwirklichen.
      Ganz viel Spaß im schönsten Land auf der Welt ;-)

      Liebe Grüße
      Van

      Antworten
  3. Hallo Vanessa,

    erstmal vielen Dank für deinen tollen Blogeintrag! Ich werde im Dezember die gleiche Tour machen und würde auch die Economy Class wählen. Ich habe gehört, dass man im Zug ein günstiges Upgrade machen kann, wenn es noch viele freie Plätze gibt. Hast du davon etwas gehört? Ich stelle mir es nämlich ziemlich ungemütlich vor, drei Nächte im Sitz zu schlafen….

    Vielen Lieben Dank für deine Antwort!

    Antworten
    • Vielen lieben Dank für deine Kommentar Patrizia!
      Es freut mich immer sehr zu lesen, dass ich Menschen zum Reisen animieren kann ;-)
      Ob man ein Upgrate während der Reise im Zug machen kann, weiß ich leider nicht. Aber vor Ort fragen kostet ja nichts ;-)

      Ich wünsche dir viel Spaß bei deiner Reise durch Kanada!!!

      Liebste Grüße
      Van

      Antworten

Schreibe einen Kommentar